Jeder sollte eine Solaranlage haben? Mitnichten. Denn neben Vorteilen kann Photovoltaik auch Nachteile mit sich bringen. Wir zeigen dir, welche positiven und negativen Effekte die Sonnenkraftwerke für dich haben.
Eigenen Strom auf dem Dach produzieren, das E-Auto mit Sonnenenergie laden und dabei zusehen, wie der Stromzähler langsamer läuft – das alles versprechen Photovoltaikanlagen. Sie sollen dich befähigen, die Kontrolle über die eigenen Energiekosten zurückzugewinnen und gleichzeitig aktiv etwas für das Klima zu tun.
Doch was wie ein perfekter Plan klingt, ist eine der größten Investitionen in die eigenen vier Wände. Sie bringt zwar viele Vorteile, aber auch ein paar Nachteile mit sich. Damit du herausfinden kannst, ob eine PV-Anlage das richtige ist, nennen wir dir je die fünf wichtigsten Pro- und Contra-Argumente.
Was ist eine Photovoltaikanlage?
Als Photovoltaikanlage (kurz PV-Anlage, umgangssprachlich Solaranlage) bezeichnet man ein Kraftwerk, das aus Sonnenlicht Strom erzeugen kann. Dazu nutzt es PV-Module, die meist entweder auf Feldern oder auf Hausdächern stehen.
Das eigentlich Besondere an ihnen: Im Gegensatz zu Kohle-, Gas-, Wasser- und Atomkraftwerken kann sich fast jede Privatperson eine PV-Anlage aufs Grundstück stellen und seinen eigenen Strom erzeugen.
Bei privaten Solaranlagen werden die Solarmodule üblicherweise auf den Hausdächern montiert, da dort am meisten Sonnenstrahlen landen und die Fläche nicht anderweitig genutzt wird. Es gibt aber auch Mini-PV-Anlagen mit maximal vier Modulen, die am Balkongeländer hängen können. Die sogenannten Balkonkraftwerke eignen sich perfekt für Miethaushalte und Wohnungseigentümer:innen ohne eigene Dachflächen.
Die zumeist dunkel- oder hellblauen Solarmodule erzeugen Gleichstrom (DC). Da das Hausstromnetz jedoch mit Wechselstrom (AC) arbeitet, wandelt ein Wechselrichter den produzierten Gleichstrom in nutzbaren Wechselstrom um. Dieser Strom kann dann alle Elektrogeräte im Haushalt versorgen – egal, ob Kühlschrank, Wärmepumpe oder E-Auto. Wenn die Anlage mehr Strom produziert, als im Haus gerade benötigt wird, wandert der Überschuss in das öffentliche Netz, wofür die Anlagen-Besitzer:innen eine Vergütung bekommen.
Solarenergie ist somit die demokratischste Form der Energiegewinnung – fast alle können sich daran beteiligen. Sie bietet aber noch weitere Vorteile.
Die 5 wichtigsten Vorteile einer Solaranlage
Vorteil 1: Niedrige Stromkosten
Der offensichtlichste Vorteil ist die spürbare Senkung deiner Stromrechnung. Jede Kilowattstunde (kWh), die du selbst produzierst und verbrauchst, musst du nicht mehr von deinem Energieversorger kaufen. Bei einem angenommenen Strompreis von 30 Cent pro kWh und einem jährlichen Verbrauch von 4.000 kWh, von dem du 30 Prozent durch deine Anlage deckst, sparst du bereits 360 Euro im ersten Jahr. Steigerst du deinen Eigenverbrauch durch einen Stromspeicher auf 70 Prozent, sind es schon 840 Euro.
Noch entscheidender ist aber der langfristige Schutz vor Preissteigerungen. Die Energiemärkte sind unbeständig und von politischen wie wirtschaftlichen Faktoren abhängig. Mit einer eigenen PV-Anlage entkoppelst du einen Teil deines Verbrauchs von dieser Unsicherheit. Du erwirbst quasi eine Strompreisbremse für die nächsten 25 bis 30 Jahre. Hinzu kommt, dass du für überschüssigen Strom, den du ins Netz einspeist, eine staatlich garantierte Einspeisevergütung erhältst. Auch wenn diese heute niedriger ist als früher, stellt sie eine feste und planbare Einnahmequelle für die kommenden 20 Jahre dar.
Vorteil 2: Wertsteigerung deiner Immobilie
Eine Photovoltaikanlage senkt nicht nur deine Stromkosten, sondern steigert auch den Wert deines Hauses. Immobilien mit einer modernen PV-Anlage sind auf dem Markt gefragter. Kaufinteressierte schätzen die niedrigeren laufenden Betriebskosten und die bereits vorhandene, zukunftssichere Technologie. Das belegt unter anderem eine Studie von ImmoScout24.
Die Immobilienplattform untersuchte alle Kaufinserate für Häuser aus dem zweiten Quartal 2024 und dem zweiten Quartal 2021. Dabei kam heraus, dass Häuser mit Solaranlagen bis zu 20 % höhere Verkaufspreise erzielten als Häuser ohne. Auch Wärmepumpen sorgen für eine Wertsteigerung (43 %) und in Kombination mit einer PV-Anlage sind bis zu 50 % höhere Verkaufspreise drin.
Vorteil 3: Aktiver Klimaschutz und reduzierte CO2-Bilanz
Dein Beitrag zum Klimaschutz ist mit einer Solaranlage direkt messbar. Jede selbst erzeugte Kilowattstunde Solarstrom vermeidet den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2). Der aktuelle Strommix in Deutschland verursacht pro Kilowattstunde rund 363 Gramm CO2 (Stand 2024).
Eine durchschnittliche 10-kWp-Anlage, die etwa 10.000 kWh pro Jahr erzeugt, spart also jährlich über 3,63 Tonnen CO2 ein. Über eine angenommene Laufzeit von 30 Jahren sind das rund 109 Tonnen. Zum Vergleich: Eine Person in Deutschland verursacht jährlich rund 10 Tonnen.
Vorteil 4: Solaranlagen halten lange
Photovoltaik ist heute eine ausgereifte, zuverlässige und äußerst wartungsarme Technologie. Hochwertige Solarmodule haben eine erwartete Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren. Die Hersteller untermauern dies mit langen Garantien: Üblich sind 25 Jahre Produktgarantie und eine lineare Leistungsgarantie, die nach 25 oder sogar 30 Jahren noch eine Leistung von 85 bis 90 Prozent des Ausgangswertes zusichert.
Das bedeutet, deine Anlage produziert auch nach Jahrzehnten noch verlässlich Strom. Die Systeme sind robust gegenüber Witterungseinflüssen wie Hagel, Schnee und Sturm und erfordern, abgesehen von einer gelegentlichen Reinigung und Inspektion, kaum Zuwendung.
Vorteil 5: Photovoltaik unterstützt bei Mobilität und Heizen
Mit einer Solaranlage versorgst du nicht nur deinen Haushalt mit Strom, sie kann dich auch beim Heizen und bei der Mobilität unterstützen. Schaffst du dir nämlich eine Wärmepumpe an, kannst du sie mit deinem Solarstrom betreiben. Aus einer Kilowattstunde elektrischer Energie kannst du dann drei bis fünf Kilowattstunden Wärmeenergie machen. Der Wirkungsgrad beträgt also 300 bis 500 Prozent, was die Wärmepumpe zur effizientesten Heizart überhaupt macht. Zum Vergleich: Hochmoderne Gasheizungen erreichen Wirkungsgrade von 90 bis 100 Prozent.
Den kompletten Verbrauch deiner Wärmepumpe wirst du allerdings nicht mit einer PV-Anlage stemmen können. Denn im Winter, wenn die Heizung läuft, produziert dein Sonnenkraftwerk am wenigsten Strom. Aber im Herbst und im Frühling kann es deine Heizkosten merklich senken.
Wenn du dir zudem ein E-Auto anschaffst, kannst du es mit deinem Solarstrom laden. Je nach deinem Lade- und Fahrverhalten kannst du im Sommer deinen gesamten Verbrauch decken und bist unabhängig von steigenden Benzinkosten und hohen Preisen an öffentlichen Ladesäulen.
Die 5 größten Nachteile einer Solaranlage
Solaranlagen bringen viele Vorteile. Allerdings gibt es auch Nachteile, die du im Blick haben solltest, bevor du dir eine Anlage anschaffst.
Nachteil 1: Hohe Anfangsinvestition
Trotz gefallener Preise kosten Photovoltaikanlagen immer noch viel Geld. Für eine schlüsselfertige Anlage auf einem Einfamilienhaus mit einer Leistung von rund 10 kWp und einem passenden Stromspeicher musst du mit Kosten zwischen 9.500 und 20.000 Euro rechnen. Diese Summe setzt sich aus vielen Einzelposten zusammen: den Solarmodulen, dem Wechselrichter, dem Stromspeicher, dem Montagesystem, der Verkabelung sowie den Kosten für Planung, Gerüst und die Installation durch einen Fachbetrieb.
Alternativ kannst du auch eine PV-Anlage selbst aufbauen und trägst dann nur die Materialkosten. Lediglich den Anschluss ans Stromnetz muss eine Fachkraft übernehmen. Eine 10-kWp-Anlage mit Speicher bekommst du bereits ab etwa 5.200 Euro. Für Dachhalterungen und Kabel musst du ca. 500 bis 1.000 Euro zusätzlich einrechnen – abhängig von den Gegebenheiten bei dir vor Ort. Dann trägst du aber auch die Verantwortung bei etwaigen Planungsfehlern.
So oder so musst du in beiden Fällen in Vorleistung gehen. Zwar holst du deine Kosten durch die Einspeisevergütung und den Eigenverbrauch wieder rein, das kann aber bis zu 15 Jahre dauern. In Kombination mit Batteriespeicher, Wärmepumpe oder E-Auto amortisiert die Anlage teils in fünf bis zehn Jahren. Es ist aber in jedem Fall eine langfristige Investition, die du tätigst.
Nachteil 2: Abhängigkeit von Wetter, Jahreszeit und Standort
Eine Solaranlage produziert Strom nicht dann, wenn du ihn unbedingt brauchst, sondern wenn die Sonne scheint. Diese Abhängigkeit ist der wohl größte operative Nachteil. An einem sonnigen Junimittag erzeugt deine Anlage einen massiven Überschuss, während dein Haushalt wenig Strom verbraucht. An einem nebligen Novembertag hingegen, wenn du Licht und Heizung benötigst, liefert sie kaum Ertrag.
Diese Diskrepanz zwischen Erzeugung und Verbrauch ist eine fundamentale Herausforderung. Ein Stromspeicher kann dieses Problem abmildern, indem er den Mittagsüberschuss für den Abend und die Nacht sichert. Er löst aber nicht das saisonale Problem: Im Winter wirst du fast immer auf Strom aus dem öffentlichen Netz angewiesen sein. Zudem ist der Ertrag stark von der geografischen Lage und der Ausrichtung deines Daches abhängig. Ein Dach in Süddeutschland erzeugt mehr Strom als eines in Norddeutschland, und eine suboptimale Neigung oder Verschattung durch Bäume und Nachbargebäude kann die Wirtschaftlichkeit stark beeinträchtigen.
Nachteil 3: Wirtschaftlichkeit hängt vom Verbrauchsverhalten ab
Der finanzielle Vorteil einer PV-Anlage steigt mit dem Eigenverbrauch. Wer tagsüber viel Strom nutzt – etwa durch Homeoffice oder elektrische Wärmepumpen – profitiert stärker. Wer dagegen den Strombedarf vor allem abends oder am Wochenende hat, nutzt den Solarstrom weniger effektiv und benötigt mindestens einen Speicher. Dieser erhöht die Investitionskosten.
Die Wirtschaftlichkeit hängt also stark davon ab, wie gut deine Verbrauchszeiten zum Sonnenangebot passen. Für große Familien, wo immer jemand zuhause ist, eignen sie sich besser. Wenn du aber alleine lebst und beruflich viel unterwegs bist, lohnen sich Solaranlagen weniger. Dann kannst du auf Balkonkraftwerke zurückgreifen. Du bekommst sie bereits ab etwa 300 Euro – wie zum Beispiel das Solakon onLite – und decken die Grundlast deines Haushalts.
Nachteil 4: Begrenzte Lebensdauer von Schlüsselkomponenten
Dieser Kostenfaktor wird oft übersehen, ist aber für eine ehrliche Kalkulation über 30 Jahre entscheidend. Während die Solarmodule diesen Zeitraum überstehen, gilt dies nicht für alle Teile der Anlage. Der Wechselrichter hat eine erwartete Lebensdauer von etwa 15 Jahren. Er wird also mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einmal während der Gesamtlebensdauer der PV-Anlage ausgetauscht werden müssen. Die Kosten hierfür belaufen sich je nach Größe und Modell auf 1.000 bis 2.000 Euro.
Ähnliches gilt für Stromspeicher. Auch hier geben Hersteller meist nur 10 Jahre Garantie und wahrscheinlich musst du ihn nach 15 Jahren austauschen. Ein neuer Speicher schlägt dann wieder mit mehreren tausend Euro zu Buche. Diese Re-Investitionen musst du in deine langfristige Finanzplanung einbeziehen, da sie die Gesamtrendite deiner Anlage schmälern.
Nachteil 5: Ökologische und ethische Fragen bei Herstellung und Recycling
Obwohl Solarmodule im Betrieb sauber sind, werfen die Herstellung und das Lebensende der Module Fragen auf. Die Produktion von Solarmodulen ist energieintensiv und findet oft in Ländern mit niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards statt. Die energetische Amortisationszeit, also die Zeit, die eine Anlage laufen muss, um die für ihre Herstellung aufgewendete Energie wieder zu erzeugen, liegt in Deutschland trotzdem nur bei ein bis zwei Jahren.
Eine größere Herausforderung stellt das Recycling dar. Aktuell gibt es noch keine etablierten, flächendeckenden Prozesse für das Recycling ausgedienter Module. Zwar sind Hersteller durch das Elektrogesetz (ElektroG), das aus der EU-Richtlinie WEEE (Waste of Electrical and Electronic Equipment) hervorgegangen ist, zur Rücknahme verpflichtet. Allerdings müssen sie nur 80 Prozent des gesammelten Materials recyclen.
Da allein das Kupfer aus den Kabeln, das Glas und die Alurahmen mehr als 85 Prozent des Gewichts eines Solarmoduls ausmachen, muss der Hersteller sich nicht wirklich um die schwierigen Materialien wie Silizium und Silber kümmern. Sie werden in der Regel bislang kaum recycelt.
Fazit: Überwiegen die Vorteile einer Solaranlage?
Der Kauf einer Solaranlage ist keine triviale Entscheidung. Die hohen Anfangskosten, die Abhängigkeit vom Wetter und die Notwendigkeit von Re-Investitionen in Komponenten wie Wechselrichter und Speicher stellen reale wirtschaftliche Hürden dar.
Auf der anderen Seite stehen massive Vorteile. Du schaffst dir finanzielle Planungssicherheit für Jahrzehnte, entkoppelst dich von unkalkulierbaren Strompreissprüngen und leistest einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz. Dein Haus gewinnt an Wert und du wirst vom passiven zum aktiven Teil der Energiewende. Die Technologie ist robust, langlebig und erfordert im Alltag wenig Aufmerksamkeit.
Photovoltaik: Vorteile
- spart Stromkosten
- steigert den Wert der Immobilie
- schützt das Klima durch CO2-Einsparungen
- erzeugt viele Jahre lang günstigen, klimaneutralen Strom
- unterstützt bei klimafreundlicher Heizung & Mobilität
Photovoltaik: Nachteile
- Anschaffung ist teuer
- Stromproduktion schwankt
- Wirtschaftlichkeit abhängig vom eigenen Verbrauch
- einzelne Komponenten müssen ausgetauscht werden
- noch keine etablierten Recyclingprozesse für Solarmodule
👉 Letztlich hängt die Entscheidung von deiner individuellen Situation ab. Analysiere deinen Stromverbrauch, prüfe die Gegebenheiten deines Daches und kalkuliere die Kosten ehrlich und über die gesamte Laufzeit. Wenn du die Investition stemmen kannst und bereit bist, einen langfristigen Weg zu gehen, ist eine Photovoltaikanlage eine der klügsten und nachhaltigsten Entscheidungen, die du für dein Zuhause und deine Zukunft treffen kannst.
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