Schimmelbefall ist eines der häufigsten Probleme in Häusern und Wohnungen. Um Schimmel zu vermeiden oder zu bekämpfen, gibt es deshalb zahlreiche Tipps. Nicht alle davon helfen aber tatsächlich.
Schimmel in Wohnräumen ist kein seltenes Problem: Gerade in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit wie dem Bad und der Küche entsteht er häufig, aber auch in anderen Wohnbereichen kann er sich zeigen. So weit möchten es viele gar nicht erst kommen lassen und versuchen, der Entstehung von Schimmel auf verschiedene Weise vorzubeugen – zum Beispiel durch ausgiebiges Lüften oder mit Hausmitteln.
Nicht immer sind diese Maßnahmen aber wirksam, denn um Schimmel ranken sich viele Mythen. Wir stellen fünf davon vor und geben dir Tipps, worauf du bei der Vermeidung und der Bekämpfung von Schimmel besser verzichten solltest.
1) Auf Wärmedämmung verzichten
Schimmel kann besonders leicht bei schlechter Luftzirkulation entstehen. Das ist zum Beispiel der Grund, warum du Möbel nicht direkt an Außenwände stellen, sondern einen ausreichenden Abstand zwischen Möbelstück und Wand lassen solltest.
Allerdings wird dieses Prinzip oft missverstanden, was sich zum Beispiel in der Vorstellung der „atmenden Wände“ äußert: Ein verbreiteter Schimmel-Mythos besagt, dass Wärmedämmung für die Vermeidung von Schimmel kontraproduktiv sei, weil sie angeblich den Luftaustausch behindere. Die Wand könne aufgrund des Dämmmaterials dann nicht mehr genug atmen.
Das ist allerdings ein Irrtum, so das Informationsportal Zukunft Altbau, denn ein Luftaustausch über die Wandoberfläche ist bei intakten Wänden gar nicht möglich. Ist eine Wand luftdurchlässig, weist das auf bauliche Probleme hin und ist keineswegs der Normalfall. Eine fachgerecht ausgeführte Wanddämmung dagegen begünstigt nicht etwa die Entstehung von Schimmel, sondern kann ihr vorbeugen, weil sie die Oberflächenwärme der Wand erhöht.
Mehr dazu kannst du in diesem Artikel nachlesen: Wände müssen atmen? Experte widerlegt verbreiteten Schimmel-Mythos.
2) Langes Lüften beugt Schimmel vor
Zum Luftaustausch kann richtiges Lüften besser beitragen als der Verzicht auf Wanddämmung. Allerdings solltest du es dabei nicht übertreiben: Das Umweltbundesamt rät zwar, regelmäßig für frische Luft in Wohnräumen zu sorgen, dabei aber darauf zu achten, dass die Wände nicht zu sehr auskühlen. Denn kalte Wände können die Entstehung von Schimmel begünstigen.
Das Mittel der Wahl ist deshalb das sogenannte Stoßlüften. Dabei sorgst du für maximalen Durchzug innerhalb eines kurzen Zeitrahmens, indem du die Fenster an den gegenüberliegenden Fassaden gleichzeitig öffnest (sofern möglich). Laut dem Umweltbundesamt genügt es im Winter bereits, Wohnräume zwei- bis dreimal am Tag für fünf Minuten zu lüften. Im Sommer kannst du dieses Zeitfenster auf zehn bis 20 Minuten pro Lüftung ausdehnen. Im Schlafzimmer solltest du morgens direkt nach dem Aufstehen fünf bis zehn Minuten lüften, in Küche und Bad direkt nach dem Kochen oder Duschen.
Zu viel zu lüften ist dagegen nicht sinnvoll, weil es gerade im Winter für die Auskühlung der Wände sorgen kann. Aus demselben Grund solltest du darauf verzichten, Fenster dauerhaft gekippt zu lassen: Zum einen geht so viel Heizenergie verloren, zum anderen kann auch dabei der Wandbereich um das Fenster zu sehr auskühlen und anfälliger für Schimmel werden.
Mehr Informationen dazu, wie du richtig lüftest, haben wir hier für dich:
- Richtig lüften: 12 Tipps gegen Schimmel in der kalten Jahreszeit
- Richtig lüften im Frühling: Wann du die Fenster schließen solltest
- Schlafzimmer lüften: Expertin empfiehlt Doppel-Lüft-Technik kalte Tage
- Räume ohne Fenster lüften: Das kannst du tun
3) Luftentfeuchter können Schimmel bekämpfen
Schimmel gedeiht nicht nur auf kalten Wänden, sondern auch bei hoher Luftfeuchtigkeit gut. Ab einer länger andauernden Luftfeuchtigkeit von 70 bis 85 Prozent steigt das Risiko eines Schimmelbefalls deutlich, so das Bayerische Landesamt für Umwelt.
Um die Luftfeuchtigkeit zu senken, gibt es spezielle Luftentfeuchter, die entweder elektronisch funktionieren oder auf Basis eines Granulats, das Feuchtigkeit absorbiert. Sie sollen so das Raumklima wieder normalisieren und gegen Schimmel wirken.
Nach Einschätzung der Deutschen Schadenshilfe ist ein Luftentfeuchter aber eher ein Mittel zur Prävention von Schimmel als zur aktiven Bekämpfung: Gegen bereits vorhandenen Schimmel kann er nichts ausrichten. Außerdem gibt es in der Leistungsfähigkeit große Unterschiede: Ein einfacher Luftentfeuchter ohne Strom, der mit Granulat funktioniert, könne beispielsweise deutlich weniger Feuchtigkeit aus der Luft holen als ein elektronisches Gerät wie ein Bautrockner. Je nachdem, wie intensiv du einen Raum nutzt und wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist, kann ein chemischer Luftentfeuchter mehr oder weniger hilfreich sein. Generell sei seine Leistung zum Beispiel zu niedrig, um in einem großen Raum wie einem Wohnzimmer die Luftfeuchtigkeit relevant zu senken. Auf kleinem Raum (zum Beispiel in Schränken) und zusätzlich zu Maßnahmen wie regelmäßigem Lüften könne er aber nützlich sein.
Elektronische Luftentfeuchter können effektiver sein, sind aber deutlich teurer in der Anschaffung und verbrauchen viel Strom. Mehr dazu hier: Luftentfeuchter-Test: Stromschlucker fällt bei Öko-Test durch.
4) Schimmel mit Essig bekämpfen
Zur Schimmelbekämpfung gibt es eine Vielzahl verschiedener Mittel. Viele davon sind aggressive chemisch-synthetische Reiniger und enthalten zum Beispiel Chlor oder Wasserstoffperoxid.
Manchen Menschen ist das suspekt und sie greifen stattdessen lieber zu Hausmitteln, um den Schimmel zu entfernen. Immer wieder wird dabei Essig empfohlen. Das wirkt zunächst naheliegend, denn Essig und Essigessenz haben äußerst vielseitige Nutzwirkungen im Haushalt und können gegen viele Flecken und Verschmutzungen helfen. Gegen Schimmel allerdings solltest du Essig nicht verwenden: Die irrtümliche Annahme ist, dass die Essigsäure die Schimmelpilze angreift und ihnen den Nährboden entzieht. Zumindest auf Wänden funktioniert das aber nicht, informiert das Landesnetzwerk Schimmelberatung NRW: Weil die befallenen Wände meist mineralisch sind, können sie die Säure des Essigs neutralisieren. Damit bekämen die Schimmelpilze letztlich nur zusätzliches Wasser ab, was ihnen ihren Nährboden nicht entzieht, sondern ihn eher erweitert.
Genauere Hintergründe dazu, warum Essig sich nicht zum Entfernen von Schimmel eignet, findest du in diesem Artikel: Bei Schimmel: Finger weg von diesem gängigen Hausmittel! Dort stellen wir dir auch andere Mittel vor, die besser gegen Schimmelbefall wirken.
5) Schimmel bildet immer sichtbare Flecken
Ein Schimmelbefall erkennst du häufig an grünen, schwarzen oder grauen Flecken auf Wand, Tapete oder Möbeln. Diese äußeren Anzeichen sind zumeist nicht zu übersehen. Darüber hinaus gibt es aber auch versteckten Schimmel, der zum Beispiel in Decken, hinter Wänden oder unter Teppich beziehungsweise Bodenbelag wächst. Auch hinter Möbeln kann sich Schimmel entwickeln und zunächst unbemerkt bleiben – insbesondere dann, wenn sie zu nah an der Wand stehen und die Luftzirkulation behindern.
Aus diesem Grund solltest du Hinweise auf versteckten Schimmel auch dann ernst nehmen, wenn du äußerlich zunächst keine Schimmelflecken siehst. Ein muffiger oder modriger Geruch ist häufig ein Warnsignal, oder das plötzliche Auftreten von allergischen Symptomen oder Atemproblemen infolge einer Schimmelpilzallergie. Auch wenn sich Wände verziehen oder Risse bekommen, kann das auf einen bisher unentdeckten Schimmelbefall hinter den betroffenen Wänden hindeuten – oder Schimmel zumindest begünstigen, weil durch die Risse leichter Feuchtigkeit eindringt.
Wichtig ist es in jedem Fall, sich vor Augen zu führen, dass Schimmel nicht nur ein ästhetisches Problem ist, sondern auch die Gesundheit gefährden kann. Wenn du einen größeren Schimmelbefall vermutest oder festgestellt hast, ist es deshalb immer empfehlenswert, dich an eine:n Expert:in zu wenden und das weitere Vorgehen abzuklären, bevor du zu Hausmitteln greifst.
Weitere Informationen über Schimmel in der Wohnung erhältst du in diesen Artikeln:
- Schimmel in der Wohnung? Das kannst du als Mieter:in tun
- Schimmel im Bad: So vermeidest und entfernst du ihn
- Schimmel im Schlafzimmer: Wie du ihn durch richtiges Lüften vermeidest
- Schimmel an der Fensterdichtung: Vermeiden und entfernen
- Schimmel hinter der Heizung: Diese 3 Gründe können dafür verantwortlich sein
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Schimmelgefahr durch Zimmerpflanzen: Was ist dran?
- Feuchter Keller: Richtig lüften gegen Feuchtigkeit und Schimmel
- Blumenerde schimmelt: Ursachen und was du tun kannst
War dieser Artikel interessant?