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PIWI-Weine: Die Zukunft des Weintrinkens?

PIWI Wein
Foto: CC0 / Pixabay / PhotoMIX-Company

Die Grundlage für PIWI-Weine bilden Rebsorten mit pilzresistenten Eigenschaften. Was genau das bedeutet und welche PIWI-Weine es schon in Deutschland gibt, erfährst du in diesem Artikel.

PIWI ist eine eingeschriebene Marke und steht für Rebsorten, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten aufweisen sollen. Deshalb auch PIWI – also pilzwiderstandsfähig. Der Anbau von PIWI-Weinen soll es ermöglichen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und die Umwelt zu schonen. Es gibt aber auch Vorbehalte gegenüber PIWI-Weinen. Ihre Vor- und Nachteile haben wir dir hier auf einen Blick zusammengefasst.

Warum ist PIWI nachhaltig?

PIWI-Weine benötigen kaum Pflanzenschutzmittel.
PIWI-Weine benötigen kaum Pflanzenschutzmittel.
(Foto: CC0 / Pixabay / JillWellington)

PIWI-Weine werden aus pilzresistenten Rebsorten gekeltert. Bei diesen Rebsorten handelt es sich um Kreuzzüchtungen europäischer Sorten mit amerikanischen und asiatischen Wildarten. Deshalb sind PIWIs wesentlich weniger anfällig für Krankheiten und kommen fast ohne Pestizide beziehungsweise Fungizide aus.

Fungizide gehören zu den Pestiziden und sollen vor allem Pilze abtöten. Sie sind jedoch nicht nur für Pilze schädlich, sondern auch für die menschliche Gesundheit und die Biodiversität. Da im PIWI-Weinanbau weniger Fungizide verwendet werden, müssen auch weniger spezielle Fahrzeuge betrieben werden, welche die Fungizide ausbringen. So lassen sich auch so CO2-Emissionen einsparen.

PIWI-Weine sind also nachhaltiger, weil sie:

  • nur wenige ökologische Pflanzenschutzmittel benötigen
  • nicht auf chemische Pflanzenschutzmittel angewiesen sind
  • weniger CO2-Ausstoß verursachen

Achtung: Nur weil die PIWI-Rebsorten weniger Pestizide benötigen, haben sie nicht automatisch Bio-Qualität. Es gibt aber auch Bio-PIWI-Weine. Welche Biowein-Siegel existieren, kannst du in unserem Artikel nachlesen.

Langwierige Züchtung von PIWI-Weinen

Die Züchtung einer neuen PIWI Sorte dauert mehrere Jahrzehnte.
Die Züchtung einer neuen PIWI Sorte dauert mehrere Jahrzehnte.
(Foto: CC0 / Pixabay / Gogo-Upright)

Von der Züchtung einer PIWI-Rebsorte bis zur Marktreife dauert es einige Zeit.

  • PIWI-Weine sind nicht genmanipuliert. Sie werden gezüchtet, indem die Blüten einer Mutterpflanze mit dem Pollen einer Vaterpflanze bestäubt werden. Es werden also die Blüten einer Edelsorte mit dem Pollen einer Wildart befruchtet.
  • Aus den sich daraus bildenden Trauben werden neue Pflanzen herangezogen. Diese tragen erst nach einigen Jahren die ersten Früchte.
  • Nun muss mehrere Male eine Rückkreuzung vorgenommen werden. Das bedeutet, dass die Winzer:innen die Neuzüchtung mit der ursprünglich verwendeten Edelsorte kreuzen. Denn die Neuzüchtungen erben nicht nur positive Eigenschaften wie Pilzresistenz von der Wildart, sondern mitunter auch negative Eigenschaften wie einen unangenehmen Geschmack oder geringe Erträge.
  • Diese Rückkreuzungen mit der Edelsorte dauern zwischen 15 und 20 Jahre. Im Idealfall ist nun der unangenehme Geschmack verschwunden und die Ertragsleistung hat sich verbessert.
  • Jetzt muss der Wein nochmal ungefähr 25 Jahre gezüchtet werden. Die Winzer:innen müssen aus den Nachkommen die auswählen, die das beste Potenzial für eine neue Sorte besitzen.

Die Züchtung einer neuen PIWI-Sorte ist also sehr aufwendig und zeitintensiv. Es vergehen mehrere Jahrzehnte.

Kritik an PIWI

PIWI Rebsorten sind meist nur als Tafelweine zugelassen.
PIWI Rebsorten sind meist nur als Tafelweine zugelassen.
(Foto: CC0 / Pixabay / WolfBlur)

PIWI-Weine stehen in der EU in der Kritik, da die Sorten unter anderem aus asiatischen oder amerikanischen Wildreben gezüchtet werden. Laut Kritiker:innen lässt sich aus ihnen kein europäischer Qualitätswein produzieren. Somit sind die meisten PIWI-Rebsorten nicht für Qualitätsweine, sondern lediglich für Tafelweine zugelassen.

Exkurs: Güteklassen von Wein

In Deutschland werden vier Weingüteklassen unterschieden:

  • Prädikatswein: Für Prädikatsweine gelten die höchsten Qualitätsanforderungen. Sie müssen unter anderem aus einem einzigen Anbaugebiet stammen und dürfen nicht mit Zucker angereichert werden. Prädikate, mit denen ein Wein ausgezeichnet werden kann, sind beispielsweise: Kabinett, Auslese, Spätlese oder Beerenauslese.
  • Qualitätswein bezeichnet die zweithöchste Güteklasse. Es wird hier zwischen Qualitätsweinen bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.) sowie Qualitätsweinen garantierten Ursprungs (Q.g.U.) unterschieden. 
  • Landwein: Landweine besitzen eine geschützte geografische Angabe.
  • Tafelwein ist die niedrigste Qualitätsstufe für einen Wein aus Deutschland. Tafelweine unterliegen lediglich geringen Qualitätsprüfungen.

PIWI-Weine werden also in ihrer Qualität kritisiert und sind aufwendig in der Züchtung. Zudem kann es sein, dass die PIWI-Rebe mit der Zeit zu einem gewissen Grad ihre Pilzresistenz verliert. Trotzdem sieht unter anderem das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in PIWI-Weinen Potential. Das BMEL fördert in dem Verbundvorhaben „VITIFIT – Gesunde Reben (Vitis vinifera) im Ökoweinbau durch Forschung, Innovation und Transfer“ die Erforschung von Methoden, um den Weinbau ökologischer zu gestalten. PIWI-Weinen spielen dabei eine wichtige Rolle.

PIWI in Deutschland

PIWI-Weine werden mittlerweile auch in Deutschland angebaut. Deutsche PIWI-Sorten sind beispielsweise Bronner und Cabernet Cortis aus Freiburg oder Regent aus Siebeldingen in der Pfalz. Auch in Österreich und Ungarn bauen Winzer:innen PIWI-Sorten an.

Auch im Geschmack sollen PIWI-Weine mit klassichen Rebsorten mithalten können. Cabernet Blanc und Sauvignac sollen beispielsweise dem Sauvignon Blanc ähneln. Den Cabernet Blanc züchtete 1991 Valentin Blattner, indem er Reben des Cabernet Sauvignon mit Resistenzpartnern kreuzte. Valentin Blattner gilt als Pionier unter den Züchter:innen pilzresistenter Weinreben. Einen Cabernet Blanc in Bio-Qualität** kannst du beispielweise vom Weingut Galler erwerben.

Möchtest du gern mehr über PIWI beziehungsweise nachhaltigen Weinanbau lernen, schau doch mal in den Videoblog „Weinbau der Zukunft“ von Delinat** rein.

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