In vielen Städten sind Verschenkekisten eine beliebte Methode, um nicht mehr benötigten Büchern, Kindersachen und Haushaltszubehör die Chance auf ein zweites Leben zu geben. Andersrum finden sich in den Kisten mit der Aufschrift „Zu verschenken“ häufig tolle Schätze. Rechtlich sind die Kisten allerdings nicht ganz unproblematisch. Diese fünf Punkte solltest du unbedingt beachten.
Eigentlich eine wunderbare Idee: Daheim wird ausgemistet und die nicht mehr benötigten Klamotten, CDs und Bücher weiterverschenkt – oder in einer „Zu-verschenken-Kiste“ vor die Tür auf den Bürgersteig gestellt. Ein Schild mit der Aufschrift „Zu verschenken – bitte mitnehmen“ lädt ein: Wer vorbeikommt, darf sich mitnehmen, was ihm oder ihr gefällt.
Vor allem in Großstädten finden sich solche Kartons vor Hauseingängen und auf Gehwegen. In den Kisten finden sich gelesene Bücher, nicht mehr benötigtes Spielzeug und zu kleine Klamotten. Auch alte Reiseführer, CDs und Haushaltsgegenstände landen gerne in der Kruschtelkiste vor dem Haus.
Geschenkekisten: Win-win für beide Seiten
Oft beinhalten die Kiste tolle Dinge – und werden zur Win-win-Situation: Auf der einen Seite wird man mit Verschenkekisten Dinge los, die zu gut für den Müll sind, und schenkt ihnen so ein zweites Leben. Und der Finder oder die Finderin freut sich im Gegenzug über etwas, das er oder sie gut brauchen kann und dank der Spendenkiste nicht extra kaufen muss. So wird Geld gespart, Ressourcen geschont – und Freude geschenkt.
„Zu-verschenken-Kisten“ können teuer werden
Rechtlich bewegen sich die Spendenkisten allerdings in einer Grauzone. Denn: Hausrat darf nicht einfach vor der Haustür abgestellt. „Wenn Zu-Verschenken-Kisten auf öffentlichem Grund (Gehwegen, Fahrradwegen usw.) abgestellt werden, stellt dies eine ‚wilde Ablagerung auf öffentlichem Grund‘ oder eine Sondernutzung dar, für die eigentlich eine Sondernutzungserlaubnis notwendig wäre“, erklärt Evi Thiermann vom Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM).
„Wenn sich Anwohner schon beschwert haben, das Ordnungsamt eingeschaltet ist und ein Entsorgungsunternehmen zur Abholung beauftragt wird, dann wird dieses Unternehmen tätig und wird die Kiste wie eine wilde Müllablagerung ahnden und versuchen, dem Verursachen den Aufwand in Rechnung zu stellen“, ergänzt Patrick Hasenkamp, Vizepräsident des Verbands kommunaler Unternehmen und Leiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster.
Und das kann teuer werden. Die Kosten sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich und abhängig vom Ausmaß der Beeinträchtigung. „Wenn der halbe Bürgersteig zugestellt ist oder es sogar schon zu Schäden gekommen ist – zum Beispiel, weil jemand gestürzt ist, können die Kosten durchaus im dreistelligen Bereich liegen“, warnt Patrick Hasenkamp. Ist eine Aufräumaktion durch ein privates Unternehmen nötig, wird es schnell noch teurer.
„Zu-verschenken-Kiste“: Mit diesen 5 Punkten bist du auf der sicheren Seite
Recherchen des SWR haben jedoch gezeigt: Allermeist werden die Kisten geduldet und nicht geahndet. Wenn du einige Punkte beachtest, sind die „Zu-verschenken-Kisten“ eine rundum gute und nachhaltige Sache. Wichtig ist, dass die Kiste nicht zur Gefahr für andere werden kann. Auf dem eigenen Grundstück sind die Kisten natürlich völlig unproblematisch.
#1: Verschenkekisten sind kein Umweg zum Mülleimer
Wenn du ausrangierte Bücher, Spielsachen oder Kleidungsstücke in eine Spendenkiste packst, achte darauf, dass die Dinge noch gut sind. CDs mit Kratzer, zerfledderte Bücher und löchrige Kleidung haben in einer „Zu-verschenken-Kiste“ nichts verloren, sondern gehören in den Müll. Hilfreich ist die Überlegung: Sind die gespendeten Sachen in einem Zustand, der mich verlocken würde, sie mitzunehmen?
Wer die Kiste im Treppenhaus oder Eingangsbereich deponieren möchte, sollte bei den Mitbewohner:innen und der Hausverwaltung nachfragen.
#2: Inhalt der Spendenkiste: Jugendfrei und ungefährlich
In die Kiste dürfen generell nur jugendfreie Bücher und DVDs, keine Lebensmittel und nichts, was in irgendeiner Form gefährlich (Altöl, giftige Substanzen, Lackdosen, Spiegel, Glas etc.) werden könnte.
#3: Kiste darf kein Hindernis werden
Die Kiste darf für Fußgänger:innen, Menschen mit Rollator, Rollstuhlfahrer:innen und Eltern mit Kinderwagen nicht zum Hindernis werden. Platziere die Kiste möglichst nahe an der Hauswand, sodass sie nicht viel Platz wegnimmt. Verwende eine möglichst kleine Kiste und stell lieber ein paar Tage später eine neu befüllte Kiste vor die Türe.
#4: Beschrifte deine Spendenkiste ordentlich
Der Hinweis „zu verschenken“ soll zeigen, dass es sich um eine Spende und nicht um eine Entsorgung handelt. Auch wenn die Spendenkiste schnell zur Wühlkiste mutiert: Drapiere den Inhalt der Kiste mehrmals am Tag wieder einladend und ordentlich.
#5: Spendenkiste nach 24 Stunden mitnehmen
Gib deinen Spenden eine Frist von 24 Stunden. Was danach nicht mitgenommen wurde, solltest du nicht länger vor der Tür stehen lassen, sondern anderweitig weitergeben.
Lass die Kiste nicht im Regen vor der Tür stehen. Wenn der Karton durchweicht und der Inhalt klatschnass ist, mag keine:r mehr die Sachen mitnehmen.
Alternativen zur „Zu-verschenken-Kiste“
Wunderbar, wenn aussortierte Dinge nicht auf dem Müll landen! Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, wie du nicht mehr benötigte Gegenstände weitergeben kannst:
- Bücherschränke
- Sozialkaufhäuser
- feste Verschenkeboxen (gibt es in einigen Städten)
- Flohmarkt oder regionale Flohmarktgruppen in den sozialen Medien
- im Freundeskreis oder in der WhatsApp-Gruppe der Nachbarschaft nachfragen, wer an den ausrangierten Sachen Interesse hat
- Free-Your-Stuff.com: Ein kostenloser Online-Marktplatz für alle, die etwas zu verschenken haben oder geschenkt bekommen möchten.
- Momox
- Auch Wertstoffhöfe bieten teilweise eine „Zu-verschenken-Ecke“
- selbst eine Tausch- oder Verschenke-Party veranstalten
War dieser Artikel interessant?