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Nachtspeicherheizung richtig bedienen – oder soll sie raus?

Nachtspeicherheizung
Foto: AdobeStock.de / Robert Poorten

Eine Nachtspeicherheizung ist ein Heizsystem, das Wärme während der Nachtstunden speichert und diese tagsüber abgibt. Wie effizient und nachhaltig diese Heizungen sind, erfährst du hier.

Nachtspeicherheizungen, auch bekannt als Nachtspeicheröfen, erzeugen Wärme aus Strom. Das Heizsystem bezieht dabei nachts Strom, da Nachtstrom unter gewissen Umständen günstiger ist als Tagstrom. Nachtspeicherheizungen erfreuten sich vor allem in den 50er und 60er Jahren großer Beliebtheit. Anschließend gerieten die Heizungen in Verruf, da sie als zu wenig klimafreundlich kritisiert wurden.

2009 verabschiedete die Bundesregierung einen Beschluss, nach dem alle Nachtspeicherheizungen bis 2020 abgebaut werden sollten. Die neue Energiesparverordnung hebt diesen Beschluss nun jedoch auf: So könnten Nachtspeicherheizungen eine umweltfreundliche Heiz- und Speichermethode darstellen, wenn sie mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Was ist eine Nachtspeicherheizung?

Eine Nachtspeicherheizung funktioniert folgendermaßen:

  1. Aufladung in der Nacht: Während der Nacht verwendet die Heizung elektrische Energie, um spezielle Speichermaterialien (oftmals Keramik oder Schamottsteine) im Inneren des Geräts zu erhitzen. Diese Materialien können die Wärme gut speichern.

  2. Speicherung der Wärme: Die gespeicherte Wärme wird in den Speichermaterialien gehalten, bis sie benötigt wird.

  3. Abgabe der Wärme am Tag: Tagsüber, wenn die Raumtemperatur sinkt, wird die gespeicherte Wärme langsam freigesetzt und über einen Lüfter oder Konvektionsströme in den Raum abgegeben.

Nachhaltig und klimafreundlich sind Nachtspeicherheizungen in erster Linie dann, wenn du sie mit Ökostrom aus erneuerbaren Energien betreibst.

    Nachtspeicherheizung bedienen: So geht's

    In den 50er und 60er Jahren war es nicht leicht, eine Nachtspeicherheizung zu betreiben, da Nutzer:innen am Vortag entscheiden mussten, wie viel Wärme sie am nächsten Tag benötigen würden. War es am nächsten Tag dann doch kühler als angenommen, reichte die Wärme oftmals nicht aus und die Heizung konnte die Wohnräume nicht ausreichend beheizen.

    Heute ist die Bedienung einer Nachtspeicherheizung deutlich einfacher geworden. Du kannst die Heizung einfach digital steuern und musst nicht mehr im Voraus planen. Sollte die gespeicherte Wärme aus der Nacht einmal nicht ausreichen, kann eine Zusatzheizung auch Wärme aus dem Netz beziehen. In der Regel ist das jedoch nicht notwendig.

    Bei den digitalen Einstellungen einer Nachtspeicherheizung kannst du auswählen, welche Raumtemperatur erreicht werden soll und wie viel Strom die Heizung nachts speichern soll. Auch kannst du die Heizung beziehungsweise die Zusatzheizung über die digitale Steuerung ganz ein- und ausschalten.

    Besonders effizient ist eine automatische Steuerung. Dabei berechnet die Nachtspeicherheizung selbst, wie viel Strom sie abhängig von der jeweiligen Außentemperatur speichern muss.

    Nachtspeicherheizung: Diese Kosten fallen an

    Die Kosten einer Nachtspeicherheizung berechnen sich je nach dem aktuellen Strompreis.
    Die Kosten einer Nachtspeicherheizung berechnen sich je nach dem aktuellen Strompreis.
    (Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

    Eine einzelne Nachtspeicherheizung kostet etwa 500 bis 100 Euro. Zudem benötigst du für jeden Wohnraum eine eigene Speicherheizung. Für ein Einfamilienhaus können sich die Anschaffungskosten damit insgesamt auf etwa 2500 bis 8000 Euro belaufen.

    Der eigentliche Sinn einer Nachtspeicherheizung war ursprünglich das Einsparen von Stromkosten in der Nacht. Heute bieten die meisten Stromanbieter jedoch keine speziellen Nachtstrompreise mehr an. Du sparst also in der Regel kein Geld, wenn du nachts Strom beziehst. Mehr zu diesem Thema erfährst du auch hier: Geld sparen: Ist es günstiger, die Waschmaschine nachts laufen zu lassen?

    Es gelten also auch für eine Nachtspeicherheizung die normalen Strompreise. Bei einem Strompreis von 26 Cent pro Kilowattstunde kostet eine Nachtspeicherheizung für eine 60-Quadratmeter-Wohnung pro Jahr etwa 2.028 Euro. Für ein Haus von 200 Quadratmetern entstehen Heizkosten von 4.680 Euro pro Jahr.

    Lohnt sich eine Nachtspeicherheizung?

    Da das ursprünglich eingeführte Verbot von Nachtspeicherheizungen mittlerweile wieder aufgehoben wurde, kannst du den Heizungstyp auch heute noch neu einbauen lassen. Auch in dem überarbeiteten Gebäudeenergiegesetz (GEG), das seit 2024 gilt, sind Nachtspeicherheizungen nicht direkt verboten. Allerdings dürfen jegliche Heizungen, die mit Strom heizen, nur dann eingebaut werden, wenn sie ausreichend gedämmt sind. Dies ist im Paragraph 71d des Gebäudeenergiegesetzes festgehalten.

    Zudem fördert das neue GEG gezielt den Austausch von Nachtspeicherheizungen, da dieser finanziell bezuschusst werden kann.

    Aufgrund dieser politischen Rahmenbedingungen lohnt sich die Neuanschaffung einer Nachtspeicherheizung in der Regel nicht. Grundsätzlich ist der Heizungstyp nur sinnvoll….

    • für Gebäude und Regionen ohne Gasanschluss: Hier sind andere Heizsysteme schwer zu installieren oder besonders kostenintensiv.
    • in Kombination mit erneuerbaren Energien: Produzieren Haushalte zu viel erneuerbare Energie (zum Beispiel aus einer PV-Anlage), kann eine Nachtspeicherheizung die überschüssige Energie speichern und bei Bedarf wieder freisetzen.
    • für Gebiete mit Nachtstromtarifen: Die meisten Stromanbieter haben keine Nachtstromtarife mehr. Ganz ausgestorben sind sie dennoch nicht. Mit einem Nachtstromtarif kann sich eine Nachtspeicherheizung durchaus rentieren, da sie in dem Fall nachts kostengünstig Strom beziehen kann.
    • als Zusatzheizung in weniger genutzten Räumen: Gibt es Räume im Haus oder der Wohnung, die nur bedarfsweise geheizt werden, ist eine Nachtspeicherheizung dafür eine effiziente Möglichkeit.

    Auch wenn du in einem Gebäude wohnst, in dem es bereits einen Nachtspeicherofen gibt, kann es aus ökologischer und finanzieller Perspektive sinnvoll sein, diesen weiterhin zu benutzen und kein völlig neues Heizsystem einzubauen.

    Wurde die Nachtspeicherheizung jedoch vor 1984 installiert, solltest du sie in jedem Fall auswechseln lassen. Denn bis 1984 wurden die Heizungen häufig mit gesundheitsschädlichem Asbest verbaut. Bist du Mieter:in, so hast du Anspruch darauf, dass Vermieter:innen Asbest-Materialien auswechseln. Bei Verdacht auf Asbest müssen Vermieter:innen Proben nehmen und diese untersuchen lassen. Dafür genügt eine schriftliche Anfrage.

    Nachtspeicherofen entsorgen: Tipps und Hinweise

    Möchtest du einen Nachtspeicherofen entsorgen, weil das Heizsystem sich finanziell für dich nicht lohnt, so musst du die Heizung von zugelassenen Fachfirmen beseitigen lassen. Nur diese sind dazu berechtigt, da die Heizung eventuell noch Asbest beinhalten kann. Auf keinen Fall solltest du die Nachtspeicherheizung selbstständig auseinandernehmen.

    Die Fachbetriebe geben das Heizsystem anschließend als Elektroschrott bei kommunalen Sammelstellen ab. Die Kosten für die Demontage und Abholung müssen die Besitzer:innen der Nachtspeicherheizung selbst tragen. Sie belaufen sich in der Regel auf 100 bis 230 Euro.

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