Der Sinnersche Kreis ist eine Möglichkeit, Reinigungsabläufe zu optimieren: Für ein gutes Waschergebnis müssen vier Faktoren im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Besonders wichtig ist das Prinzip im Zusammenhang mit Eco-Programmen.
Die meisten Waschmaschinenmodelle verfügen heutzutage über ein sogenanntes Eco-Programm, das die Wäsche besonders umweltverträglich und energiesparend wäscht. Auch zahlreiche Spülmaschinen sind mit Eco-Programmen ausgestattet. Die Laufzeit solcher Programme ist allerdings deutlich länger als die eines regulären Wasch- oder Spülgangs. Viele verwundert das: Wie kann man mit so einem Programm denn Energie sparen, wenn die Maschine dabei länger in Betrieb ist?
Um das zu verstehen, ist es wichtig, den Sinnerschen Kreis zu kennen. Dabei handelt es sich um ein Prinzip, mit dem sich der Reinigungserfolg eines Waschgangs anhand von vier Faktoren kalkulieren lässt. Sind sie richtig aufeinander abgestimmt, bekommst du ein optimales Ergebnis. Zu diesen vier Faktoren zählt nicht zuletzt auch die Dauer des Reinigungsvorgangs.
Die vier Faktoren des Sinnerschen Kreises
Klassischerweise setzt sich der Sinnersche Kreis aus den folgenden Faktoren zusammen:
- Zeit: Damit ist die Einwirkzeit gemeint. Es gilt das Grundprinzip: Wäsche wird umso sauberer, je länger sie gewaschen wird. Um das optimale Ergebnis zu bestimmen, musst du beim Zeitfaktor auch mit einbeziehen, wie stark verschmutzt die Wäsche ist: Ist sie sehr dreckig, braucht sie mehr Einwirkzeit als leicht verschmutzte Wäsche.
- Mechanik: In Zeiten der Waschmaschine geht es bei diesem Punkt vor allem um die Zahl der Umdrehungen. Hier gilt ebenfalls: Je mehr Umdrehungen, desto gründlicher wird die Wäsche gereinigt und je schmutziger die Wäsche ist, desto mehr Umdrehungen sind sinnvoll.
- Temperatur: Je höher die Temperatur, desto sauberer die Wäsche. Stark verschmutzte Wäsche solltest du demnach auf höchstmöglicher Temperatur waschen, bei leicht verschmutzter Wäsche genügt auch ein Waschgang mit niedrigerer Temperatur.
- Chemie: Dieser etwas vage benannte vierte Faktor bezieht sich auf das Waschmittel, das du verwendest. Achte für ein optimales Waschergebnis darauf, dass das Waschmittel auf den jeweiligen Stoff und seine Bedürfnisse abgestimmt ist und dass du es richtig dosierst. Tipps zur Dosierung bekommst du in diesem Artikel: Sinnvoll dosieren: So viel Waschmittel brauchst du.
All das gilt genauso für Geschirr in der Spülmaschine: Auch hier sind die Spüldauer, die Mechanik der Maschine, die Temperatur und das verwendete Spülmittel entscheidend für die Sauberkeit.
Manchmal wird der Sinnersche Kreis auch um Wasser als fünften Faktor ergänzt. Damit ist dann die allgemeine Wasserqualität gemeint, insbesondere die Wasserhärte. Die meisten Modelle beschränken sich aber auf die vier genannten Faktoren.
Mehr hilfreiche Informationen zu Waschgängen, Temperatur und Waschmittel findest du übrigens in unserem Ratgeber: Wäsche richtig waschen.
Wascherfolg berechnen mit dem Sinnerschen Kreis
Die vier Faktoren des Sinnerschen Kreises bilden im Zusammenspiel die Grundlage für eine erfolgreiche Wäsche. Wichtig ist dabei vor allem ihr Verhältnis zueinander.
Dargestellt wird der Sinnersche Kreis normalerweise als kreisförmiges Kuchendiagramm – daher stammt der Name. Im Ausgangszustand ist der Prozentsatz, in dem die einzelnen Faktoren zum Wascherfolg beitragen, für alle vier gleich groß. Jeder Faktor macht also ein Viertel beziehungsweise 25 Prozent des Kuchens aus.
Dieses perfekt ausgeglichene Verhältnis ist in der Praxis allerdings nicht immer erreichbar. Wird Wäsche zum Beispiel bei eher geringer Temperatur gewaschen, haben Zeit, Mechanik oder Waschmittel im Verhältnis einen höheren Anteil am Reinigungserfolg als die Wassertemperatur. Der Temperaturfaktor trägt dann weniger als 25 Prozent zum Gesamtergebnis bei und einer (oder mehrere) der anderen Faktoren müssen prozentual angepasst werden, um wieder ein optimales Ergebnis zu erreichen. Zum Beispiel ist dann eine längere Waschdauer vonnöten.
Eine besonders hohe Temperatur kann umgekehrt mehr als 25 Prozent zum Wascherfolg beitragen. Entsprechend geringer fällt der Prozentsatz aus, in dem die anderen Faktoren noch eine Rolle spielen.
Ein anschauliches Praxisbeispiel für den Sinnerschen Kreis liefert der Waschmaschinenhersteller Miele: Im vorindustriellen Zeitalter wurde die Wäsche mit einfacher Seife statt mit effizienterem Waschmittel gewaschen. Der Anteil des Chemiefaktors am Wascherfolg war damit eher gering. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, mussten die Menschen also prozentual mehr Aufwand in Mechanik und Zeit investieren: Das Schrubben von Hand war aufwendiger und dauerte länger.
Der Sinnersche Kreis und das Eco-Programm
Der Zusammenhang zwischen den vier Faktoren des Sinnerschen Kreises ist auch der Grund dafür, dass Eco-Programme trotz längerer Waschdauer effizient reinigt. Das Wasser wird weniger stark erwärmt und auch der mechanische Aufwand ist geringer. Im Ausgleich dafür erhöht sich der Zeitfaktor.
Laut Ökotest spült eine Spülmaschine im Eco-Modus beispielsweise nur bei 45 oder 50 Grad Celsius statt bei 60 oder 70 Grad. In der Waschmaschine wird 60-Grad-Wäsche im Eco-Modus bei lediglich 40 oder sogar nur 30 Grad gewaschen. Der Temperaturfaktor (und somit auch die Heizenergie) verringert sich also je nach Modell um ein Drittel oder sogar um die Hälfte.
Auf diese Grundlage stützt sich das folgende Rechenbeispiel des Elektronikanbieters Holzleitner:
- Eine Waschmaschine wäscht im Eco-Programm bei etwa 50 Prozent geringerer Temperatur. Der Faktor Temperatur trägt so statt 25 nur noch rund 13 Prozent zum Sinnerschen Kreis bei.
- Die zwölf Prozent, um die sich der Temperaturfaktor verringert, müssen einem der anderen Faktoren zugerechnet werden, damit der Sinnersche Kreis wieder auf insgesamt 100 Prozent vervollständigt wird.
- Der Faktor Zeit erhöht sich deshalb von 25 auf 38 Prozent und die Maschine läuft entsprechend länger.
Spart das Eco-Programm wirklich Energie ein?
Trotz der deutlich längeren Laufzeit spart das Eco-Programm von Spül- und Waschmaschine also in anderen Bereichen merklich Energie ein. Das zeigt zum Beispiel ein konkreter Programmvergleich von Ökotest anhand einer Waschmaschine der Robert Bosch GmbH:
- Das Programm „Eco 40-60“ braucht zwei Stunden und 53 Minuten, das zeitsparende Programm „Schnell/Mix 40 Grad“ nur eine Stunde und drei Minuten.
- Im Eco-Programm wird das Wasser nur auf maximal 29 Grad erhitzt, im Schnellprogramm auf maximal 41 Grad – also wie auch im oben genannten Rechenbeispiel um rund das Doppelte.
- Dabei verbraucht das Schnellprogramm pro Waschzyklus insgesamt auch fast doppelt so viel Energie (0,640 Kilowattstunden) wie das Eco-Programm (0,340 Kilowattstunden).
Die reine Waschdauer ist also nicht das Einzige, was du in Hinblick auf den Energieverbrauch deiner Wasch- oder Spülmaschine bedenken solltest – auch die anderen drei Faktoren des Sinnerschen Kreises haben Einfluss darauf.
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