Aktives Zuhören: Techniken und Methoden Von Cosma Hoffmann Kategorien: Gesellschaft Stand: 17. September 2024, 15:04 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / rawpixel Aktives Zuhören fördert eine verständnisvolle Kommunikation. Wir verraten dir, was aktives Zuhören bedeutet und wie du es im Gespräch umsetzen kannst. Aktives Zuhören beschreibt ein Kommunikationswerkzeug aus der Gesprächspsychotherapie. Es signalisiert deinem Gegenüber, dass du präsent und aufmerksam das Gesagte verfolgst und fördert somit eine zugewandte und effektive Kommunikation. Wir erklären dir, welche innere Haltung und welche Verhaltensweisen sich hinter dem Begriff des aktiven Zuhörens verbergen und wie du aktives Zuhören in deine eigene Kommunikation integrieren kannst. Warum aktives Zuhören so wichtig ist Zuhören ist ein wichtiges Mittel der Kommunikation. Doch warum sollten wir beim Zuhören kommunizieren? Es scheint doch eher ein passiver Prozess zu sein, bei dem nicht viel passiert. Falsch: Zuhören erfüllt viele wichtige Funktionen: Zum Beispiel, dass wir Gesagtes kritisch bewerten können, dem Gegenüber Interesse und Aufmerksamkeit zeigen und vor allem, dass wir uns auf das fokussieren können, was unser Gegenüber mitteilt. Gute Kommunikation zeichnet sich dadurch aus, dass die Gesprächspartner:innen einander wahrnehmen und zuhören. Jeder Mensch denkt und fühlt auf eine andere Art und Weise. Zuhören kann das Verständnis fördern und uns einander näher bringen. Wie können wir nun gute Zuhörende sein? Fragt man Sprechende, was sie sich in einem Gespräch wünschen, ist die Antwort oft: Das Gegenüber soll auf das Gesagte reagieren. Außerdem besteht der Wunsch bei Sprechenden, dass Zuhörende aufgeschlossen sind und nicht ihren eigenen Gedanken nachgehen. Mit aktivem Zuhören kannst du deinem Gegenüber sowohl verbal (zum Beispiel durch Nachfragen), als auch nonverbal (zum Beispiel durch Lächeln und Nicken) Interesse und Aufmerksamkeit bekunden. Was genau bedeutet aktives Zuhören? Aktives Zuhören bedeutet, sich auf das zu konzentrieren, was das Gegenüber sagt. (Foto: CC0 / Pixabay / rawpixel) Aktives Zuhören ist eine Spezialform des Zuhörens und wurde als Erstes vom Psychologen Carl Rogers als Werkzeug für die Gesprächspsychotherapie beschrieben. Rogers hat diese Technik entwickelt, um die Selbstakzeptanz seiner Klient:innen zu fördern, indem er ihnen im Gespräch akzeptierend und empathisch begegnete. Dadurch fühlen sich die Klient:innen verstanden. Aktives Zuhören lässt sich in drei Bestandteile unterteilen: Aktives Verfolgen des Gesagten: Du bist präsent und du machst zum Beispiel durch Blickkontakt, Laute oder ähnliche Signale deutlich, dass du aufmerksam bist. Aktives Verstehen der Botschaft: Du kannst den Kern der Botschaft des/der Anderen in eigene Worte fassen. Der Fachausdruck hierfür ist Paraphrasieren. Versuch, den emotionalen Inhalt einer Botschaft zu verstehen und wiederzugeben: Du ergründest, was emotional in dem Gesagten des Gegenübers steckt und meldest zurück, was bei dir angekommen ist. Der Fachausdruck dafür nennt sich Spiegeln oder Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte. Aktives Zuhören ist eine komplexe Fertigkeit und bedeutet zusammengefasst, zielgerichtet zuzuhören und gleichzeitig mitzuteilen, ob du das Gehörte verstanden hast. Damit kannst du auch Missverständnisse vermeiden, deine zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern, Empathie fördern und besser Feedback geben. Damit du aktives Zuhören im Gespräch umsetzen kannst, gibt es einige hilfreiche Methoden und Techniken. Nonverbale Techniken und Methoden des aktiven Zuhörens Praktisch kann auf nonverbaler Ebene aktives Zuhören so aussehen, dass du dein Gegenüber aussprechen lässt, geduldig bist, Blickkontakt hältst, dich nicht durch andere Gedanken und Tätigkeiten (zum Beispiel dein Smartphone) ablenkst und dein Zuhören mit Nicken unterstreichst. In einem Gespräch immer präsent zu sein, ist manchmal gar nicht so einfach. Unser Geist wird allzu leicht abgelenkt und unsere Aufmerksamkeit lässt dann nach. Meditation (natürlich nicht während des Gespräches) und Achtsamkeitsübungen, können dir helfen, Präsenz im Moment zu trainieren. Verbale Techniken des aktiven Zuhörens: Paraphrasieren Aktives Zuhören bringt uns einander näher. (Foto: CC0 / Pixabay / rawpixel) Die Technik des Paraphrasierens ist auf die Rhetorikausbildung im antiken Griechenland zurückzuführen. Diese Grundfertigkeit mussten alle Studierenden an der Hochschule der Sprache als Erstes erlernen, denn der Disput war streng geregelt: So wurden Studierende bestraft, wenn sie Redner:innen antworteten und vorher nicht den Inhalt seines Arguments oder seiner Hypothese mit eigenen Worten sachlich richtig wiedergegeben hatten. Und genau darum geht es: Beim Paraphrasieren sollst du mit eigenen Worten wiedergeben, was dein Gegenüber gesagt hat. Dem Gesprächspartner signalisierst du damit, dass du aktiv zugehört hast. Außerdem ermutigst du die sprechende Person so, das Gesagte zu präzisieren und gibst ihr die Chance, Gedanken zu revidieren oder Dinge klar zustellen. Du kannst auch dein Verständnis prüfen und Missverständnisse vermeiden. Stell dir vor, eine gute Freundin erzählt dir Folgendes: „Ich stehe morgens auf, bin müde und lustlos. Dann kann ich mich einfach nicht aufraffen, zur Arbeit zu gehen.“ So könnte deine Paraphrase lauten: „Dein Akku ist also schon morgens leer – du fühlst dich kraftlos und hast keinen Antrieb, um deine täglichen Aufgaben anzugehen?“ Wichtig: Formuliere deine Paraphrase am besten als schwebende Frage und versuche zu vermeiden, sarkastisch oder ironisch zu klingen oder dein Gegenüber zu belehren. Versuche, wirklich zu verstehen, was dein Gegenüber dir sagen möchte. Es hat oft bereits eine äußerst positive Wirkung auf andere, wenn sie sich verstanden fühlen. Die folgenden Einstiegsformulierungen können dich beim Paraphrasieren unterstützen: „Mit anderen Worten…“ „Dir ist es wichtig, dass…“ „Du legst Wert auf…“ „Ich habe jetzt verstanden, dass du…“ „Das klingt für mich, als ob…“ „Du denkst/meinst, dass…“ Verbale Techniken des aktiven Zuhörens: Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte Aktives Zuhören bedeutet auch, die Emotionen des Gegenübers zu verstehen. (Foto: CC0 / Pixabay / rawpixel) Das Verbaliseren emotionaler Erlebnisinhalte (auch Spiegeln genannt) ist eine Sonderform des Paraphrasierens: Es geht dabei darum, dass du die emotionale Botschaft des Gegenübers aufnimmst und wiedergibst. Der Sinn und Zweck: Du bestätigst, dass du die gesendeten Gefühle erkannt hast. Dem Gegenüber gibst du damit auch die Möglichkeit, sich selbst zu reflektieren und womöglich Gefühle neu zu formulieren. Stell dir vor, ein Freund will auf einer Abendschule das Abitur nachholen, um hinterher seinen Traum vom Studium zu erfüllen. Er sagt dir Folgendes: „Ich weiß, dass dieser Schulabschluss wichtig wäre. Aber eine Umstellung ist das schon.“ Wenn du seine Gefühle spiegeln möchtest, dann kannst du darauf erwidern: „Du fühlst dich unter Druck gesetzt und fürchtest, dass du der Herausforderung nicht gewachsen bist?“ Hier solltest du ebenfalls beachten, die Aussage als schwebende Frage zu formulieren, um deinem Gegenüber nicht das Gefühl zu geben, du würdest die Dinge für ihn oder sie deuten. Du kannst außerdem ähnliche Formulierungen wie beim Paraphrasieren nutzen. Aktives Zuhören und Fragenstellen Aktives Zuhören fördert gute Fragen zu stellen. (Foto: CC0 / Pixabay / rawpixel) Nach Carl Rogers gehört die verbale Technik des Fragenstellens nicht zum aktiven Zuhören. Einige Kommunikationspsycholog:innen hingegen würden diese Technik dem aktiven Zuhören zuordnen. Auf jeden Fall ergänzen sich aktives Zuhören und Fragen sehr gut. Wenn du deinem Gegenüber Interesse zeigen möchtest, gehören die richtigen Fragen einfach dazu. Denn seien wir ehrlich: Wenn wir unserem Gegenüber lediglich zuhören und nur die Inhalte dessen, was er oder sie sagt, paraphrasieren, dann schläft das Gespräch womöglich ein oder die andere Person fühlt sich veräppelt. Versuche also, an den richtigen Stellen des Gespräches Fragen zu stellen – zum Beispiel, wenn es wichtig ist, zu einem Thema mehr zu erfahren, damit du dir ein umfassendes Bild davon machen kannst, was dein Gegenüber erzählt. Es gibt verschiedene Formen von Fragen, die du stellen kannst. Die besten sind offene Fragen. Sie werden auch als W-Fragen bezeichnet (also alle Fragen, die mit was, wer, warum, etc. eingeleitet werden) und laden deinen Gesprächspartner zu umfangreichen Antworten ein – im Gegensatz zu geschlossenen Fragen, für deren Beantwortung lediglich ein Ja oder Nein reicht. Wenn wir noch einmal das Beispiel mit dem Schulabschluss betrachten. Dein Freund sagt dir: „Ich weiß schon, dass dieser Schulabschluss wichtig wäre. Aber eine Umstellung ist das schon.“ Darauf könntest du auch fragen: „Warum ist dir dieser Schulabschluss so wichtig?“ So erfährst du mehr darüber, was in deinem Freund vorgeht. Es bietet sich an, dass du seine Antwort(en) zu paraphrasieren oder zu spiegeln versuchst. So gehst du sicher, dass du ihn richtig verstanden hast und er merkt gleichzeitig, dass du aktiv zuhörst. In einem guten Gespräch versuchst du, die richtige Balance zwischen den Techniken des aktiven Zuhörens und dem Fragenstellen zu finden. Weiterlesen auf Utopia.de: Selbstbewusstsein stärken: Praktische Tipps für mehr Selbstvertrauen Resilienz: So trainierst du deine seelische Widerstandsfähigkeit Innere Unruhe: Wo Nervosität herkommt und wie du sie bekämpfst Überarbeitet von Paula Boslau ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. 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