Ein kurz geschnittener Rasen mag ordentlich aussehen – aber wer seltener mäht, tut der Natur einen Gefallen. Nicht nur Tiere profitieren davon.
Rasenmähen gehört im Sommer für viele zur Gartenroutine. Doch wie oft sollte der Rasenmäher wirklich zum Einsatz kommen? Die überraschend einfache Antwort lautet: So selten wie möglich – das empfiehlt auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Am besten wartest du mit dem Mähen, bis der Rasen etwa 20 Zentimeter hoch gewachsen ist. Verwende dabei die höchstmögliche Schnitthöhe deines Rasenmähers. So bleiben viele Blühpflanzen wie Gänseblümchen oder Klee erhalten – wichtige Futterquellen für Insekten.
Rasen zeitversetzt mähen – warum das sinnvoll ist
Ein weiterer Tipp: mähe deinen Rasen abschnittsweise, also nicht die gesamte Fläche auf einmal. So haben Insekten die Möglichkeit, in ungemähte Bereiche auszuweichen. Ideal ist es, dauerhaft einen Randstreifen oder eine kleine Blühinsel stehenzulassen. So kann ein Teil der Wiese immer blühen.
Für intensiv genutzte Flächen – etwa Spielflächen – kannst du das Mähen natürlich häufiger einplanen. Wichtig dabei: Entferne das Schnittgut anschließend, damit nicht zu viele Nährstoffe in den Boden gelangen. Zu nährstoffreiche Böden begünstigen das Wachstum von Gräsern – und verdrängen so Wildblumen und Kräuter.
Seltener mähen hat viele Vorteile
Wenn du deinen Rasen weniger oft mähst, förderst du die Artenvielfalt:
- Wildkräuter wie Klee, Gänseblümchen oder Löwenzahn haben die Chance zu blühen.
- Diese Pflanzen bieten Nektar und Pollen für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten.
- Dichtes, hohes Gras dient Kleintieren wie Igeln, Gartenschläfern oder Amphibien als Rückzugsort.
Zusätzlich locken Blühpflanzen Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen oder Schlupfwespen in deinen Garten. Diese helfen dabei, Schädlinge wie Blattläuse oder Schnecken auf natürliche Weise in Schach zu halten.
Weniger gießen, mehr Bodenleben
Ein weiterer Pluspunkt: Höheres Gras schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung und verhindert schnelles Austrocknen. Die Feuchtigkeit bleibt länger im Boden – das bedeutet: weniger gießen.
Gleichzeitig freut sich das Bodenleben: Regenwürmer, Springschwänze und Asseln fühlen sich in der kühleren, feuchteren Erde besonders wohl – sie verbessern die Bodenstruktur und fördern die Fruchtbarkeit deines Gartens.
Insektenfreundlicher Rasen im Sommer: So geht’s richtig!
#1: Blühstreifen oder Mini-Wiesen anlegen
Statt überall Rasen: Säe auf einem Teilstück eine insektenfreundliche Blumenmischung aus (z. B. mit heimischen Wildblumen wie Flockenblume, Margerite, Wiesensalbei). Diese Mini-Wiesen locken Wildbienen und Schmetterlinge an – und benötigen kaum Pflege.
#2: Morgens gießen – und nur, wenn nötig
Wenn du deinen Rasen bewässern musst, dann früh am Morgen. So verdunstet weniger Wasser, und die Pflanzen nehmen mehr auf. Lieber selten, aber durchdringend gießen – das fördert tiefes Wurzelwachstum und macht die Pflanzen robuster gegen Trockenheit.
#3: Rasenkante oder Ecken verwildern lassen
Lass an einigen Stellen den Rasen ganz in Ruhe wachsen – besonders an Mauern, Zäunen oder unter Sträuchern. Diese Rückzugsorte bieten Insekten Schutz vor Sonne, Wind und Fressfeinden.
#4: Kein Dünger, kein Pestizid
Verzichte – nicht nur im Sommer – auf chemische Dünger oder Unkrautvernichter. Diese schaden nicht nur Mikroorganismen im Boden, sondern auch Insekten – vor allem Wildbienen und Schmetterlingen. Wenn nötig, setze auf natürliche Düngemittel wie Kompost.
#5: Mähroboter mit Vorsicht (oder gar nicht) verwenden
Automatische Mäher können für Tiere gefährlich sein – vor allem für Igel, Amphibien und Insekten, die nachts oder im hohen Gras leben. Wenn du einen Mähroboter nutzt, stelle ihn nur tagsüber und unter Aufsicht ein – oder überdenke seine Nutzung zugunsten der Artenvielfalt.
#6: Totholz oder Steinhaufen am Rand lassen
Ein kleiner Totholzhaufen oder einige lose Steine in einer Rasenecke bieten Wildbienen, Käfern oder Eidechsen Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten. Diese Strukturen machen deinen Garten naturnah und lebendig.
#7: Mulchen – aber nicht überall
Grasabschnitte können auf offenen, kahlen Stellen als Mulch verwendet werden – das schützt vor Austrocknung. Aber: Auf Blühflächen oder in Wildwiesen bitte nicht mulchen, da die Schicht Wildpflanzen unterdrücken kann.