Kaum eine Pflanze im Garten scheint in diesem Sommer vor Schnecken sicher zu sein. Fachleute raten dazu, die Plagegeister abzusammeln? Aber was dann? Wir haben bei Expert:innen nachgefragt – und einen hilfreichen Tipp bekommen.
Für alle, die sich liebevoll um ihre Gemüsepflanzen und die Blumen im Garten kümmern, sind sie ein großes Ärgernis: Nacktschnecken. In diesem Jahr scheint es besonders viele der schleimigen Stielaugen zu geben. Der häufige Regen der vergangenen Wochen hat für die Weichtiere paradiesische Zustände geschaffen. Unter Hobbygärtner:innen werden Tipps ausgetauscht, wie man die Plagegeister am schnellsten loswird und Salat und Blumen retten kann. Die Methoden reichen von Kaffeesatz über Schneckenzäune bis hin zur Ansiedlung natürlicher Fressfeinde. Die Erfahrung zeigt: Es gibt nicht die eine Maßnahme. Es sind viele kleine Dinge, die man tun kann, um Schnecken loszuwerden. Eines wird dabei oft empfohlen: das Einsammeln der Schnecken.
Schnecken einsammeln – 3 Tipps
Wer die Schneckeninvasion stoppen möchte, sollte die Tiere konsequent und regelmäßig absammeln. Am besten geht das so:
- Besonders effektiv ist das Einsammeln nach einem Regenschauer oder in den frühen Morgenstunden.
- Ein Holzbrett oder ähnliches im Garten aufstellen. Da es dort schön feucht und kühl ist, sammeln sich die Schnecken darunter und können dann leicht eingesammelt werden.
- Auch mit einer ‚Salatfalle‘ lassen sich auf einen Schlag Dutzende von Schnecken fangen. Dazu einfach einige Salatblätter unter einem Holzbrett o.ä. verstecken und bis zum nächsten Tag warten.
Wohin mit den gesammelten Schnecken?
Wer Schnecken eingesammelt hat und die Tiere nicht töten möchte, sollte sie aussetzen – und zwar weit weg vom eigenen Garten. Dazu rät Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) im Gespräch mit Utopia: „Die Schnecken bitte nicht in naturnahe Gebiete bringen, sondern auf Fettwiesen“. Damit sind städtische Hundewiesen gemeint. Auch Gebüsch, wo Hundekot herumliegt, eignet sich. Denn Nacktschnecken machen sich mit großer Begeisterung über die Hinterlassenschaften der Hunde her. Arionidae, so der botanische Name der Nacktschnecken, sind nützlich, weil sie Kot und Kadaver beseitigen und so für Ordnung sorgen.
„In Schutzgebieten, insbesondere in Naturschutzgebieten, sollte man keine Schnecken aussetzen, da dies den Lebensraum schädigen könnte“, erklärt Julian Heiermann, Teamleiter Naturschutz- und Umweltinformation beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) gegenüber Utopia.
Töten von Schnecken ist grausam und kontraproduktiv
Gegen das Töten von Schnecken mit Schere, Bier, Salz oder kochendem Wasser sprechen vor allem ethische Gründe. Oft sei der schmerzhafte Tod darüber hinaus auch kontraproduktiv, erklärt der Biogärtner Franke gegenüber dem Spiegel: „Die schleimigen Nacktschnecken sind Kannibalen, das Aroma ihrer toten Artgenossen lockt sie herbei. Vergammeln Schnecken zerquetscht oder abgestochen in Beeten und Rabatten, finden sich im schlimmsten Fall auch noch ihre Verwandten aus den Nachbargärten ein.“
Wer Schnecken tötet, sollte dies allerhöchstens „mit einem schnellen Schnitt durch den gesamten Vorderkörper tun“, rät Michael Schrödl. So seien die Tiere schnell tot. Nora Petzold vom Umweltbundesamt gibt allerdings zu bedenken: „Inzwischen ist auch für sogenannte ‚niedere‘ Lebewesen belegt, dass sie ein Schmerzempfinden haben.“
Nein zu Salz und Kaffeesud gegen Schnecken
Immer wieder liest man die Empfehlung, Schnecken mit Salz zu töten. Wenn die Schnecken über das Salz kriechen, wird ihnen Flüssigkeit entzogen – für die Tiere bedeutet das einen grausamen, langen und qualvollen Tod – außerdem ist diese Maßnahme laut Pflanzenschutzgesetz verboten, wie das Umweltbundesamt erklärt. „Das ist auch aus gärtnerischer Sicht sinnvoll: Salz kann Pflanzenwurzeln schädigen, Verdichtungen und Verkrustungen im Boden verursachen und dazu führen, dass sich statt Gemüsepflanzen auf einmal salzliebende Pflanzenarten im Beet wohlfühlen.“
Auch selbstgebraute Pflanzenschutzmittel wie Kaffee- oder Chili-Sud sollten keinesfalls im Garten ausgebracht werden. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass das Pflanzenschutzgesetz die Anwendung von Präparaten, die nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen, aber andere Organismen schädigen können, ausdrücklich verbietet.
Bierfallen locken noch mehr Schnecken an
Auch die Bierfalle ist keine Lösung für das Schneckenproblem: Zum einen sterben die Tiere einen qualvollen Tod, zum anderen lockt die Falle die Schnecken aus den Nachbargärten an. Auch Weinbergschnecken (die unter Naturschutz stehen) und andere Häuschenschnecken (die keine Bedrohung für unsere Gartenpflanzen sind) könnten der Bierfalle zum Opfer fallen.
Bester Schutz vor Schnecken: die richtigen Pflanzen plus Fressfeinde
Utopia rät: Hilfreiche Methoden gegen Schnecken sind das Ansiedeln von Fressfeinden und die Auswahl schneckenresistenter Kräuter, Blumen und Gartenpflanzen. Dazu gehören laut Umweltbundesamt Bartnelken, Ringelblumen und Fingerhut, Gemüse wie Tomaten, Kartoffeln und Lauch. Auch Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Thymian werden in der Regel von Schnecken gemieden. Wer Gemüse anbaut, sollte das am besten im Hochbeet machen – hier ist ein gewisser Schutz vor Schnecken gegeben. Wer zusätzlich einen Schneckenzaun anbringt, wird keine Probleme mit gefräßigen Schnecken haben.
Gut zu wissen: Gehäuseschnecken richten keinen nennenswerten Schaden an unseren Gartenpflanzen an. Sie ernähren sich hauptsächlich von abgestorbenem Pflanzenmaterial. Wer die falsche Schnecke tötet, muss mit einem Bußgeld von bis zu 65.000 Euro rechnen: Die Gefleckte und die Gewöhnliche Weinbergschnecke stehen unter Naturschutz.
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