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Östrogen in Soja: Macht Tofu Männer impotent?

Östrogen in Soja
Foto: colourbox.com/Haivoronska_Y

Macht Östrogen in Soja, Tofu und Sojadrinks diese Lebensmittel für Männer ungesund oder gar gefährlich? Hier erfährst du, was an den Aussagen dran ist und wie die aktuelle Studienlage aussieht.

Soja gilt gemeinhin als gesund – für Frauen. Das liegt daran, dass in Soja Östrogen enthalten ist. Es handelt sich dabei um ein Pflanzenhormon, das dem weiblichen Hormon Östrogen sehr ähnlich ist.

Bedeutet das umgekehrt dann, dass Sojadrinks, Tofu, Miso und Co. Männern schaden können? Glaubt man den Geschichten, die in den sozialen Medien und im Internet kursieren, ist Soja eine Gefahr für die Fortpflanzung. „Verweiblichen“ Männer also durch den Genuss von Soja? Oder werden sie gar impotent? 

Disclaimer: Wir verwenden hier die Begriffe „Männer“ und „Frauen“ für Menschen, die aufgrund ihrer biologischen Geschlechtsmerkmale von der Forschung so klassifiziert werden. Darauf beziehen sich die Studienergebnisse. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass sich die betroffenen Menschen nicht zwingend als Männer identifizieren.

Östrogen in Soja: Ähnlich, aber nicht identisch

Das Östrogen in Soja ist dem menschlichen Östrogen ähnlich.
Das Östrogen in Soja ist dem menschlichen Östrogen ähnlich.
(Foto: CC0 / Pixabay / jcesar2015)

Die Sojapflanze bildet einen sekundären Pflanzenstoff, ein Isoflavon. Dieser zeigt eine ähnliche Wirkung wie das menschliche Hormon Östrogen.

Das Medizinportal DocCheck informiert, dass Östrogen eine Bezeichnung für mehrere Hormone ist, die beim weiblichen Zyklus und in der Schwangerschaft eine wesentliche Rolle spielen. Übrigens bildet auch der männliche Körper Östrogen aus, nur eben in wesentlich geringeren Mengen.  

Das in Soja enthaltene Isoflavon ist in seiner Struktur dem menschlichen Östrogen sehr ähnlich. Daher wird es oftmals als „Pflanzenhormon“ oder Phytoöstrogen bezeichnet. Die Bundeszentrale für Risikobewertung (BfR) erklärt, dass die Isoflavone in der Soja die Wirkung des weiblichen Hormons Östrogen nachahmen, es aber auch blockieren können.

Ein medizinischer Fachartikel erläutert diesen Effekt näher: Soja-Pflanzenhormone können im menschlichen Körper an den gleichen Rezeptoren andocken wie Östrogen. Dadurch setzen sie entweder die hormonähnliche Wirkung in Gang oder blockieren die Andockstelle für das körpereigene Östrogen.

Wie gefährlich ist das Östrogen in Soja nun eigentlich?

In der traditionellen asiatischen Küche sind Östrogene im Soja kein Thema..
In der traditionellen asiatischen Küche sind Östrogene im Soja kein Thema..
(Foto: CC0 / Pixabay / bigfatcat)

Müssen nun Männer wegen des Östrogens in Soja die pflanzliche Proteinquelle meiden? Macht Soja Männer impotent?

Bei dieser Frage ist die Forschung noch nicht zu einer einheitlichen Antwort gekommen. Allerdings gehen neuere Metastudien eher in Richtung Entwarnung.

Es gibt Studien, die einen Zusammenhang herstellen, zwischen dem Verzehr von Soja-Isoflavonen und einer geringeren Anzahl von Spermien. Dagegen stellen andere Studien wiederum keinen medizinisch belegbaren Effekt von Soja auf die männlichen Fortpflanzungshormone fest.

Eine fachliche kritische Würdigung der Studien zu diesem Thema kommt zu dem Schluss, dass der Genuss von Soja-Isoflavonen keinerlei „verweiblichende“ Wirkungen bei Männern zeigt:

  • Sojaprodukte und Isoflavone bewirken keine Veränderungen im Hormonspiegel des männlichen Körpers.
  • Soja hat demnach keinen Einfluss auf die Anzahl der Spermien.

Ein weiteres Argument, das für die Unbedenklichkeit von Östrogen in Soja spricht, ist die traditionelle asiatische Küche. Tofu und fermentiertes Soja wie Tempeh oder Miso stehen hier seit Generationen auf dem Speiseplan.  

Das BfR berichtet, dass Menschen in Südostasien traditionell viel Soja essen. Dadurch nehmen sie etwa 60 Milligramm Soja-Isoflavone täglich zu sich. Zum Vergleich: In Europa liegt die durchschnittliche Aufnahme bei zwei Milligramm. Das Institut weist jedoch darauf hin, dass in Europa sojabasierte Lebensmittel zunehmend einen größeren Stellenwert als Fleischersatzprodukte einnehmen. Deshalb ist auch hier mit einem Anstieg der täglichen Isoflavon-Menge aus Sojaprodukten zu rechnen.

Aus diesem Grund sind Daten für den europäischen Raum noch wenig belastbar. Das BfR hat sich über die gesundheitlichen Aspekte von sojahaligen Lebensmitteln noch keine abschließende Meinung gebildet. Dabei geht es nicht nur um die mögliche Gefährdung von Männern durch das Östrogen in Soja, sondern auch um potenzielle Risiken durch Sojaallergien oder Verunreinigungen durch den Anbau der Sojapflanzen.

 

Östrogen in Soja – gesund für Männer und Frauen

Östrogen in Soja kann gesund für Frauen und Männer sein.
Östrogen in Soja kann gesund für Frauen und Männer sein.
(Foto: CC0 / Pixabay / waichi2021)

Das Östrogen in Soja sollte demnach auch für Männer unproblematisch sein. Forschungen gehen sogar noch weiter und deuten an, dass eine mit Soja angereicherte Ernährung auch für Männer gesund sein kann.

Ähnlich wie bei Frauen könnte Soja auch bei Männern bestimmten Krebserkrankung vorbeugen:

  • ProstatakrebsStudienergebnisse weisen in die Richtung, dass die Östrogene in Soja auch Männer vor Krebs schützen könnten.
  • Prostatavergrößerungen – Ein urologischer Fachartikel beschreibt, dass Soja-Isoflavonen eingesetzt werden könnten, um Beschwerden durch eine vergrößerte Prostata zu lindern. Im Alter leiden Männer aufgrund der Prostatavergrößerung häufig an Problemen beim Wasserlassen.

Das Östrogen in Soja kann sich auch jenseits von Krebsvorbeugung positiv auf die Gesundheit von Frauen auswirken. Vor allem Beschwerden rund um den weiblichen Zyklus oder auch in der Menopause könnten sich durch eine sojareiche Ernährung lindern lassen.

In einer Präsentation von 2008 zeigt das BfR weitere Einsatzbereiche für Soja-Isoflavone auf, die Mediziner:innen diskutieren. Dazu zählen beispielsweise:

  • Vorbeugung gegen Osteoporose
  • Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem
  • Vorbeugung gegen Krebs (etwa Brustkrebs)

Fazit: Macht Östrogen in Soja Männer impotent?

Für eine Gefährdung durch Östrogen in Soja gibt es keine belastbaren Beweise.
Für eine Gefährdung durch Östrogen in Soja gibt es keine belastbaren Beweise.
(Foto: CC0 / Pixabay / ha11ok)

Für die Behauptung, dass die Östrogene in Soja für Männer bedenklich sind, gibt es keine fundierten Beweise. Im Gegenteil: Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass eine sojareiche Ernährung durchaus eine gesundheitsfördernde Wirkung haben kann. Medizinische Beobachtungen aus dem südostasiatischen Raum stützen diese Vermutungen.

Soja ist reich an hochwertigen Proteinen und stellt somit eine nahrhafte Alternative zu Fleisch dar. Die biologische Wertigkeit von Sojaprotein ist mit dem Wert von Schweinefleisch zu vergleichen. Laut einer Tabelle der Akademie für Sport und Gesundheit beträgt der Wert für beide Proteinarten 85. Die biologische Wertigkeit gibt an, wie effizient der Körper die Proteine aus Lebensmitteln verarbeiten kann. Dabei dient das Eiprotein als Referenzwert von 100.

Achte jedoch darauf, dass du Biosoja aus nachhaltigem Anbau verwendest. Mitunter kann Soja aus genmanipulierten Anbau stammen – oder die Plantagen entstehen auf gerodetem Regenwald. Mit der Regenwald-Abholzung schwinden auch die natürlichen CO2-Speicher, die die Treibhausgase binden.

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