Trockenheit und Hitze in fast allen Teilen Deutschlands. In den Gärten wird der Rasen braun, die Pflanzen lassen ihre Köpfe hängen und drohen zu vertrocknen. Darf ich angesichts des Wassermangels meinen Garten und Balkon überhaupt noch gießen?
Die einen freuen sich über die hochsommerlichen Temperaturen – die anderen warten sehnlichst auf Regen. Schon jetzt im Juli sind die Böden in vielen Regionen Deutschlands viel zu trocken. In einigen Regionen wird vor Wasserknappheit gewarnt. Landwirt:innen schauen besorgt auf ihre Felder und Gartenbesitzer:innen wässern eifrig den Rasen, Beete und Kübel. Aber Halt, ist das überhaupt erlaubt? Darf ich angesichts dieser Situation noch Rasen, Blumen und Gemüse gießen?
Leitungswasser für den Garten: Darf ich meinen Garten und Balkon damit gießen?
Die Antwort des BUND auf unsere Frage lautet: „Sparsames Gießen ist generell noch in Ordnung, wobei wassersparend gegossen werden sollte und auf die regionale Situation geachtet werden muss. Sobald Kommunen Gießverbote aussprechen, sollten diese befolgt werden.“
Pflanzen, von denen Insekten profitieren, und Gemüsepflanzen sollten unbedingt weiter gegossen werden. „Es macht ja keinen Sinn, zu pflanzen und dann die Pflanzen und die Ernte vertrocknen zu lassen, um Wasser zu sparen. In gekauften Lebensmitteln steckt ja auch Wasser für die Produktion“, erklärt Corinna Hölzel vom BUND.
Verena Jedamczik vom NABU meint: „Vor dem Hintergrund niedriger Grundwasserstände ist es nicht ratsam, Trinkwasser zum Gießen zu verwenden.“ Regenwasser sollte dafür unbedingt bevorzugt werden, besonders da ein Teil davon sonst ungenutzt über die Kanalisation abgeleitet wird, statt auf der Fläche zu versickern. „Mit Regenwasser darf und sollte jederzeit nach Bedarf gegossen werden.„
Grundsätzlich gilt: Es gibt kein Gesetz, das die Wasserentnahme in Deutschland verbietet. Allerdings kann es in einzelnen Regionen Beschränkungen geben. Appelle zum Wassersparen bis hin zu Bewässerungsverboten gibt es in trockenen Zeiten immer wieder – und vielerorts gelten sie derzeit schon. Zuständig sind hier die Kommunen, die das Verbot in begründeten Einzelfällen aussprechen dürfen. Grund für ein Bewässerungsverbot sind Trockenheit und ein niedriger Grundwasserpegelstand.
Mit einem vorübergehenden Bewässerungsverbot reagiert momentan zum Beispiel die Gemeinde Berg (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) auf die anhaltende Trockenheit. Für Anwohner:innen verboten sind damit: das Befüllen von privaten Pools und Planschbecken, Autowaschen auf Privatgrund, Abspritzen von Terrassen und Hofflächen sowie das Bewässern von Rasen und Blumenbeeten – Ausnahme: reine Gemüsebeete sowie gewerbliche Pflanzbeete wie in Gärtnereien oder Baumschulen.
Auch der Landkreis Nienburg hat mit einer Allgemeinverfügung die Einschränkung von Wasserentnahmen aus Brunnen und aus der öffentlichen Wasserversorgung erlassen. Demnach dürfen Grünflächen ab einer Temperatur von 24 Grad Celsius zwischen 11 und 19 Uhr nicht mehr beregnet werden, wie die Verwaltung mitteilte. Wegen der andauernden Trockenheit haben Dresden und Chemnitz die Entnahme von Wasser aus Bächen und Flüssen verboten.
Das sind nur einige aktuelle Beispiele, eine ausführliche Auflistung ist nicht möglich, da täglich neue Landkreise eine Beschränkung oder den Appell zur Einschränkung aussprechen oder wieder lockern. Wenn du wissen möchtest, wie die Situation bei dir aussieht, solltest du dich über die Stadt oder Gemeinde informieren. Wer sich nicht an bestehende Verbote hält, riskiert eine hohe Geldstrafe.
Hitze und Trockenheit: Richtig gießen ist wichtig
Fürs Bewässern von Garten und Balkon gilt: Wenn möglich, bitte unbedingt Regenwasser oder Brauchwasser – und nicht das Trinkwasser aus der Leitung verwenden. Derzeit ist Regenwasser allerdings keine Option, die Regentonnen sind leer, zu lange hat es keinen Niederschlag gegeben. Wer gießen möchte, muss wohl oder übel auf Leitungswasser zurückgreifen, wenn der Garten grün bleiben soll. Die Pflanzen, die für Insekten oder andere Tiere wertvoll sind, und Obst und Gemüse stehen dabei an erster Stelle.
Wenn du richtig gießt, kannst du viel Wasser sparen:
- Wenn du deine Pflanzen bewässerst, dann ist die Zeit zwischen vier und sieben Uhr am sinnvollsten dafür. „Die Verdunstung des Wassers liegt dann bei nur circa 10-30 Prozent“, erklärt die Welthunger Hilfe. „Bei einer Bewässerung in der Mittagssonne verdunsten 90 Prozent des Wassers wieder“.
- Wichtiger als die Häufigkeit ist die Menge beim Gießen. „Es ist besser, einmal richtig den Boden durchdringend zu wässern, als immer mal wieder ein wenig zu gießen“, erklärt der Nabu.
- Wässere nur die Pflanzen, die auch wirklich Wasser brauchen.
- Rasensprenger nicht für Beetpflanzen verwenden. Beim Bewässern mit dem Sprenger landet zu viel Wasser auf den Blättern und zu wenig auf der Erde, wo es eigentlich hingehört. Und: Das Wasser auf den Blättern kann Pilzbefall fördern.
- Rasen bewässern? Bitte nicht! Fred Schenk, Geschäftsstellenleiter des Landesverbands Brandenburg der Gartenfreunde, betont, es sei ratsam, den Rasen beim Wässern außer Acht zu lassen. „Golfrasen brauchen wir nicht, schon gar nicht im Kleingarten“, so Schenk. Selbst wenn Rasen vier Wochen kein Wasser bekomme, erhole er sich wieder.
- Gemüsebeete und unter Gehölzen solltest du mulchen. Der Mulch verhindert die Verdunstung und Austrocknung des Bodens.
- Und wenn es dann mal wieder regnet: Regenwasser auffangen.
Übrigens: Auch das Kochwasser von Kartoffeln und Gemüse darfst du fürs Pflanzen gießen verwenden. Wer das Wasser allerdings großzügig gesalzen hat, sollte nur in Maßen damit gießen. „Sonst kann die eine oder andere Pflanze beleidigt reagieren und geht ein, weil ihr Boden dann zu viel Natrium enthält“, sagt Daniela Krehl, Fachberaterin der Verbraucherzentrale Bayern. Nudelwasser ist wegen der enthaltenen Stärke eher weniger geeignet. „Da so viel Stärke im Nudelwasser steckt, verkeimt es auch sehr schnell.“
Ausgeplanscht! Pools in der Kritik
Noch gravierender als das Bewässern von Gärten ist allerdings ein anderer Trend: Auf immer mehr Grundstücken werden jetzt im Frühsommer die mobilen Pools gefüllt, die häufig viele tausend Liter Wasser fassen. Ein durchschnittlicher Aufstellpool mit einem Durchmesser von ca. 3,60 Meter fasst ein Volumen von 6.500 Liter Wasser. „Dies entspricht dem 52-Fachen des Tagesbedarfs einer Person“, rechnet Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vor.
2,1 Millionen private Pools gibt es nach Angaben des Bundesverbands Schwimmbad & Wellness in Deutschland, zwei Drittel davon sind Aufstellbecken oder in den Boden eingelassene Freibäder. Angesichts von 18 Millionen Eigenheimen sieht der Verband jedoch noch großes Wachstumspotenzial.
Aber kann die Wasserversorgung das überhaupt leisten? „Gerade die Gartenbewässerung und die Befüllung von größeren Pools mit Leitungswasser in den Sommermonaten kann zum echten Problem werden“, so Bernd Düsterdiek vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.
Ist die Wasserversorgung langfristig gesichert?
Die Situation ist ernst: In einigen Regionen, so zum Beispiel in Bayern, gibt es ein Defizit in der Grundwasserneubildung. „Sollte dieser Trend weiter anhalten, so wird es langfristig gesehen nicht mehr überall selbstverständlich sein, dass Grundwasser in Hülle und Fülle in ausreichender Qualität vorhanden ist“, erklärt Stefan Homilius, Chef des Müncher Wasserwirtschaftsamts. In der Zukunft werde also ein bewusster Umgang „mit dem wertvollen Gut Wasser“ umso wichtiger.
Die deutschen Wasserversorger sehen die Wasserversorgung hierzulande jedoch auch künftig gesichert. „Im Gegensatz zu anderen Ländern, auch innerhalb Europas, steht Trinkwasser den Menschen bei uns jederzeit in bester Qualität zu Verfügung. Auch mehrere Sommer mit Rekordhitze und Trockenheit haben daran nichts geändert“, teilte der Vorstand des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Rolf Merkel, mit.
Er bezog sich bei seiner Einschätzung auf eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig, die eine Prognose bis zum Jahr 2100 enthält. Es müssten aber trotzdem Maßnahmen ergriffen werden, etwa der Bau von Talsperren, neuen Speichern oder Fernleitungssystemen. So könne die Widerstandsfähigkeit der Wasserversorgung in kritischen Zeiten erhöht werden.
Nachhaltiger Garten und Balkon
Ein nachhaltiger Garten oder Balkon werden angesichts der Klimakrise und den damit verbundenen Wetterextremen immer wichtiger. Nur so schützen wir die Natur, gehen schonend mit Ressourcen um und fördern die Artenvielfalt.
Langfristig hilft nur eins: Wir brauchen in unseren Gärten und auf dem Balkon Pflanzen, die mit der Trockenheit besser klar kommen. Das sind heimische Wildpflanzen der Trockenstandorte wie Flockenblume, Wiesensalbei, Sandnelke oder Graslilie sowie Kräuter wie Thymian und Lavendel. Als Bäume eignen sich Amberbaum, Gingko, Felsenbirne oder der Eisenholzbaum.
Zudem rät Verena Jedamczik vom NABU: „Wenn noch nicht geschehen, unbedingt jetzt planen, wie Regenwasser gerade in den niederschlagsreichen Monaten aufgefangen und gespeichert werden kann. Dafür eignen sich zum Beispiel Regentonnen, Wasser-Container oder Zisternen.“
Mit Material der dpa.
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