Beim Scheinfasten kannst du weiterhin Nahrung zu dir nehmen und trotzdem von den zahlreichen Vorteilen des klassischen Fastens profitieren. Wie das genau funktioniert, erfährst du hier.
Fasten soll sich auf unterschiedliche Weise vorteilhaft auf unsere Gesundheit auswirken. So soll es die Regeneration unserer Zellen fördern und Alterungsprozesse aufhalten. Beim klassischen Heilfasten jedoch völlig auf Nahrung zu verzichten und ausschließlich von Tees, Brühe und Säften zu leben, stellt für viele Menschen eine große Herausforderung dar.
Das Scheinfasten soll diese Hürde verkleinern: So kannst du bei dieser Fastenmethode weiterhin Nahrung zu dir nehmen. Allerdings reduzierst du deine Kalorieneinnahme um etwa die Hälfte und versetzt deinen Körper auch so in den Fastenmodus.
Woher kommt die Idee des Scheinfastens?
Begründer des Scheinfastens ist der Wissenschaftler und Altersforscher Professor Valter Longo der University of Southern California in den USA. Er erzählt gegenüber dem MDR, bereits selbst Erfahrungen mit herkömmlichem Heilfasten gesammelt zu haben, und empfand die strikte Fastenmethode als sehr schwierig. Vor etwa zehn Jahren begann er dann, eine Alternative zu entwickeln.
Die Idee für das Scheinfasten kam ihm, als er einen Fastenplan speziell für Krebspatient:innen entwarf. Denn da der Körper bei einer Krebserkrankung bereits stark geschwächt ist, ist ein kompletter Verzicht auf Nahrung kaum denkbar.
Trotzdem könne sich, laut Longo, das Fasten auch bei einer Chemotherapie positiv auf den Organismus auswirken. Als Mittelweg begründete er somit das Konzept des Scheinfastens. Er erforschte dafür, wie viele Kalorien wir zu uns nehmen und den Körper dabei trotzdem in den Fastenmodus versetzen können. Seine Ergebnisse zeigen: Um etwa die Hälfte sollten wir unsere Kalorien für das Scheinfasten reduzieren.
So funktioniert Scheinfasten
Am ersten Tag, dem sogenannten Entlastungstag, empfiehlt Longo 1.100 Kalorien. So stimmst du deinen Körper auf das Fasten ein. An den vier folgenden Tagen stehen jeweils 800 Kalorien auf dem Programm. Nach fünf Tagen kannst du langsam wieder beginnen, die Kalorien zu steigern.
Während des Scheinfastens solltest du ausschließlich pflanzliche Nahrungsmittel zu dir nehmen. Denn tierische Lebensmittel würden unserem Körper das Signal „Wachstum“ vermitteln. Beim Fasten sollen die Zellen jedoch eine Pause von ständigen Aufbauprozessen bekommen. Auch Zucker, Weißmehl und weißer Reis sind tabu. Stattdessen empfiehlt Longo unter anderem Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte.
Nach zwei bis drei Tagen würde der Körper laut Longo in den Fastenmodus umschalten. Dabei beginnt der Körper laut dem GEO-Magazin mit der Zellerneuerung. Er „recycelt“ somit alte und defekte Zellen. Dieser Prozess ist auch als „Autophagie“ bekannt. Denn da unser Organismus einen Mangel an Nährstoffen registriert, greifen die Zellen auf vorhandene Ressourcen zurück. Sie zerlegen dabei sowohl abgestorbenes Zellmaterial, als auch fehlstrukturierte Proteine und ganze Zellorganellen, wie Mitochondrien.
Dabei entsorgt unser Körper automatisch auch potenzielle Krankheitserreger wie Bakterien und Viren. Die Autophagie ist damit ein effizientes Mittel gegen Infektionen und hilft auch dabei, Stress zu reduzieren. Entdeckt wurde der Prozess vom Molekularbiologen Yoshinori Ohsumi. Er erhielt für seine Entdeckung im Jahr 2016 den Nobelpreis für Medizin.
Laut Longo empfiehlt es sich, etwa alle drei Monate für je fünf Tage Scheinfasten durchzuführen. Für Menschen mit Diabetes empfiehlt er das Fastenkonzept sogar einmal im Monat. Der große Vorteil im Gegensatz zum Heilfasten sei auch, dass du während des Scheinfastens keine Muskelmasse verlierst.
Scheinfasten: Das kannst du essen
Beim Scheinfasten kannst du dir deine Mahlzeiten selbst einteilen. Das GEO-Magazin empfiehlt zum Beispiel zum Frühstück einen Gemüse-Smoothie und zum Mittag- und Abendessen Gemüse-Currys, Suppen oder Salate. Wichtig ist nur, dass du eine Kalorienzufuhr von etwa 800 Kilokalorien nicht übersteigst. Um dies zu gewährleisten, kannst du deine Kalorien mithilfe von Apps oder Programmen tracken oder du orientierst dich an Rezepten, die extra für das Scheinfasten ausgelegt sind. Alternativ kannst du dir auch eine fertige Fastenbox bestellen. In dieser sind zum Beispiel gesunde Tütensuppen, Riegel und Gemüsecracker enthalten. Für jeden Tag bekommst du dann eine feste Ration. Allerdings gehen solche Angebote mit viel Verpackungsmüll einher.
Rezepte, die für eine Woche Scheinfasten geeignet sind, findest du zum Beispiel auch hier:
- 4 Gemüsesuppe-Rezepte: Ideen für jede Jahreszeit
- Brokkolisuppe: Leckeres Grundrezept zum Selbermachen (ohne Sahne/Crème fraiche)
- Karotten-Ingwer-Suppe (ohne Crème fraiche)
- Zucchini-Nudeln selber machen
- Ratatouille Rezept
Beachte: Schwangere, Stillende und Menschen, die unter Essstörungen, schweren Herz- und Nieren- und Krebserkrankungen oder anderen Vorerkrankungen leiden sollten nicht beziehungsweise nur unter strenger ärztlicher Aufsicht fasten.
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- Fasten nach Buchinger: So funktioniert die Kur
- Zucker fasten: Mit diesen Tipps schaffst du die Fastenzeit
- Saftfasten: Das solltest du beachten
Überarbeitet von Lena Kirchner
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