Small Talk kann Spaß machen, aber auch echt nervig sein. Besonders wenn sich das Gespräch ständig um dieselben oberflächlichen Themen dreht. Mit einem einfachen Trick kann Small Talk aber auch richtig spannend werden.
Ob auf der Arbeit oder in der Schule, auf einer Party oder beim zufälligen Treffen mit Bekannten – Small Talk ist oft unvermeidlich und ein Teil vieler sozialer Interaktionen. Small Talk wird dabei oft als lästig oder oberflächlich empfunden und viele würden diese Gesprächssituationen lieber vermeiden. Dabei kann dir Small Talk helfen, tiefgründigere Beziehungen zu knüpfen und sogar deine Laune verbessern und muss sich dabei gar nicht seltsam und sinnlos anfühlen.
Während belanglose Gespräche über das Wetter oder den letzten Urlaub meist schnell ins Leere laufen, gibt es einen simplen Trick, mit dem du jedes Gespräch spannender gestalten kannst. Statt dich durch oberflächlichen Austausch zu quälen, kannst du mit einer kleinen Veränderung in deiner Gesprächsführung echte, interessante Unterhaltungen führen. In diesem Artikel erklären wir, wie dir das gelingt.
Das Problem mit dem Small Talk
Small Talk führen zu können, ist im Alltag oft sehr hilfreich. Denn im Gespräch mit oberflächlichen Bekanntschaften, Arbeitskolleg:innen oder sogar in Freundschaften und in der Familie ist diese Art der Gesprächsführung häufig an der Tagesordnung. Immerhin kann man nicht mit jedem Menschen ständig tiefgründige und offenherzige Gespräche führen, oder?
Das eigentliche Problem mit typischem “langweiligem” Small Talk ist im Grunde simpel: Wir stellen ganz automatisch die immer gleichen Fragen, meist ohne wirklich darüber nachzudenken, ob uns die Antwort wirklich interessiert:
- “Wie geht’s dir?”
- “Was machst du so?”
- “Wie war dein Wochenende?”
- “Schönes Wetter heute, oder?”
Bei solch typischen Fragen, die oft komplett auf Autopilot abgerufen und gestellt werden, ist es kein Wunder, dass der Small Talk schnell langweilig wird. Immerhin sind die Antworten dann ebenso stereotypisch und vorhersehbar:
- “Mir geht’s gut, danke. Und dir?”
- “Ich studiere/arbeite noch am selben Ort.”
- “Gut und wie war dein Wochenende so?”
- “Ja, endlich ist es mal richtig warm.”
So drehen sich Gespräche nur um die immer gleichen oberflächlichen Themen und wenn sich dann die Wege trennen, fühlt es sich oft an, als wäre die Begegnung lediglich anstrengend und eine Zeitverschwendung gewesen. Der soziale Akku ist dann leer und man kann es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen und mit niemandem mehr sprechen zu müssen. Dabei muss Small Talk gar nicht so eine energiezehrende Angelegenheit sein.
Du hast das gegenteilige Problem? Lies auch Dein Gegenüber redet zu viel: So stoppst du höflich den Redefluss
Interessanter Small Talk mit Conversational Threading
Das Gegenmittel für langweiligen Small Talk ist ganz einfach und kann von jedem:r schnell gelernt werden: Conversational Threading, also “Gespräche einfädeln”, heißt diese andere Art der Gesprächsführung, die für tiefgründigere Unterhaltungen und bessere zwischenmenschliche Verbindungen sowie Empathie sorgen soll.
In einem Artikel auf CNBC erklärt die Autorin das Konzept wie folgt: Anstatt Gespräche halb abwesend und auf Autopilot zu führen, streust du gezielt kleine “Threads” also Gesprächsfäden ein, die deinem Gegenüber die Möglichkeit bieten, darauf einzugehen und das Gespräch so in eine spannendere und tiefgründigere Richtung zu lenken. Umgekehrt solltest du natürlich ebenso gut zuhören und auf entsprechende Gesprächsfäden deiner Mitmenschen eingehen, wenn sie dir angeboten werden. So kannst du lernen, interessante Fragen zu stellen und auch Antworten zu geben, die zu ernsteren und interessanteren Gesprächen führen können.
Im Folgenden erfährst du, wie Conversational Threading in vier Schritten funktioniert.
1. Biete Gesprächsfäden an
Der Schlüssel ist, deinem Gegenüber nicht nur automatisierte Small-Talk-Antworten zu geben, sondern Gesprächsfäden in Form von Extrainformationen anzubieten, die er oder sie gezielt aufgreifen und danach fragen kann. So kannst du das Gespräch nicht nur in eine Richtung lenken, die dich wirklich interessiert, sondern bietest deinen Gesprächspartner:innen auch gleichzeitig eine offenere Art der Unterhaltung an, auf die sie einseitige können. Hier ein paar Beispiele:
- Frage: “Wie geht’s dir?”
- Typische Antwort: “Gut, und dir?”
Eine bessere Antwort wäre hier etwas mehr Detail anzubieten, auf die dein Gegenüber dann eingehen kann. Zum Beispiel könntest du antworten:
- “Mir geht’s gut. Die Arbeit/Uni ist gerade stressig, aber ich habe gerade ein neues Projekt angefangen, auf das ich mich sehr freue. Wie sieht’s bei dir aus?”
Hier bietest du nicht einfach eine Standardantwort an, die ins Leere läuft. Stattdessen gibst du deine:r Gesprächspartner:in die Möglichkeit, nach dem Detail zu fragen, das du in deiner Antwort angesprochen hast. Er oder sie kann dann direkt das Projekt ansprechen, das du erwähnt hast und nach Details fragen. So bekommst du die Möglichkeit, das Gespräch in eine interessantere Richtung zu lenken.
Weitere Beispiele:
- Frage: “Was bringt dich zu diesem Event?”
- Antwort: “Ich bin für meinen Job hier.”
-
Bessere Antwort: “Ich bin hier, um mehr über zu erfahren und damit hoffentlich erreichen zu können. Vielleicht treffe ich hier auch ein paar Leute mit ähnlichen Zielen. Aus welchem Grund bist du hier?”
[Thema X]
[Ziel Y]
2. Greife Gesprächsfäden deines Gegenübers auf
Zu einem guten Small Talk gehört es auch, gezielt Gesprächsfäden aufzugreifen, die dein Gegenüber anbietet. Dafür musst du aktiv zuhören, um solche Fäden oder Schlüsselwörter einer Aussage zu erkennen.
Wenn wir Gespräche auf Autopilot führen, antworten wir auf Gesprächsteile des Gegenübers meist automatisch, indem wir dieselbe Information über uns selbst teilen. Wenn du jemanden fragst, woher er oder sie kommt und die Person antwortet dann zum Beispiel “Aus Berlin.”, dann antwortest du meist ganz automatisch einfach mit “Ah cool, ich komme aus “. Danach kommt das Gespräch schnell ins Stocken, weil gefühlt schon alles gesagt wurde und ein neues Gesprächsthema hermuss. Das kannst du verhindern, indem du nicht einfach eine automatische Standardreaktion gibst, sondern aktiv an dem Gesprächsfaden “ziehst”, den dein:e Gesprächspartner:in angeboten hat. Das ist hier die “Heimatstadt Berlin”:
Anstatt eine gleiche Antwort mit deinen eigenen Informationen zu geben, kannst du gezielt Fragen zu den Threads aus der Aussage deines Gegenübers stellen. Zum Beispiel:
- “Was gefällt dir an deiner Heimatstadt besonders gut?”
Wenn du selbst bereits eine Meinung oder Erfahrungen mit der Heimatstadt der oder des anderen hast, kannst du diese auch direkt einbinden. Du wirkst damit direkt viel offener und interessierter, weil du dadurch eine Verbindung mit den Erfahrungen deine:r Konversationspartner:in schaffst. Eine entsprechende Antwort könnte so aussehen:
- “Ah cool, Berlin! Ich war da öfter mal zu Besuch bei Verwandten. Da habe ich aber meist nicht viel von der Stadt gesehen. Hast du Tipps, was ich unbedingt mal machen muss, wenn ich das nächste Mal dort bin?”
Extra Tipp: Wenn das Gespräch trotz deiner Mühen ins Stocken kommt, weil die andere Person nicht auf deine Gesprächsfäden eingeht und auch von sich aus keine anbieten, die du aufgreifen könntest, kannst du auch eine andere Richtung einschlagen und einfach eine Bemerkung über etwas machen, was du in der Situation gerade beobachtest. So musst du dir kein neues Gesprächsthema aus dem Ärmel ziehen und kannst trotzdem Interesse zeigen. Bei Videochats kannst du zum Beispiel etwas im Hintergrund der anderen Person ansprechen. Das kann ein Bild an der Wand sein oder ein Ausblick durch ein Fenster.
3. Stelle bessere Fragen
Mit den richtigen Fragen kannst du den Fluss eines (Small Talk) Gesprächs besonders gut unterstützen. Anstatt oberflächlicher Standardfragen kannst du durch deine Fragen direkt Gesprächsfäden einleiten und so das Gespräch in eine offenere und interessantere Richtung lenken. Anstatt einfach zu fragen: “Wie geht es dir?”, kannst du zum Beispiel fragen: “Welche spannenden Projekte liegen bei dir gerade an?”. Hier eine weitere Idee für kreative Small Talk Fragen:
- Standardfrage: “Wie war dein Wochenende?”
- Bessere Frage: “Was war das schönste, das dir dieses Wochenende passiert ist?”
Bei der Standardfrage läuft das Gespräch danach meist ins Leere, weil man nicht weiß, was man nach “Gut, und deins?” noch weiter sagen soll. Indem du die Frage etwas veränderst, bietest du deinem Gegenüber die Möglichkeit, auf ganz natürliche Weise mehr von sich zu erzählen. Das bietet dir wiederum mehrere neue Gesprächsfäden, die du dann aufgreifen kannst und das Gespräch wird von ganz allein spannender und flüssiger.
Tipp: Wenn du Deep Listening praktizierst, kann es dir auch leichter fallen, die richtigen Fragen zu stellen.
4. Nutze positive Sprache
Selbst beim Small Talk kann deine Wortwahl kann die Stimmung eines Gespräches stark beeinflussen. Sowohl du als auch deine Gesprächspartner:innen nehmen eine Konversation positiver wahr, wenn darin viele positive Worte und Phrasen wie “sich auf etwas freuen”, “Lieblings-“, “das Beste”, “toll”, “begeistert” und “interessant” vorkommen.
Indem du solche positiven Worte einbindest, wenn du Gesprächsfäden anbietest und aufgreifst, erreichst du gleich mehrere Dinge:
- Ihr beide nehmt die Konversation positiver wahr.
- Durch die gute Stimmung sind alle Gesprächsparteien automatisch offener und es fällt leichter, Gesprächsfäden flüssig einzubinden.
- Mit der Zeit verbindest du durch eine solch positive Gesprächsführung mit Small Talk Interaktionen, die dir Energie und Lebensfreude geben können, anstatt dich Energie zu kosten. Somit fällt dir dann guter Small Talk umso leichter.
Kein Small Talk: Wann kann ich diese Technik anwenden?
Conversational Threading funktioniert in allen Situationen, in denen Small Talk gehalten wird – vom Essen mit der Familie oder einem ersten Date bis hin zum Bewerbungsgespräch, einem Business Meeting oder einem Walk and Talk Meeting. Das simple System aus:
- zusätzliche Informationen anbieten
- Gesagtes aufgreifen
- Fragen stellen
- positive Sprache verwenden
funktioniert völlig unabhängig von der Situation und den Rahmenbedingungen eines Gesprächs. Besonders für introvertierte Menschen kann Conversational Threading hilfreich sein. Denn einer der Vorteile dieser Technik: Dein Gegenüber wird dazu animiert, mehr von sich zu teilen. Somit spricht er oder sie automatisch mehr und du musst dich nicht damit unter Druck setzen, das Gespräch alleine am Laufen halten zu müssen. Außerdem wirkst du durch die Anwendung dieser Methoden sofort sympathischer auf dein Gegenüber, weil du echtes Interesse zeigst, indem du nicht nur leere Standardfragen stellst.
Tipp: Weitere Infos zum Thema Kommunikation findest du in unseren Ratgebern über Gewaltfreie Kommunikation und dem Vier-Ohren-Modell.
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