Rosen zum Valentinstag sind ein Klassiker. Der Test von Öko-Test zeigt: Die meisten Rosensträuße sind alles andere als romantisch, sondern pestizidverseucht. Viele der gefundenen Pestizide sind in der EU längst verboten. Am besten schnitt ein Billigstrauß vom Discounter ab.
Rosen sind die Lieblingsblumen der Deutschen. Vor allem zum Valentinstag sind die Supermärkte, Discounter, Blumenläden und auch die Shops der Onlineversender voll mit den langstieligen Schnittblumen. Oft sind die Sträuße für nur wenige Euro zu haben.
Der aktuelle Test von Öko-Test zeigt aber: Von der romantischsten Blume aller Zeiten solltest du – zumindest im Februar – die Finger lassen. Die Rosen, die mit dem Flieger aus Südamerika oder Ostafrika eingeflogen werden, haben nicht nur eine miserable Klimabilanz, sondern bringen auch noch jede Menge Spritzgifte mit. Auch solche, die in der EU schon lange verboten sind.
Rosensträuße bei Öko-Test: Giftcocktail inklusive
Öko-Test hat 21 Rosensträuße in verschiedenen Farben und Preisklassen in Supermärkten, Discountern und bei Online-Blumenhändlern gekauft und im Labor umfangreich auf Pestizide testen lassen. In den Rosen haben die Tester:innen insgesamt über 50 verschiedene Pestizide gefunden. Nur ein einziger Strauß hat „gut“ abgeschnitten.
Tops und Flops im Rosen-Test von Öko-Test
Sieger im Test war der Discounter Aldi mit seinem Strauß Fairtrade Rosen, weiß-rosa-rot-Mix. Er bekam als einziger ein „gut“ als Gesamturteil. Der Strauß enthielt relativ wenig bedenkliche Pestizide (nichtsdestotrotz drei an der Zahl!) und keine in der EU verbotenen Spritzmittel. Ein anderer Strauß von Aldi (ohne Fairtrade-Siegel) hat allerdings nur ein „mangelhaft“ bekommen.
Vor allem die teuren Rosensträuße von Versendern wie Blumenshop.de, Euroflorist und Fleurop sind mit „ungenügend“ durchgefallen. Trauriger Verlierer im Test: Der Fleurop Rosenstrauß Colorful Roses. Hier fand das Labor Rückstände von sage und schreibe 21 verschiedenen Pestiziden. „Bei zehn Spritzgiften handelt es sich sogar um solche, die wir als besonders bedenklich einordnen“, erläutert Öko-Test. „In dieser Problemgruppe landen etwa Verbindungen, die laut aktueller Studienlage sicher oder wahrscheinlich krebserregend, erbgutverändernd, fortpflanzungsschädigend oder bienentoxisch sind.“
Spritzmittel en masse, die bei uns verboten sind
Bei 75 Prozent der Rosensträuße im Test fanden die Tester:innen Spritzmittel, deren Anwendung in Europa verboten ist, so zum Beispiel das Insektizid Thiacloprid oder das Fungizid Carbendazim.
Carbendazim gilt als vermutlich reproduktionstoxisch. Das bedeutet, es kann die Fruchtbarkeit gefährden. Thiacloprid steht laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu schädigen und ist als „vermutlich krebserregend“ eingestuft. Seit 2021 ist das Mittel in der EU nicht mehr zugelassen.
Die bei uns verbotenen Mittel werden von europäischen Chemiekonzernen hergestellt und in Länder verkauft, in denen die Vorschriften weniger streng sind. „Eine Riesensauerei“, meint Öko-Test. Das Problem: Im Unterschied zu Nahrungsmitteln gibt es bei Blumen keine Grenzwerte für Pestizidrückstände.
„Flug-Rosen“: viele Probleme im Gepäck
Rosen, die bei uns im Februar zu kaufen sind, bringen viele Probleme mit sich:
- Transportweg und Klimabilanz: Die Blumen, die du bei uns im Winter kaufen kannst, kommen fast ausschließlich aus Ostafrika. Sie kommen mit dem Flugzeug – und haben damit automatisch eine miese CO2-Bilanz.
- Wasserverbrauch: Der Rosenanbau verbraucht unglaubliche Mengen an Wasser, das in den trockenen Anbauländern Mangelware ist. Viele Rosen stammen aus der Gegend um den Naivashasee in Kenia. Bedingt durch die Blumenzucht sinkt der Wasserspiegel dort kontinuierlich. Die Chemikalien, die auf den Farmen eingesetzt werden, werden häufig direkt zurück in den See gepumpt.
- Pestizide: Die Spritzgifte, die nachher bei uns in der Wohnung landen, sind aber vor allem für die Arbeiter:innen vor Ort ein Problem, denn vielerorts wird ohne geeignete Schutzausrüstung gearbeitet. Laut Pestizidatlas 2022 erkranken weltweit jährlich 385 Millionen Menschen an Pestizidvergiftungen und den Langzeitfolgen. „Vor allem Menschen im globalen Süden, die auf dem Land arbeiten, sind betroffen“, so der Bund für Naturschutz (BUND).
- Arbeitsbedinungen: Die Arbeiter:innen arbeiten unter miserablen Bedingungen und zu mickrigen Löhnen.
- Monokulturen: Der Rosenanbau in riesigen Monokulturen führt zu einem Verlust der Biodiversität und zum Auftreten resistenter Schädlinge und Krankheiten.
Sind Fairtrade-Rosen besser?
Hier lautet die Kurzantwort: Besser ja, gut nein.
Viele Blumen, die in Blumenläden, im Internet, in Supermärkten und Discountern verkauft werden, sind inzwischen Fairtrade-zertifiziert. Blumen mit dem Fairtrade-Siegel sind sozialverträglich – aber nicht bio und nicht frei von Giften.
Das Fairtrade-Siegel steht dafür, dass Arbeiter:innen eine Fairtrade-Prämie enthalten und beim Spritzen der Blumen Schutzkleidung tragen müssen. Zudem dürfen sie sich in Gewerkschaften organisieren und bekommen den gesetzlichen Mindestlohn gezahlt.
Nichtsdestotrotz sind auch Fairtrade-Rosen kein Freifahrschein. „Löhne auf existenzsicherndem Niveau konnte auch Fairtrade für die Blumenfarmen bisher nicht rausschlagen“, schreibt Öko-Test. Die Ergebnisse des Rosen-Tests von Öko-Test zeigen außerdem: Auch wenn für die Farmen strengere Umweltkriterien gelten, enthalten auch Fairtrade-Sträuße zu viele gefährliche Pestizide.
Dazu erklärt Fairtrade Deutschland: „Ein Anbau ohne Pflanzenschutzmittel ist unter diesen Bedingungen und bei den hohen Anforderungen an die Makellosigkeit der Blumen, wie sie von Handel wie auch von Verbraucher*innen gefordert wird, nicht möglich. Um die Gesundheits- und Umweltrisiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, enthalten die Fairtrade-Standards eine umfassende Liste verbotener Wirkstoffe (Hazardous Materials List, HML), die gemäß aktueller Entscheidungen von Genehmigungsbehörden regelmäßig überarbeitet wird.“
Bei Pflanzenschutzmitteln gibt bei Fairtrade u.a.: Der Umgang und die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist ausschließlich speziell geschultem Personal erlaubt und die Arbeiter:innen müssen Schutzkleidung tragen. Die Farmen müssen jede Form der Nutzung von Pflanzenschutzmitteln dokumentieren.
Alle Testergebnisse kannst du in der Ausgabe 02/23 oder auf ökotest.de nachlesen.
Sind Rosen aus Europa eine Alternative?
Rosen aus Europa kommen allermeist aus den Niederlanden – und sind keine Alternative, zumindest ökologisch gesehen. Sie verbrauchen zwar nicht so viel Wasser, wachsen aber in Gewächshäusern, die energieintensiv beheizt werden müssen. Eine Studie der britischen Cranfield University hat gezeigt, dass Rosen aus niederländischen Gewächshäusern sechsmal so klimaschädlich sind wie Rosen aus Kenia.
Rosen schenken: Wann ist das okay?
Utopia meint: Rosen im Februar zu kaufen ist in vielerlei Hinsicht eine ganz schlechte Idee. Und zum Valentinstag einen Rosenstrauß verschenken, der garantiert frei von Giften ist, ist ein Ding der Unmöglichkeit, wie uns der aktuelle Test von Öko-Test zeigt. Wer seine:n Liebste:n zum Valentinstag mit einem Geschenk überraschen möchte, sollte sich eine Alternative überlegen. Wir haben hier jede Menge schöne, romantische und nachhaltige Ideen gesammelt:
Für den Blumenkauf gilt generell: Blumen solltest du nur saisonal und regional kaufen. Rosen wachsen von Juni bis August bei uns im Freiland.
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