Radfahren hält nicht nur körperlich fit, es tut auch unserer mentalen Gesundheit gut – und zwar in vielen verschiedenen Bereichen, wie Studien zeigen. Wir zeigen, warum Radeln gegen Ängste, Stress und Wut helfen kann.
Radfahren hat viele Vorteile. Man ist an der frischen Luft, im besten Fall in der Natur, unterwegs. In der Stadt kommt man oft schneller ans Ziel als mit dem Auto, muss keinen Parkplatz suchen. Man spart Geld, schont gleichzeitig die Umwelt und hält sich körperlich fit. Aber wusstest du auch, wie gut Radeln für unsere Psyche sein kann?
Regelmäßig Rad zu fahren kann dich zum Beispiel dabei unterstützen, Stress zu reduzieren, selbstbewusster zu werden oder weniger Ängste zu haben. Mindestens in fünf mentalen Problembereichen kann dir – so der Stand der Wissenschaft – Radfahren eine gute Hilfe sein. Auch wenn du dich aktuell mental gesund fühlst, kann dich radeln dabei unterstützen, es zu bleiben, denn auch die positive präventive Wirkung ist gut erforscht.
1. Radfahren kann helfen, Ängste zu reduzieren und ihnen vorzubeugen
Wir leben in einer Zeit multipler Krisen, die vielen von uns Angst macht. Die gute Nachricht: Gegen diese Angst kannst du aktiv etwas tun. Ausdauertraining wie Radfahren senkt, so die Wissenschaft, die Reaktivität des sympathischen Nervensystems und macht uns also, vereinfacht gesagt, weniger empfindlich gegen Stressoren wie Ängste und Co. Eine Schlüsselrolle bei diesen Mechanismen spielt die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA). Sie reguliert den Ausstoß von Stresshormonen, der zu einem Anstieg von Angst- und Panikgefühlen führen kann. Wer regelmäßig radelt, kann diese Empfindlichkeit senken, so Forscherinnen.
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Zudem führt moderates Ausdauertraining zu einem erhöhten Ausstoß von Glückshormonen wie Dopamin. Diese Aktivierung des Belohnungssystems in unserem Gehirn trägt zusätzlich dazu bei, dass wir uns ausgeglichener und zufriedener fühlen.
2. Radfahren kann dir helfen, Selbstbewusstsein zu tanken
Kann man durch Fahrrad fahren, selbstbewusster werden? Darauf deuten zumindest einige Studien hin. Für eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 etwa wurden 27 Personen rekrutiert. Elf Teilnehmende änderten ihren Alltag nicht, die anderen 16 übten über einen Zeitraum von drei Wochen 10 Ausdauertrainingseinheiten von je mindestens 30 Minuten aus. Sie konnten entweder Laufen, Indoor-Radfahren oder auf dem Ellipsentrainer trainieren.
Das Ergebnis: Nach drei Wochen gaben die aktiveren Proband:innen bei dem hierfür anerkannten Selbstwertgefühltest, der Rosenberg Self-Esteem-Skala (RSES), durchweg an, sich selbstbewusster zu fühlen als die Kontrollgruppe. Aufgrund der geringen Zahl an Proband:innen ist die wissenschaftliche Aussagekraft des Experiments zwar begrenzt. Allerdings gibt es noch weitere Studien, die körperliche Aktivität mit einem erhöhten Selbstbewusstsein in Verbindung bringen. Es liegt also nahe, dass auch bei Fahrradfahrenden ein derartiger Effekt auftritt.
Einen zusätzlichen positiven Effekt auf das Selbstbewusstsein könnte es haben, draußen Rad zu fahren. Denn mit dem Fahrrad kann man draußen einfach und schnell neue Gegenden entdecken, selbst gesteckte Ziele erreichen und neue Eindrücke gewinnen – alles Erfolgserlebnisse, die unser Selbstbewusstsein stärken können.
3. Radfahren kann Stress reduzieren
Dass Radfahren dazu beitragen kann, Stress zu lindern und unser Wohlbefinden zu steigern, zeigte unter anderem eine Studie der Universität Zürich. Die knapp 9.000 Befragten gaben an, dass sie sich, wenn sie ihre Alltagswege mit dem Rad zurücklegen, weniger gestresst fühlen. Das liegt vor allem daran, dass Radfahren uns dabei hilft, das Stresshormon Kortisol abzubauen.
Eine positive Rolle beim Stressabbau spielen, so die Forschenden, aber auch die regelmäßigen, zyklischen Tretbewegungen beim Radeln. Sie erhöhen die Aktivität unseres Parasympathikus und wirken so beruhigend auf unseren Geist. Wir bleiben mehr im Moment, in diesem Fall beim Radfahren, machen uns weniger Sorgen und grübeln weniger.
Natürlich funktioniert diese Stressreduktion besser, wenn du in einem entspannten Umfeld radelst – in der Großstadt zur Rush Hour unterwegs zu sein ist weniger hilfreich, suche dir lieber eine schöne Route ins Grüne aus.
4. Fahrrad fahren kann helfen Depressionen zu lindern
Sowohl die Senkung unseres Kortisolspiegels als auch die gleichförmige Tretbewegung beim Radfahren kann nicht nur Stress reduzieren, sondern unter Umständen auch Menschen mit Depressionen helfen. Darauf weist etwa eine Studie der Universität Tübingen hin. Dazu ließen die Forscher:innen ältere Menschen mit Depressionen gut 30 Minuten auf einem Ergometer fahren. Vor und nach der Radfahrt wurden die Blutwerte gemessen, die bei der Entstehung von Depressionen eine zentrale Rolle spielen.
Während diese Werte der depressiven Menschen vor der Ausdauerbelastung schlechter waren als die von gesunden Vergleichspersonen, hatten sie sich nach der 30-minütigen Radfahrt bei fast allen Studienteilnehmenden normalisiert.
5. Radeln kann gegen Wut wirken
Wut ist ein destruktives Gefühl – nach innen und außen – und tut unserer Psyche nicht gut. Wenn wir sie empfinden, brauchen wir ein Ventil, um sie herauszulassen und so den Druck, den wir spüren, zu senken. Radfahren kann uns dabei helfen. Denn durch die Bewegung bauen wir Stresshormone ab und geben unserem Körper die Chance, aktiv etwas zu tun.
Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Ausdauersport wie Radfahren Wutgefühle reduzieren kann. So fanden Forscher:innen, die eine Studie mit Kindern durchführten, heraus, dass diejenigen, die 40 Minuten pro Tag Ausdauersport machten, weniger Wut empfanden und ausagierten als die Kontrollgruppen, die wenig oder nicht trainierten.
Der Wut davonradeln – das ist übrigens nicht nur für unsere Psyche eine gute Idee, es kann auch unser Herz schützen. Denn wie Wissenschaftler:innen der Columbia University in New York City in einer gerade erschienenen Studie herausfanden, können schon kurze Wutanfälle das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöhen. Also noch ein Grund mehr, sich regelmäßig aufs Rad zu schwingen.
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