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Wölfe in Deutschland: Verbreitung, Gefahren und aktuelle Situation

Wölfe in Deutschland: Verbreitung, Gefahren und aktuelle Situation.
Foto: CC0 / Pixabay / colfelly

Der Wolf kehrt zurück! Seit Anfang des 20. Jahrhunderts galten Wölfe in Deutschland als ausgerottet. Nach und nach gewinnen sie nun ihren alten Lebensraum zurück.

Wie viele Wölfe leben in Deutschland?

Früher war kein Säugetier so weit verbreitet wie der Wolf. Heute sind die Tiere im Westen von Europa so gut wie ausgestorben. In Deutschland wurde der letzte Wolf um 1905 ausgerottet.

Inzwischen gelten Wölfe in Deutschland laut dem Bundesnaturschutzgesetz als streng geschützte Tierart. Aber auch international stehen sie unter strengem Schutz – unter anderem durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien und die Berner Konvention. Diese verpflichten Länder wie Deutschland unter anderem dazu, dafür zu sorgen, dass sich Wölfe langfristig wieder ansiedeln können.

Im Jahr 2000 wurden schließlich erstmals wieder Wolfswelpen in Freiheit geboren. Die Wiederausbreitung der Wölfe in Deutschland ist eine vielversprechende Entwicklung. Nicht zuletzt, da zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind.

Du kannst den aktuellen Wolfsbestand in Deutschland über das Wolfsmonitoring des Naturschutzbundes einsehen. Das Wolfsmonitoring wird jedes Jahr aktualisiert. Aktuellen Zahlen zufolge leben mittlerweile wieder 73 Rudel, 30 Paare und drei Einzeltiere in Deutschland – und das bevorzugt in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen.

Wölfe sind äußerst anpassungsfähig und können sich daher in den verschiedensten Lebensräumen ansiedeln. Am besten eignen sich Regionen, die viel Wild und wenig befahrene Straßen haben.

Welchen Gefahren sind Wölfe in Deutschland ausgesetzt?

Eine große Gefahr für Wölfe in Deutschland ist der Straßenverkehr.
Eine große Gefahr für Wölfe in Deutschland ist der Straßenverkehr.
(Foto: CC0 / Pixabay / skeeze)

1. Fehlende Akzeptanz

Wölfe sind nicht überall gerne gesehen. Der Hauptgrund: In den vergangenen Monaten und Jahren ist es immer wieder passiert, dass Wölfe Weidetiere gerissen haben. Das ärgert vor allem Viehbesitzer und Landwirte. 

Durch nicht ausreichenden oder fehlenden Herdenschutz können Weidetiere für den Wolf leichter zur Beute werden. Zusätzlich hinterfragen Jäger den Einfluss der Wölfe auf den Wildbestand. Wölfe sind Fleischfresser und ernähren sich hauptsächlich von Pflanzenfressern – Wildtiere, wie Rehe und Hirsche.

2. Straßenverkehr

Durch das Bevölkerungswachstum, die Industrialisierung und Waldrodungen für Land- und Forstwirtschaft haben die Wölfe einen großen Teil ihres Lebensraums verloren. Vor allem der Straßenbau und der dazugehörende Straßenverkehr gefährden Wölfe in Deutschland.   

3. Anfütterung

Wenn Wölfe regelmäßig weggeworfenen Speise-, Schlacht- oder Jagdabfälle finden, kann das dazu führen, dass sie ihre Scheu gegenüber Menschen verlieren. Sie hoffen dann, erneut Futter zu erhalten. Das nennt man „Futterkonditionierung“. Bleibt das Futter aus, können „futterkonditionierte“ Wölfe dem Menschen gegenüber aggressiv werden, warnt das BMU.

4. Tötung

Wölfe werden immer wieder illegal getötet. Im Jahr 2019 wurden bisher 93 Totfunde gemeldet (Stand: 24.10.2019). Davon starben 77 Wölfe durch den Straßenverkehr und fünf wurden illegal getötet. Wölfe gelten in Deutschland als illegal getötet, wenn keine behördliche Genehmigung vorliegt.

Schutz der Wölfe in Deutschland

Damit sich Wölfe in Deutschland weiterhin erfolgreich verbreiten können, ist es wichtig, sie zu schützen. Verschiedene Forscher, Biologen und Tierschützer setzen sich für das Fortbestehen der Wölfe ein. Schäden, die Wölfe verursachen, führen zu Skepsis bei der Bevölkerung.

Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) stellt fest, dass die Schäden an Weidetieren mit der Ausbreitung des Wolfes zunehmen. Grund dafür ist, dass Wölfe aus ihren vorherigen Jagderfolgen lernen und ihr Jagdverhalten schnell anpassen können. Schwachstellen im Herdenschutz kann der Wolf gezielt nutzen. Ungenügend geschützte Weidetiere sind für Wölfe leichte Beute.

Eine Studie des Senckenberg-Instituts zeigt jedoch, dass weniger als ein Prozent der Beutetiere von Wölfen tatsächlich Weidetiere waren. Zudem spielt die Jagd der Wölfe auf Wild eine wichtige Rolle im Ökosystem und dessen Gleichgewicht. Wölfe bemerken kranke Wildtiere früh, erbeuten sie und reduzieren dadurch die Ausbreitung von Krankheiten.

Das Bundeskabinett hat im Mai 2019 eine Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes beantragt und die bisherigen Regelungen für den Abschuss von Wölfen gelockert. Seitdem dürfen Wölfe abgeschossen werden, wenn diese „ernste Schäden“ für Nutztierhalter verursachen. Zuvor musste der betroffene Tierhalter in seiner Existenz bedroht sein, damit der Abschuss genehmigt wurde.

Der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) kritisiert diese Neuregelung und spricht sich für bundesweite Standards für den Herdenschutz aus. Durch diese standardisierten Herdenschutzmaßnahmen können Schäden auch in Gebieten, in denen viele Wölfe leben, begrenzt werden. NABU stellt klar, dass die Neuregelgung „kein Gewinn für die Koexistenz für Mensch, Weidetier und Wolf“ ist.

Über die Neuregelung hinaus diskutierte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über eine weitere Möglichkeit, Weidetiere zu schützen – die „Entnahme einer begrenzten und behördlich spezifizierten Anzahl von Wölfen“. Schlussendlich bedeutet das, dass eine von Behörden abgesegnete Menge an Wölfen getötet werden darf, auch wenn diese keinen konkreten Schaden an Weidetieren verursacht haben. Über diesen Vorschlag hat der Europäische Gerichtshof am 10. Oktober 2019 abgestimmt – und sich dagegen entschieden. 

Wie kann ich mich für den Schutz des Wolfes einsetzen?

Du kannst den Wolf schützen!
Du kannst den Wolf schützen!
(Foto: CC0 / Pixabay / Wildfaces)

Werde WolfsbotschafterIn. Bisher gibt es rund 300 NABU-WolfsbotschafterInnen, die sich für die Wölfe in Deutschland einsetzen und die Öffentlichkeitsarbeit des NABU unterstützen. Sie organisieren Infostände, Diskussionsabende, Exkursionen und engagieren sich in ihrer jeweiligen Heimatregion für das Zusammenleben von Mensch und Wolf.

Du kannst als SpenderIn aktiv werden und das NABU-Projekt für die Wiederkehr des Wolfes unterstützen. Deine Beiträge werden für Schulungsmaterial zu Thema Wolf, Wildtierkameras und Herdenschutzzäune genutzt. 

Als Wolfs-PatIn erhältst du zweimal im Jahr Infos zum aktuellen Stand des Engagements für Wölfe in Deutschland. Darüber hinaus bekommst du eine Patenurkunde und Infomaterial zu Wölfen in Deutschland. 

    Was tun, wenn mir ein Wolf begegnet?

    Grundsätzlich ist der Wolf für uns Menschen nicht gefährlich. Wölfe nehmen den Menschen über eine große Distanz wahr und meiden für gewöhnlich eine direkte Begegnung. Was ist aber zu beachten, wenn dir dennoch ein Wolf begegnet?

    1. Respektiere den Wolf als Wildtier. Wie bei jedem Wildtier gilt auch hier: Begegne dem Wolf mit Respekt! Halte Abstand und gehe nicht auf den Wolf zu oder ihm nach.
    2. Mache auf dich aufmerksam. Falls der Wolf dich noch nicht bemerkt haben sollte, mache auf dich aufmerksam. Dabei kannst du laut reden oder klatschen. Entferne dich dann langsam, mit Blick zum Wolf.
    3. Füttern ist verboten. Füttere Wölfe nicht an, um eine Futterkonditionierung zu vermeiden.
    4. Melde es, wenn du einen toten, kranken oder verletzten Wolf siehst. Halte Abstand und melde dich direkt bei einer Naturschutzbehörde, Forstbehörde, der Polizei oder dem Wolfsmonitoring.

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