Wärmecontracting: Warum es die Heizkosten in die Höhe treibt

Wärmecontracting
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Beim Wärmecontracting kümmert sich dein:e Vermieter:in nicht direkt um die Heizung im Haus, sondern beauftragt externe Anbietende damit. Das kann für dich als Mieter:in teuer werden.

Das Modell des Wärmecontractings ist für Vermieter:innen praktisch, weil sie sich nicht selbst um die Lieferung von Wärme kümmern müssen. Das erledigen extra dafür engagierte externe Anbietende. Diese Form des Contractings bedeutet aber auch, dass nicht nur die Heizung bezahlt werden muss, sondern auch die Verwaltung durch diese Anbieter:innen und allerlei weitere Zuschläge. All diese Kosten musst du als Mietpartei am Ende tragen, was bewirkt, dass deine Heizkosten durch das Wärmecontracting wesentlich höher ausfallen. 

Was ist Wärmecontracting?

Beim Wärmecontracting kommt die Wärme deiner Wohnung vertraglich von externen Firmen.
Beim Wärmecontracting kommt die Wärme deiner Wohnung vertraglich von externen Firmen. (Foto: CC0 / Pixabay / wal_172619)

Einfach erklärt, passiert beim Wärmecontracting Folgendes:

  • Statt der Vermieter:innen kümmern sich externe Firmen um die Heizung. Dieser sogenannte externe Contractor übernimmt die Wartung und Instandhaltung der Heizung. Vermieter:innen müssen nichts davon zahlen. Stattdessen werden die Kosten für diesen Service über die Heizkostenabrechnung verrechnet und letztendlich von den Mieter:innen bezahlt.
  • Der Contractor ist gewinnorientiert, was zur Folge hat, dass neben der gelieferten Wärme auch diverse Zuschläge der externen Anbieter:innen bezahlt werden müssen. 
  • Wärmecontracting beinhaltet immer teure Fernwärme-Verträge, selbst wenn dein Haus noch über eine Gasheizung im Keller beheizt wird. 
  • All das resultiert in Heizkosten, die schnell mal 250 Prozent höher sein können, wie zum Beispiel ein Bericht des MDR zeigt.
  • Contractingverträge laufen meist sehr lange. Im Durchschnitt über zehn Jahre.

In der Theorie soll Wärmecontracting einen Anreiz schaffen, um auf grüne Energie umzusteigen. Denn die Kosten für einen damit einhergehen Umbau der Heizanlage übernehmen laut Berliner Mieterverein bei einem Contractingvertrag die externen Energieanbietenden. In der Praxis findet ein solcher Ausbau aber nicht immer statt. Oft bleibt die alte Heizanlage wie sie ist und die Mieter:innen zahlen trotzdem drauf. 

Zudem ist die Lage komplex. Wärmecontracting ist ein System mit vielen Unklarheiten für das ungeübte Auge, was es externen Anbieter:innen im Extremfall möglich macht, Preise zu manipulieren.

Das Geschäft mit dem Wärmecontracting

Wärmecontracting beinhaltet viele komplizierte Aspekte. Dadurch werden die Verträge für Laien undurchsichtig und können vom Contractor einfach manipuliert werden.
Wärmecontracting beinhaltet viele komplizierte Aspekte. Dadurch werden die Verträge für Laien undurchsichtig und können vom Contractor einfach manipuliert werden. (Foto: CC0 / Pixabay / TBIT)

In einem vergangenen Artikel hat Utopia schon einmal die Machenschaften der Industrie hinter dem Wärmecontracting beleuchtet: „Abzocke“? Hunderttausende Mieter:innen zahlen zu hohe Heizkosten. Dabei geht es um eine Recherche des Recherchenetzwerks Correctiv. Dieses fand heraus:

  • Einige Firmen nutzen gezielt rechtliche Grauzonen und Gesetzeslücken, um Strompreise falsch abzurechnen und Angaben zu manipulieren. 
  • Die genauen Systeme der Abrechnung sind oft kompliziert und schwierig nachzuvollziehen, was diesen „legalen Betrug“ umso leichter macht. 
  • Am Ende verdienen daran die externen Anbieter:innen und die Mieter:innen zahlen drauf.

Da Vermieter:innen das Wärmecontracting vereinbaren, Mieter:innen aber diejenigen sind, die am Ende bezahlen, ist der Druck, bei zu hohen Preisen nachzuforschen, bei Vermieter:innen oft nicht allzu groß. Für Letztere ist diese Lösung vor allem sehr bequem

Laut Schätzungen von Correctiv sind etwa vier Millionen Wohnungen in Deutschland an einen Vertrag mit Wärmecontracting geknüpft. Nicht alle Anbieter:innen nutzen gezielten Betrug zur Geldmache, aber bei einigen Firmen waren laut Correctiv deutliche Unstimmigkeiten zu erkennen, die sie verdächtig machten. Besonders auffällig waren bei den Recherchen große Firmen wie Techem, Getec oder Vonovia. 

Was du als Mieter:in tun kannst

Als Betroffene: solltest du dir rechtliche Hilfe beim Mieterschutzverein oder einer Anwaltskanzlei suchen.
Als Betroffene: solltest du dir rechtliche Hilfe beim Mieterschutzverein oder einer Anwaltskanzlei suchen. (Foto: CC0 / Pixabay / Aymanejed)

Als Mieter:in musst du zunächst erst einmal herausfinden, ob die Heizkosten deiner Wohnung über ein betrügerisches Contractingsystem berechnet werden. Dafür kannst du folgendes tun:

  • Überprüfe deine Heizkostenabrechnung. Wie wir in unserem früheren Bericht angemerkt haben: Wenn Fernwärme abgerechnet wird, obwohl das Haus mit Gas beheizt wird, spricht das für einen Contractingvertrag.
  • Fordere den genauen Vertrag inklusive Preisformeln an und lass ihn dir im besten Fall durch Expert:innen oder rechtlichen Beistand aufschlüsseln. Betrügerische Contractingverträge beinhalten meist viele Zuschläge zusätzlich zum eigentlichen Preis der Wärmelieferung. Dabei kann dir zum Beispiel der Mieterschutzverein oder ein:e Fachanwält:in helfen.
  • Laut Berliner Mietverein gilt als Faustregel: „Wenn der Jahresverbrauch in Kilowattstunden geteilt durch die Wärmeleistung einen Wert von unter 800 ergibt, solltest du den Anschlusswert dringend überprüfen lassen.“
  • Verlange einen sogenannten Wirtschaftlichkeitsvergleich. Bei zwielichtigen Verträgen ist die Wirtschaftlichkeitsrechnung oft unklarer im Vergleich mit dem vorherigen Eigenbetrieb.
  • Trete bei deiner Forderung nach Transparenz am besten zusammen mit anderen Mieter:innen auf. Das erhöht eure Chance, von Vermietenden und den Anbietenden gehört zu werden.

Wenn deine Gesamtkosten durch das Wärmecontracting wirklich höher sind als zuvor, kannst du begründeten Widerspruch einlegen. Denn die Heizkosten für Mieter:innen dürfen durch die Umstellung auf Wärmecontracting nicht steigen

Tipp: In einem weiteren Artikel erfährst du, was durchschnittliche Heizkosten sind. 

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