Richtig Lüften im Winter: Kippen, Stoßlüften oder Durchzug – was wirklich funktioniert

Richtig lüften im Winter: Wann Kipplüftung, Stoßlüften und Durchzug die beste Methode sind
Foto: Utopia (bw)

Wie lüftet man im Winter richtig? Expert:innen erklären, wann Kippfenster tabu sind, warum Stoß- und Querlüften so wichtig ist – und wie du Schimmel verhinderst, ohne Heizenergie zu verschwenden.

Wenn die Temperaturen sinken und wir es uns drinnen gemütlich machen, wird das Thema Lüften plötzlich zum Balanceakt: Einerseits soll möglichst wenig Heizenergie verloren gehen, andererseits müssen Feuchtigkeit und verbrauchte Luft nach draußen. Richtiges Lüften sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern schützt auch die Bausubstanz und beugt Schimmel vor.

Warum Lüften im Winter unverzichtbar ist

Kochen, Duschen, Wäsche trocknen, Pflanzen, Schlafen – im Wohnungsalltag entsteht viel Feuchtigkeit. Ein Mensch allein gibt pro Nacht rund einen halben Liter Wasser an die Umgebungsluft ab. Feuchte Luft kann sich an kalten Oberflächen niederschlagen und Schimmel begünstigen.

Energie-Expert:innen sind sich einig: Regelmäßiges Lüften ist die wirksamste Maßnahme gegen Feuchtigkeit und Schadstoffe in Innenräumen.

Aber wie wird am besten gelüftet? Wann sollten wir die Fenster kippen? Wann ist Stoß- und Querlüften die beste Methode? Und was ist überhaupt der Unterschied zwischen Stoß- und Querlüften?

Kipplüften – im Winter nur in Ausnahmefällen

Viele Menschen lassen im Winter gerne ein Fenster „auf Kipp“. Das fühlt sich harmlos an, ist aber selten sinnvoll. Denn dauerhaft gekippte Fenster führen zu hohen Wärmeverlusten und bringen zu wenig Luftaustausch.

Das Umweltbundesamt erklärt: „Es erhöht den Energieverbrauch und die Heizkosten drastisch, wenn Fenster über längere Zeit gekippt bleiben. Die Wand entlang der Fenster kann rasch auskühlen, was zu Schimmelbildung durch Kondenswasser führen kann.“

Warum Kippfenster nicht ideal sind:

  • Geringer Luftaustausch: Feuchte Luft entweicht nur langsam nach draußen.
  • Hohe Energieverluste: Die Fensterlaibung und die Wand kühlen aus.
  • Schimmelrisiko steigt: Kalte Oberflächen + feuchte Raumluft = Kondensation.

Wann die Kippstellung trotzdem sinnvoll sein kann:

  • sehr kurzfristig, wenn man z. B. Essensgerüche abziehen lassen möchte und Stoßlüften gerade nicht möglich ist
  • kurzfristig als ergänzende Maßnahme nach dem Stoßlüften, um die Luft frisch zu halten, ohne den Raum komplett auszukühlen

Fazit: Im Winter sollten die Fenster nur kurzfristig und punktuell gekippt werden und niemals dauerhaft.

Stoßlüften – der Winterstandard

Stoßlüften bedeutet: Das Fenster ist vollständig geöffnet, die Heizkörper werden währenddessen kurz heruntergedreht, nach wenigen Minuten wird das Fenster wieder geschlossen.

Laut Umweltbundesamt ist Stoßlüften bei geöffnetem Fenster in der kalten Jahreszeit wirksamer und energieeffizienter als eine dauerhafte Kipplüftung. Bei starker Temperaturdifferenz zwischen innen und außen kann ein kurzer Luftwechsel genügen — die Verbraucherzentrale empfiehlt drei bis fünf Minuten.

Vorteile des Stoßlüftens:

  • schneller Austausch verbrauchter Luft
  • minimaler Wärmeverlust
  • Wände und Möbel kühlen kaum aus
  • ideal für Wohnungen ohne Durchzugsoption

Wann stoßlüften?

  • morgens direkt nach dem Aufstehen
  • nach dem Kochen
  • nach dem Duschen
  • wenn mehrere Personen längere Zeit im Raum waren
  • vor dem Schlafengehen

Richtlinie: Zwei- bis viermal täglich — je mehr Feuchtigkeit entsteht, desto öfter.

Querlüften – die Königsdisziplin

Querlüften heißt: Zwei gegenüberliegende Fenster oder ein Fenster und eine Balkontür werden komplett geöffnet, die Innentüren in der Wohnung sind offen, das sorgt für Durchzug. Energieberater:innen betonen: „Durchzug sorgt in kürzester Zeit für einen nahezu vollständigen Luftwechsel.“ Wenn du die Möglichkeit für Durchzug hast, ist Querlüften immer die beste Wahl.

Vorteile des Querlüftens:

  • schnellste Lüftungsmethode
  • extrem effizient bei Feuchtigkeitsspitzen (Duschen, Kochen)
  • optimaler Luftaustausch ohne nennenswertes Auskühlen der Räume

Dauer: Im Winter sind meist 2–3 Minuten völlig ausreichend.

Lüften als tägliche Gewohnheit — ein paar praktische Tipps

  • Morgen-Ritual: Direkt nach dem Aufstehen Fenster weit öffnen, drei bis fünf Minuten durchlüften — das ist gut für frische Luft im Schlafzimmer.
  • Feuchte-Alarm: Nach Kochen, Duschen, Wäsche oder hoher Luftfeuchtigkeit sofort lüften.
  • Abend-Routine: Vor dem Schlafengehen noch einmal Stoß- oder Querlüften — frische Luft fördert guten Schlaf.
  • Türen offen lassen (wenn möglich), damit sich frische Luft im ganzen Wohnraum verteilen kann.
  • Heizung intelligent steuern: Thermostat beim Lüften kurz runter, danach wieder hoch — viele smarte oder automatische Ventile machen’s einfacher.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.
War dieser Artikel interessant?