Mit dem Mini-Sonnenkraftwerk Solarheld will ein Kölner Unternehmen das Thema Sonnenenergie neu denken: Jeder Hausbewohner oder Mieter mit Garten oder Balkon soll damit eigenen Strom aus Sonnenkraft produzieren können.
Die Sonne scheint – hoffentlich tut sie das den ganzen Sommer hindurch. Doch wo die Energie nicht auf sonnenhungrigen Körpern oder Pflanzen landet, geht sie ungenutzt verloren. Dabei gäben Mauern, Garagen, Balkone und Dachterrassen gute Orte ab, um ganz gezielt Solarzellen zu platzieren.
Mit dem Mini-Sonnenkraftwerk „Solarheld“ soll jeder diese Flächen nutzen und eigenen Strom produzieren können, zumindest teilweise. Aufbauen, Einstecken, Atom- und Kohlemeiler verdrängen und dabei auch noch Geld sparen – so stellen die Macher sich das vor. Und es stimmt ja auch: Viele von uns bauen inzwischen auch eigenes Gemüse an – warum also nicht auch eigene Energie? Die Sonne stellt ja keine Rechnung.
Solarheld: 10% Strom für (fast) lau
Die Solarhelden rechnen vor, dass wir mit weniger als 500 Euro Investition bei zwei Quadratmetern Sonnenfläche bis zu 250 kWh pro Jahr selbst erzeugen könnten – etwa 10 Prozent eines Einpersonenhaushalts, Strom für ein Notebook für 1 Jahr oder fast 500 Maschinen Wäsche: Solange die Sonne scheint, bedienen sich Geräte im Haushalt bei den Solarzellen. Hinter dem Projekt steht die Kölner Firma Infinitum Energie. „Wir wollen die Menschen hierzulande wieder für die Energiewende begeistern und ihnen mit dem Solarheld ermöglichen, aktiv zu werden und sich direkt zu beteiligen“, sagt Alexander Knebel, Techniker des Unternehmens.
Leider gibts auch Probleme mit solchen Einsteck-Solarpanels. Während einige Stromanbieter sie begrüßen, lehnen andere sie ab. Rechtlich konform handelt man derzeit nur, wenn man den Solarheld nicht wie vorgesehen einfach einsteckt, sondern einen Techniker kommen lässt, der das Gerät fest verdrahtet (siehe auch diese Fragen & Antworten). Dann muss der Energieversorger das auch hinnehmen. Aber diese Praxis basiert nach Ansicht von Daniel Wagner, der sich bei Infinitum Energie um das Digitale kümmert, auf veralteten Vorschriften: „Wir rufen dazu auf, es dennoch zu tun, denn wir halten es für eine schlechte Vorschrift, die verhindert, dass Bürger eigenen Strom erzeugen können. In einigen Nachbarländern ist das längst erlaubt.“
Anschubfinanziert wird das Sonnenkraftwerk über die Crowdfundingplattform startnext.com/solarheld. 100.000 Euro muss das Projekt einnehmen, um starten zu können – das Crowdfunding läuft noch einige Wochen.
Utopia meint: Ein Solarheld am Balkongeländer verhindert noch nicht die EU-Pläne zur Wiederbelebung der Atomkraft. Wichtig ist aber, die Idee der Bürgerbeteiligung bei dezentraler Energieerzeugung in den Köpfen zu verankern. Stark vereinfacht gesagt: Jedes zehnte schmutzige Kraftwerk könnte vom Netz, wenn wir uns alle einen Solarhelden an die Außenwand schrauben würden. Ganz so einfach ist das in der Praxis leider nicht – dennoch ist der Solarheld ein spannendes Projekt für die Solar-Pioniere unter uns.
Ein Video gibts natürlich auch – hier stellen die Macher ihr Solarpanel vor:
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