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Warum Banken beim Kampf gegen den Klimawandel unentbehrlich sind

Banken Klimawandel Triodos
Foto: Pixabay, CCO Public Domain

James Vaccaro, Leiter für strategische Entwicklungen bei der Triodos Bank, spricht über die Rolle von Banken für eine nachhaltige Welt – und warum er meint, dass sich auch die Triodos Bank ändern sollte.

“Banken sind beim Kampf gegen den Klimawandel und bei der Behandlung anderer großer gesellschaftlicher Fragen unentbehrlich”, davon ist James Vaccaro, Leiter für strategische Entwicklungen der Triodos Bank, überzeugt. Nur hätten viele Banken ihren gesellschaftlichen Auftrag leider vergessen. Im Interview erklärt James, wie genau er das meint.

James, warum sind Banken und andere Finanzinstitute beim Kampf gegen den Klimawandel so wichtig?

“Banken haben ihren Daseinszweck. Sie erfüllen eine Reihe wichtiger Funktionen in der Gesellschaft. Eine davon ist die Finanzierung von Unternehmern und Einrichtungen, die sich für Maßnahmen im Zusammenhang mit großen gesellschaftlichen und ökologischen Fragen einsetzen. Die breite Verantwortung der Banken ist auch der Ausgangspunkt des von der Triodos Bank mitentwickelten White Papers New Pathways zu der Frage, wie wir zu einem stabilen und widerstandsfähigen Finanzsektor kommen können. Der Kampf gegen den Klimawandel wird in nächster Zeit die beherrschende Frage sein. Viel Geld und finanzielles Know-how wird dazu erforderlich sein. Banken fällt die Schlüsselrolle zu, dafür zu sorgen.”

„Seit der Krise hat sich nichts Wesentliches verändert“

Und das machen sie nicht zufriedenstellend?

James Vaccaro Triodos
James Vaccaro ist Leiter für strategische Entwicklungen bei der Triodos Bank. Er ist Mitverfasser des White Papers New Pathways. (Bild: Triodos Bank / Onno Roozen)

“Manchmal bekommt man den Eindruck, dass viele Banken und andere Finanzinstitute ihre gesellschaftliche Rolle in den vergangenen Jahrzehnten vergessen haben. Es hat den Anschein, dass sie sich sozusagen aus der Gesellschaft und der Realwirtschaft zurückgezogen haben und auf einem anderen Planeten leben, wo in erster Linie die eigenen finanziellen Interessen und die ihrer Aktionäre zählen.”

Das hat sich 10 Jahre nach dem Ausbruch der Bankenkrise doch wohl geändert?

“Ich denke, dass das nicht der Fall ist. Seit der Krise hat sich im Finanzsektor nichts Wesentliches verändert. Und diese Feststellung ist ziemlich ernüchternd. In den letzten Jahren hat es als Reaktion auf die Krise unzählige neue Bestimmungen gegeben, die von den Banken zu beachten sind. Außerdem wird der Sektor jetzt viel strenger kontrolliert. Alles mit dem Ziel, den Sektor stabiler zu machen. Aber Bestimmungen und Kontrollen sind keine wesentlichen Veränderungen. Sie geben in erster Linie Scheinsicherheit, solange Banken sich nicht auf ihre ursprüngliche Rolle besinnen: Entwicklungen zu finanzieren, die für die Gesellschaft von Bedeutung sind.”

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Warum geben Bestimmungen nur Scheinsicherheit?

“Eine Bank vergibt Kredite an Betriebe und Projekte. Mit diesen Krediten ist immer ein gewisses Risiko verbunden. Ein Betrieb kann in Schwierigkeiten geraten und wird das Darlehen möglicherweise nicht zurückzahlen können. Um dieses Risiko abzudecken, besitzen Banken ein bestimmtes Kapitalpolster.

Wegen der Bankenkrise haben öffentliche Stellen und Aufsichtsbehörden die Anforderungen an das Eigenkapital von Banken hochgeschraubt. Banken müssen deswegen eine größere Reserve berücksichtigen. Das ist natürlich gut. Das Problem ist jedoch, dass Aufsichtsbehörden keinen Unterschied zwischen Krediten an nachhaltige und nicht nachhaltige Betriebe und Sektoren machen. Wir haben dadurch noch immer einen instabilen Finanzsektor.”

Erstaunliche Projekte von Banken
Vaccaro: „Banken müssen aus ihrem Elfenbeinturm kommen und sich intensiv der Gesellschaft verpflichten.“ (Illustration: Miro Poferl)

Wie kommt das?

“Nehmen wir zum Beispiel einen Kredit an ein Unternehmen der Ölindustrie. Fossile Brennstoffe werden in Zukunft zunehmend durch nachhaltige Energiequellen ersetzt. Das wird zu einem enormen Problem für Banken führen, die sich mit mehreren Dutzend Milliarden Euro in der Ölindustrie verpflichtet haben. Sie haben Außenstände in einem Betriebszweig, der einmal auslaufen wird und immer mehr an Lukrativität einbüßt. Das Risiko, dass diese Banken ihr Geld nicht wiedersehen, ist größer als wenn sie das Geld in einem zukunftsfähigen Sektor wie dem für nachhaltige Energie investieren würden.

Aufsichtsbehörden im Finanzsektor sollten deshalb bei der Beurteilung einer Bank umfassender und tiefer hinschauen. Sie sollten sich die Frage beantworten, welche gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen die Aktivitäten des Betriebes haben, denen die Bank Geld geliehen hat. Aufsichtsbehörden sollten zum Beispiel größere Finanzreserven von Banken verlangen, wenn diese offene Kreditforderungen in Sektoren haben, die nicht zukunftsrelevant sind. Solange das nicht geschieht, ist die Stabilität von Banken nicht ausreichend garantiert.”

Sich der Gesellschaft verpflichten

Die Bankenkontrolle muss sich also ändern. Was können Banken selbst anders machen?

“Der Kern ist: langfristig denken und von der Frage ausgehen, was wirklich für die Gesellschaft von Bedarf ist. Das heißt, dass Banken ihr Wissen und ihre Kreativität für nachhaltige Entwicklung einsetzen sollten. Sie müssen aus ihrem Elfenbeinturm kommen und sich intensiv der Gesellschaft verpflichten. Das heißt also, in enger Zusammenarbeit mit anderen – Unternehmern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, öffentlichen Stellen und Bürgern – bestimmen, was nötig ist und welche Rolle sie als Bank spielen können. Es gibt Chancen genug für Banken, ihre Innovationskraft einzusetzen.”

Kannst du ein Beispiel nennen?

“Ein Beispiel ist die Realisierung von Nullenergiegebäuden in den Niederlanden. Als Kreditgeber sind Banken dabei unentbehrlich. Sie können neue Arten von Finanzierungen entwickeln, um Haushalte zur Nachhaltigkeit anzuregen. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, die Höhe der Hypothekenzinsen an die Energieleistung des Hauses zu koppeln. Die Zinsen, die ein Hauseigentümer bezahlt, wird dann umso geringer, je energiesparender sein Haus ist. Das kann Haushalte dazu anregen, beispielsweise in Sonnenkollektoren und Wohnraumdämmung zu investieren. Und so trägt dann eine neue Art der Hypothek zur Realisierung einer ökologischen Zielsetzung bei: den CO2-Ausstoß durch Haushalte zu reduzieren.”

Die Triodos Bank setzt bereits jetzt Geld ein, um positive Veränderungen anzustoßen …

… ”das zwar schon, damit ist es aber noch nicht getan. Wir müssen uns der Probleme annehmen. Die Herausforderungen der Zukunft sind einfach zu groß, um einfach wie bisher fortzufahren. Auch für nachhaltige Banken wie die Triodos Bank ist es Zeit, neue Schritte zu gehen, damit wir den Wandel beschleunigen können.”

„Banken müssen neue Finanzierungsformen entwickeln“

Um was für neue Schritte geht es dabei?

“Denkbar ist zum Beispiel die Gründung neuer Kooperationen mit Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, um die wirklich schwierigen Aufgaben von heute zu lösen. Wie die Realisierung der SDG’s: die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Eines der Ziele ist die Wiederherstellung von Ökosystemen und der Bodenfruchtbarkeit und die Bekämpfung der Wüstenbildung. Das ist allein schon deswegen wichtig, weil unsere Lebensmittelversorgung davon abhängt, dass ausreichend fruchtbarer Boden zur Verfügung steht.

Die Wiederherstellung von Böden und Ökosystemen ist jedoch ein langsamer Prozess, der erst nach vielen Jahren Früchte abwirft. Banken müssen ihre Innovationskraft einsetzen und neue Finanzierungsformen entwickeln, die für langjährige und ‘träge’ Wiederherstellungsprojekte geeignet sind. Finanzierungsformen also, die erst langfristig auch finanziell etwas einbringen.

Eine Organisation wie Commonland setzt sich weltweit für die Wiederherstellung von Ökosystemen ein und holt dazu viele verschiedene Parteien wie z. B. Banken ins Boot. Die Projekte dieser und vergleichbarer Organisationen sind finanzierbar, da sie einer Region wieder zu einer wirtschaftlichen Basis verhelfen.

Die Wiederherstellung von Ökosystemen und Böden führt schließlich dazu, dass ein Gebiet wieder für landwirtschaftliche Unternehmer und andere Wirtschaftstätigkeiten interessant wird. Auch die Projekte von SEKEM in Ägypten basieren auf diesem Prinzip. Banken können Finanzierungsformen entwickeln, die sich für diese Art von Projekten und Organisationen eignen. Erst wenn sie dies tun, tragen Banken wirklich zur Lösung der Probleme von heute und morgen bei.”

Bedeuten neue Schritte, dass sich die Triodos Bank komplett neu ausrichten muss?

“Nein, sicherlich nicht. Wir beschäftigen uns als Bank schon seit fast 40 Jahren mit der Finanzierung positiver Veränderungen. Das werden wir natürlich fortsetzen. Daneben wird es aber immer wichtiger, neue Finanzierungsformen zu entwickeln. Denn nur dann sind wir den großen Herausforderungen der Zukunft wirklich gewachsen. Change finance to finance change: Das ist der Kern.”

Interview: Tobias Reijngoud

Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de

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