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Verzeihen und vergeben: Warum es gut für dich und deine Beziehungen ist

verzeihen vergeben
Foto: CC0 / unsplash / Giulia Bertelli

Anderen zu verzeihen kann heilend wirken und uns einander näher bringen. Wir verraten dir, warum vergeben glücklich macht und gut für deine Gesundheit und Beziehungen ist.

Tut uns ein anderer etwas Verletzendes an, sei es lediglich eine Beleidigung oder schlimmeres wie ein Seitensprung, zeigen wir häufig folgende Reaktionen: Wir meiden die andere Person oder wünschen uns Vergeltung oder Wiedergutmachung. Daran können jedoch Beziehungen zerbrechen, weil wir das Gegenüber nicht mehr an uns heranlassen. Oder es entsteht ein Teufelskreis der Vergeltung. Denn häufig empfindet das Gegenüber unseren vermeintlichen Ausgleich als schwerwiegender als seine eigentliche Tat. So wird der andere sich seinerseits wieder wünschen, dass es zu einer Wiedergutmachung kommt. Wenn hier nicht einer aussteigt, kann dieser Kreislauf ewig weiter gehen und gute Freundschaften und Beziehungen zerstören.

Doch es geht auch anders: Verzeihen ist ein Weg den Kreislauf der Vergeltung zu durchbrechen und Beziehungen aufrechtzuerhalten. Das was passiert ist, können wir nie ungeschehen machen – doch was wir in der Hand haben, ist unsere Reaktion auf solch eine Handlung, die uns verletzt hat.

Das bedeutet Verzeihen

Verzeihen bringt uns anderen näher.
Verzeihen bringt uns anderen näher.
(Foto: CC0 / unsplash / Eye for Ebony)

Verzeihen bedeutet dem Wort nach: Verzicht auf Vergeltung oder Wiedergutmachung. Wenn wir verzeihen, dann fordern wir nicht, was uns eigentlich zusteht. Wir lassen ab, entsagen, hören auf zu „zeihen“, das heißt zu benennen, bekannt zu machen. Mit dem Verzeihen beenden wir das ewige Zeigen auf die Wunde, das Bezichtigen des anderen. Wir erlassen dem anderen seine Schuld – jenseits gerechten Ausgleiches.

In der psychologischen Forschung wird Verzeihen auch so beschrieben: Statt der Vergeltung folgt auf ein verletzendes Verhalten des Gegenübers eine positive Reaktion. Das bedeutet, du gehst auf die andere Person zu, statt sie zu meiden und hegst keine Wut, keinen Gräuel oder Rachegedanken gegen sie, sondern liebevolle und akzeptierende Gefühle. Lange Zeit hat sich die Forschung wenig mit dem Verzeihen beschäftigt. Erst im 20. Jahrhundert begannen Sozialwissenschaftler sich mit dem Thema auseinander zusetzen und konnten die bereits vermuteten positiven Auswirkungen des Verzeihens empirisch nachweisen. 

Das passiert bei dir, wenn du anderen verzeihst

Verzeihen heißt Loslassen - und das macht glücklich.
Verzeihen heißt Loslassen – und das macht glücklich.
(Foto: CC0 / unsplash / TheVirtualDenise)

Menschen, die gut vergeben können, erleben in ihrem Alltag mehr positive und weniger negative Gefühle. Wenn du anderen verzeihen kannst, dann wirst du:

  • dich über mehr Dinge im Alltag freuen können
  • hoffnungsvoll in die Zukunft blicken
  • glücklicher sein
  • weniger an depressiven Verstimmungen leiden
  • weniger Ängste haben
  • und weniger grübeln.

Forscher vermuten, dass das zum einen daran liegt, dass Menschen, die vergeben, leichter loslassen können und damit weniger Ballast mit sich herumtragen und sich auf die positiven Dinge konzentrieren können. 

Doch nicht nur auf der emotionalen Ebene konnten Forscher positive Auswirkungen feststellen. Es zeigte sich, dass das Verzeihen vorteilhaft für die körperliche Gesundheit ist – Menschen, die anderen verzeihen können, zeigen weniger Herz-Kreislauf-Probleme, als Menschen, denen das Verzeihen und Loslassen schwerfällt. Dieser Zusammenhang ist allerdings nicht ausschließlich auf das Verzeihen zurückzuführen, sondern auch auf andere Faktoren. 

Darum ist Verzeihen gut für deine Beziehungen

Verzeihen gibt dem Gegenüber die Chance zu reflektieren und zu einer ehrlichen Einsicht zu kommen.
Verzeihen gibt dem Gegenüber die Chance zu reflektieren und zu einer ehrlichen Einsicht zu kommen.
(Foto: CC0 / unsplash / Tim Marshall)

Es gibt viele Situationen, in denen du verzeihen kannst: Dem Partner nach dem Seitensprung, einer Freundin, die ein Gerücht in die Welt gesetzt hat oder sogar den Eltern nach Jahre langem Konflikt.

Wenn du verzeihst, dann gibst du dem Gegenüber die Chance ehrlich und unbefangen über seine Handlungen nachzudenken, ohne sich in Abwehrreflexe zu verstricken. Der Andere muss sich nicht rechtfertigen oder sich um eine Wiedergutmachung bemühen. Er kann sich, ohne Konsequenzen zu befürchten, reflektieren und seine eigenen Schlüsse ziehen. Das hat beim Gegenüber häufig eine nachhaltige Wirkung und führt eher zu einem Eingeständnis. Es wird viel wahrscheinlicher, dass das Gegenüber auch tatsächlich etwas aus seinem Tun lernt, als wenn wir auf einen Ausgleich bestehen oder das Gegenüber ab sofort meiden.

Wenn wir verzeihen, zeigen wir ehrliche Wertschätzung für den Menschen hinter den Taten und reduzieren ihn nicht auf seine Delikte und Verfehlungen.

Häufig fällt es uns allerdings schwer, auf eine Entschuldigung zu verzichten. Wir wollen zumindest spüren, dass die Person bereut, was sie getan hat. Vielleicht wollen wir auch einfach nur verstehen, warum der andere dies getan hat. Darum geht es aber nicht beim Verzeihen! Wenn du wirklich verzeihst, hast du keine Erwartungen diesbezüglich an die andere Person. 

Wenn du verzeihst, verhinderst du, dass der Teufelskreis der Vergeltung ins Rollen kommt oder du durchbrichst ihn nach Jahren der Streitereien. So ist es möglich, dass wir uns anderen annähern, statt uns voneinander zu entfernen. Denn kleinere und größere Verfehlungen können uns allen passieren und wenn wir uns gegenseitig öfter verzeihen, ist der offene und wertschätzende Umgang miteinander möglich, den die Welt so dringend braucht.

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Überarbeitet von Lena Kirchner

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