Ein Luftreiniger scheint vor allem für Allergiker:innen oder Asthmatiker:innen sinnvoll zu sein. Doch ist er das? Wir erklären dir die Vor- und Nachteile.
Viele Menschen, die einen Luftreiniger nutzen, sind Allergiker:innen und Asthmatiker:innen. Ob Pollen-, Milben- oder Hausstauballergie: Der Luftreiniger soll die Ursachen für eine allergische Reaktion auslöschen.
Andere möchten sich und ihrer Gesundheit etwas Gutes tun und Feinstaub und Schimmelpilzsporen aus der Luft filtern. Laut Forschern der Universität Mainz sollen bei jedem Atemzug eine bis zehn der Sporen in deinen Körper gelangen, so berichtet es die FAZ. Doch sagen die Forscher:innen auch, dass diese geringe Menge harmlos ist – solange sich der Schimmel noch nicht an den Wänden oder Möbeln vermehrt hat.
Feinstaub hingegen ist laut den Forscher:innen um einiges gefährlicher: Die Partikel sind kleiner als zehn Mikrometer und können somit leicht in deine Atemwege und sogar in dein Blut und deine Organe gelangen. In deiner Wohnung befinden sich oft mehr als im Freien.
Energiesparende Neubauten sind ein weiteres Problem, so Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt in der FAZ: Durch die dreifach verglasten Fenster und luftdichten Gebäudehüllen musst du zwar weniger heizen, aber die Luft kann schlechter zirkulieren und Schimmelpilze können sich schneller vermehren.
Ist ein Luftreiniger wirklich sinnvoll?
(Foto: CC0 / Pixabay / cenczi)
Luftreiniger können zwar die Luftqualität in Innenräumen verbessern. Langfristig sind sie aber kein Ersatz für regelmäßiges Lüften, schreibt die Verbraucherzentrale Hamburg. Allein um Schimmelbildung in Innenräumen zu vermeiden, sei mehrmals am Tag Stoß- und Querlüften wichtig. Auch das Umweltbundesamt weist darauf hin: Lüften sei immer noch die beste Variante, die Raumluft zu reinigen.
Dennoch kann ein zusätzlicher Einsatz von Luftreinigern in Innenräumen sinnvoll sein – und zwar nicht nur, wenn die Feinstaubwerte draußen erhöht sind und man die Fenster lieber nicht öffnen will. Denn die Raumluft kann nicht nur Feinstaub, sondern auch Pollen oder schädliche Gase aus Farben oder Lacken enthalten, so die Stiftung Warentest.
Die Luftreiniger können Schadstoffe aus der Raumluft herausfiltern, manche können sogar Krankheitserreger und Aerosole, reduzieren – nicht nur für Allergiker:innen und Asthmatiker:innen ein Vorteil.
Im Gegenzug dazu lohnt sich laut dem Bericht in der FAZ die Anschaffung eines Luftreinigers nur für Menschen mit Allergien, Atemwegserkrankungen und MCS (Multipler Chemischer Sensibilität). Die oben genannte indische Metastudie bestätigt, dass bei allen Studien mit Patienten, die unter Allergien oder Asthma litten, eine deutliche Besserung der Atemwegsbeschwerden eintrat. Aber als – so die Experten – „Lifestyle-Produkt“ lohnt sich ein solches Gerät nicht. Die meisten Stoffe, die ein Luftreiniger im Durchschnitt beseitigt, seien für gesunde Menschen kein Problem.
Alle der oben genannten Luftreiniger schaffen es,
- Pollen und
- groben Hausstaub
aus Innenräumen zu beseitigen.
Doch was ist mit Feinstaub, Gerüchen, chemischen Gasen und Bakterien? Je nach Hersteller und Qualität des Produkts können folgende Geräte helfen (laut Chip und Stiftung Warentest):
- Luftwäscher: weder Feinstaub noch Gerüche, Gase oder Bakterien
- Ionisator: Gerüche (wie z.B. Urin, Rauch, Fett, Modergeruch) und Bakterien
- Luftreiniger mit Filtersystem: Feinstaub, Gerüche (wie z.B. Zigarettenrauch), chemische Gase wie Formaldehyd nur sehr gering, manche Bakterien und Viren
Milben und Schimmelsporen können alle teilweise bzw. kurzfristig aus der Luft entfernen. Doch um Schimmel oder Milben langfristig zu bekämpfen, eignet sich ein Luftreiniger nicht: Hier musst du die Ursachen angehen.
Was Luftreiniger leisten können – und was nicht
Auf dem Markt gibt es unterschiedliche Modelle. Mit einfachen Filtern, mit Aktivkohlefiltern, mit HEPA-Filtern oder Kombifilter. Von Geräten, die mit Ozon oder Ionisatoren arbeiten, rät die Verbraucherzentrale Hamburg ab. Insbesondere, weil Allergiker:innen empfindlich auf die chemischen Reiniger reagieren könnten.
Wichtige Frage für die Kaufentscheidung: Was soll das Gerät können?
- Nicht alle Luftfilter sind etwa in der Lage Aerosole, also virushaltige Partikel, aus der Luft zurückzuhalten, so die Verbraucherschützer.
- Wer darauf Wert legt, sollte beim Kauf auf HEPA-Filter der Klasse H13 oder H14 achten. HEPA ist die Abkürzung für „High Efficiency Particulate Air“ – übersetzt hocheffiziente Partikel-Luft – was für Schwebstoff-Filter steht. Die Filter reinigen die Luft gründlich und sind austauschbar.
Luftwäscher, Ionisator oder Luftreiniger – was ist sinnvoller?
Es gibt drei verschiedene Geräte, die deine Raumluft reinigen können und dies – je nach Hersteller und Qualität – auf verschiedene Weise tun:
- Luftwäscher: Diese Geräte nutzen Wasser, um die Raumluft zu reinigen. Luftwäscher saugen die Innenraumluft ein und behalten grobe Partikel wie Pollen oder Hausstaub in einem Wasserbad, das sich im Inneren des Geräts befindet. Zudem befeuchten sie die Luft, was besonders für Asthmatiker:innen von Vorteil ist. Im Vergleich zu den anderen Geräten ist das auf lange Zeit gesehen günstiger, da du keinen Filter wechseln musst. Der Nachteil: Die meisten Luftwäscher reinigen bloß gröbere Partikel bis zehn Mikrometer. Feinstaub kannst du damit nicht rausfiltern.
- Ionisatoren: Diese Geräte arbeiten mit Ladungen von Teilchen. Sie verströmen negativ geladene Ionen und binden damit sowohl Staubpartikel, Pollen und sogar Bakterien an sich. Durch statische Elektrizität kleben die Teilchen in sogenannten „Clustern“ aneinander, sinken hinab und bleiben an den Ionenstäben hängen. Dieser Vorgang erzeugt Ozon. Dies hat zwar den Vorteil, dass es Gerüche neutralisiert, doch ist es schädlich für deine Gesundheit. Allergiker:innen und Kinder sollten keinen Ionisator benutzen.
- Luftreiniger mit Filtersystem: Ein solches Gerät ist meist das teuerste unter den Luftreinigern. Es kostet laut Stiftung Warentest durchschnittlich zwischen 250 und 500 Euro. Doch ist es von allen am effizientesten: Durch verschiedene Filter (unter anderem Aktivkohlefilter, HEPA- und Glasfaserfilter) befreit es die Luft von groben Fusseln, feinen Fasern, Pollen und sogar Feinstaub. Die Aktivkohle schafft es ähnlich wie der Ionisator, Gerüche zu binden. Eine Analyse mehrerer Studien aus dem Jahre 2015 stellte fest, dass sogenannte HEPA-Filter (Schwebstofffilter) bis zu 99,97 Prozent der Partikel von der beinahe kleinsten Feinstaubgröße von bis zu 0,3 Mikrometern beseitigen können.
Luftreiniger: Sinnvoll, aber mit Nachteilen
(Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)
Ein Luftreiniger kann für Menschen mit Atemwegsbeschwerden durchaus sinnvoll sein. Doch solltest du folgende Nachteile nicht unterschätzen und vor dem Kauf in Betracht ziehen:
- Hoher Preis: Die meisten Luftreiniger kosten relativ viel (empfehlenswerte Modelle laut Stiftung Warentest zwischen 249 und 425 Euro). Da du den Filter regelmäßig auswechseln musst, damit sich keine Bakterien sammeln, handelt es sich hier um zusätzliche laufende Kosten. Laut Test reicht der Preis für ein Filterset von 39 bis 140 Euro. Je nach Belastung der Raumluft empfiehlt die Stiftung Warentest, einen Wechsel etwa alle sechs bis zwölf Wochen durchzuführen. Am besten also vorab erkundigen, was Ersatzfilter kosten. Alte Filter kann man über den Hausmüll entfernen.
- Bakterien und Schimmel: Besonders Luftwäscher mit Filtersystem können leicht Bakterien und Schimmel ansammeln. Reinige das Gerät und tausche das Wasser beim Befeuchter oder die Filter beim Filtersystem regelmäßig aus.
- Stromverbrauch: Da ein Luftreiniger meist dauerhaft in Betrieb sein muss, um allergische Reaktionen zu mindern, steigt der Stromverbrauch deines Haushalts. Das kann teuer werden und ist nicht optimal für die Umwelt.
- Lärm: Ein Luftreiniger macht Lärm. Besonders, wenn er den ganzen Tag oder sogar nachts in Betrieb sein muss, kann dies belastend sein.
Besondere Vorsicht ist bei Ionisatoren geboten: Wenn dich vor allem Gerüche belasten, eignet sich ein Ionisator am besten. Besonders in der Gastronomie ist er eine schnelle Lösung des Problems. Doch erzeugen diese Geräte allesamt Ozon, das in höheren Konzentrationen für den Menschen giftig ist. Ozon wiederum wird laut Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt zum Teil zum gesundheitsschädlichen Formaldehyd abgebaut.
Das Umweltbundesamt (UBA) äußert sich generell skeptisch gegenüber Luftreinigern: Vor allem, wenn du keine Allergien hast und sie nur einsetzen möchtest, um Bakterien oder Schimmel zu beseitigen, empfiehlt das UBA, lieber der Ursache auf den Grund zu gehen. Lüften sei immer noch am wirkungsvollsten, um deine Wohnung von Schimmelpilzen zu befreien und die Raumluft zu reinigen. Experten des UBA folglich sogar dann, wenn du an einer Hauptverkehrsstraße wohnst. Lüftest du nicht, zirkuliert die Luft nicht und der schädliche Staub sammelt sich in deiner Wohnung. Lüfte also mindestens zweimal am Tag fünf bis zehn Minuten und wische feucht durch.
Auch bestimmte Pflanzen können eine luftreinigende Wirkung haben:
Die besten Luftreiniger bei Stiftung Warentest: Alle Testsieger im Überblick
Die Stiftung Warentest hat in den letzten Jahren immer wieder einzelne Luftreiniger getestet. Die aktuellen Testsieger im Schnellüberblick:
Die besten Luftreiniger ohne integrierten Ventilator
- Bosch Air 4000, Qualitätsurteil „gut“ (2,3), Luftreinigung „gut“, Umwelteigenschaften „gut“, erhältlich ab ca. 240 Euro bei Obi, Euronics oder Amazon
- Trotec Airgoclean 170 E, Qualitätsurteil „gut“ (2,3), Luftreinigung „gut“, Umwelteigenschaften „gut“, erhältlich ab ca 170. Euro bei Trotec, Otto oder Amazon.
Die besten Luftreiniger mit integriertem Ventilator
- Dyson Purifier Cool Formaldehyde TP09, Qualitätsurteil „befriedigend“ (2,6), Luftreinigung „befriedigend“, Umwelteigenschaften „gut“, erhältlich ab ca. 600 Euro bei Dyson, Mediamarkt oder Amazon
- Philips Air Performer 7000 AMF 765, Qualitätsurteil „befriedigend“ (2,6), Luftreinigung „befriedigend“, Umwelteigenschaften „gut“, erhältlich ab ca. 280 Euro bei Otto oder Amazon
Mehr Details zu den Testsiegern findest du auch in diesem Artikel:
Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür?
(Foto: CC0 / Pixabay / blickpixel)
In manchen Fällen kann sogar die Krankenkasse für deinen Luftreiniger aufkommen.
Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für einen Luftreiniger dann, wenn es sich um ein „Hilfsmittel“ im Sinne des § 33 Sozialgesetzbuch V und nicht um einen „Gebrauchsgegenstand“ handelt. Das bedeutet, dass ein Luftreiniger zwingend notwendig sein muss, damit du deinen Alltag gesund bewältigen kannst. Dieser Paragraph basiert auf dem Urteil 3 RK 16/95 des Bundessozialgerichtes, bei dem eine Allergikerin vor Gericht angab, dass der Luftreiniger für ihre „wohlverdiente Nachtruhe“ zwingend erforderlich sei. Die Krankenkasse musste die Kosten übernehmen.
In jedem Fall übernehmen Krankenkassen häufig die Kosten für andere Allergie-Hilfsmittel: Die Techniker Krankenkasse zahlt zum Beispiel die Kosten von anti-allergenen Bezügen für Matratzen oder Kopfkissen, wenn du unter einer Hausstaubmilbenallergie leidest. Informiere dich also immer vorher bei deiner Krankenkasse, welche Kosten für Hilfsmittel übernommen werden können.
Mit Material der dpa.
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