Noch vor wenigen Jahren musste man nachhaltige Geldanlagen mit der Lupe suchen, heute gibt’s praktisch keine Bank mehr, die nicht auch Nachhaltigkeit verspricht. Und versprechen kann man erstmal viel. Aber was steckt dahinter und wie kannst du vermeiden, dabei auf Greenwashing reinzufallen?
Der Begriff „Greenwashing“ soll aus dem Jahr 1986 stammen und geht der Sage nach auf einen Umweltschützer zurück. Der bemerkte, dass Hotels zwar auffordern, der Umwelt zuliebe die Handtücher nicht täglich in die Wäsche zu geben (indem man sie am Boden liegen lässt), aber sonst wenig für den nachhaltigeren Betrieb tun würden. Und unterm Strich damit nur Geld sparen wollten. Heute liegt Nachhaltigkeit voll im Trend, auch bei Geldanlagen. Und hier sollten wir ganz genau hinschauen, was (wirklich) dahintersteckt.
Greenwashing bei nachhaltigen Geldanlagen
Was heißt „Nachhaltige Geldanlage“ überhaupt? Tja, hier lautet die Antwort: Kommt drauf an, wenn man fragt. Denn auf dem Finanzmarkt ist es anders als bei „Bio“ für Lebensmittel, wo Gesetze genau regeln, was darunter zu verstehen ist. Es existieren noch keine Gesetze, die den Begriff „Nachhaltige Geldanlagen“ klar definieren.
Und doch sind sie derart im Trend, dass man an keinem Werbeplakat einer Bank vorbeigehen kann, ohne irgendwas von „grün“ und „nachhaltig“ zu lesen. Hat es die Bankenbranche wirklich ruckzuck geschafft, alles Kapital aus klar nicht nachhaltigen Branchen wie Waffenproduktion, Atomenergie, Kohle- und Erdöl-Förderung und so weiter abzuziehen? Unterstützen alle Banken plötzlich Unternehmen und Projekte, die ethische, ökologische und soziale Kriterien erfüllen?
Eher nein. Was sich aber tatsächlich ruckzuck angepasst hat: Das Green Marketing. Dabei gilt es zu unterscheiden, welche Anbieter tatsächlich grüne Angebote haben und bei welchen das Marketing grüner ist als alles andere. Denn manche Banken haben sich derart dürftige Ziele gesetzt, dass für das grüne Mäntelchen nur noch der Begriff „Greewashing“ passt: Hört sich grün an, verdeckt aber nur, dass es bloß um Profit geht.
Nachhaltiges Greenwashing erkennen
Nun geht es auch bei nachhaltigen Geldanlagen um Profit. Längst haben seriöse Angebote bewiesen, dass auch sie Sicherheit, Rendite und Liquidität flexibel bieten können. Anleger könnten mit geringem oder hohem Risiko nachhaltig investieren, verdienen damit mehr oder weniger Geld, auf das sie mehr oder weniger schnell zugreifen können.
Uns nachhaltigen Anleger:innen geht es doch aber vor allem darum, dass unser Geld in nachhaltige Projekt fließt: Also eben nicht zum Beispiel in die Produktion von Atomwaffen oder in die Spekulation mit Lebensmitteln. Sondern in Projekte, die einen Beitrag zu einer besseren und nachhaltigen Gesellschaft und Zukunft leisten.
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Doch wie kann man die erkennen? Und die grünen Schafe von den bloß grün gewaschenen unterscheiden? Einfach ist es nicht, aber möglich. Zum einen kannst du darauf achten, wie die Bank und/oder die Geldanlage von unabhängigen Siegeln bewertet wird – die Rankings geben einen guten Überblick und du kannst dich in die Details meist einlesen. Zum anderen kannst du kritisch selbst bewerten, was die Bank alles (doch) nicht macht – und so den Unterschied zwischen Werbung und tatsächlichen Praktiken aufdecken.
Und bei alledem muss auch klar sein: Es gibt oft nicht nur schwarz und weiß. Aber wer mit den folgenden Kriterien genau hinschaut, ahnt dann schon, wo die grüne Waschmaschine läuft.
Siegel und Co: So kann man nachhaltige Geldanlagen erkennen
Greenwashing im Finanzbereich wird schon seit ein paar Jahren betrieben. Leider schaden dabei jene, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, am Ende denen, die Nachhaltigkeit ernst meinen. Daher entwickelten sich erste Instrumente, um tatsächlich nachhaltige Angebote zu kennzeichnen. Drei Beispiele:
1. Das ECOreporter Siegel für nachhaltige Geldanlagen: „ECOreporter“ ist ein unabhängiges Magazin für nachhaltige, grüne und ethische Geldanlagen mit Tests zu nachhaltigen Geldanlagen wie Ökofonds, Umweltaktien und so weiter. Seit ca. 2000 informiert es online über nachhaltiges Geld und gilt in Deutschland als das erfolgreichste seiner Art. Das Siegel wird unter anderem für „Nachhaltige Banken“ und „Nachhaltige Geldanlagen“ vergeben. Die Kriterien dafür legt das Magazin übrigens auch offen.
2.Das FNG-Siegel für nachhaltige Investmentfonds: Seit etwa 2001 existiert das Forum Nachhaltig Geldanlagen e.V. und möchte mit seiner Arbeit mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft etablieren. Und dafür auch rechtliche und politische Rahmenbedingungen beeinflussen. Seit etwa 2015 vergibt man ein Siegel für nachhaltige Fonds, hier findest du die Kriterien dazu. Wichtig ist hier, dass das FNG-Siegel in verschiedenen Stufen arbeitet. Stark vereinfacht sind die Fonds mit drei Sternen zu empfehlen.
3. Die Anlagen nachhaltiger Banken: Im Bereich Nachhaltigkeit achten seriöse Unternehmen darauf, auch nur seriöse Angebote zu unterbreiten. Entsprechend bieten echte nachhaltige Banken in der Regel auch nur wirklich nachhaltige Investitionen. Aber woran erkennt man eine nachhaltige Bank? Auch hier gibt es Hilfe: Zum einen die Utopia-Bestenliste Ökobanken. Zum anderen beispielsweise den Fair Finance Guide, der regelmäßig ein Ranking von Banken durchführt und dabei eine große Zahl von Kriterien erhebt. Die stark vereinfachte Version lautet: Die hier grün bewerteten Banken werden dir keine grün gewaschenen Geldanlagen andrehen.
Natürlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, positive Beispiele zu erkennen, etwa auf https://www.geld-bewegt.de/, einem Angebot der Verbraucherzentralen. Oder wenn die Bank zum Beispiel nicht nur einen Website-Bereich „Nachhaltigkeit“ pflegt, in dem nur allgemeingültige, oder gar gehaltlose Infos stehen. Sondern wenn du hier erfährst, was die Bank wirklich anbietet und ob nachhaltige Projekte unterstützt werden. Noch ein Tipp: Auch Stiftung Warentest hat sich 2021 grüne Investitionen angeschaut und bewertet.
Mit diesen Positivkriterien kannst du dich schon ganz gut informieren und orientieren. Es gibt natürlich auch den umgekehrten Weg, der allerdings schwieriger ist.
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Schau kritisch hin: So kannst du Greenwashing enttarnen
Eines vorweg: „Greenwashing“ ist ein Wort, das man sehr schnell und leichtfertig aussprechen kann. Eine echte Transformation zum Nachhaltigen dauert allerdings lange. Daher sollten solche Etiketten nicht voreilig vergeben werden.
Aber zugleich müssen wir schon beklagen dürfen, dass immer mehr Investment-Angebote mit einer Nachhaltigkeit werben, deren Substanz, Wirksamkeit und Aufrichtigkeit man zumindest hinterfragen darf. Hier sind einige Kriterien, die vielleicht nicht für ein Greenwashing-Etikett reichen – die aber Grund genug sein sollten, uns eher den Kandidaten zu widmen, die den oben genannten Positiv-Kriterien entsprechen.
1. Das Finanz-Startup oder der Investmentfonds macht „was mit Bäumen“ – und tut sonst nichts. Nur im Zusammenspiel sollten wir misstrauisch werden: Bäume zu pflanzen kann, wenn es richtig durchgeführt wird, sehr wohl sinnvoll sein. Doch wenn das Banking-Unternehmen ansonsten rein gar nichts nachhaltiges tut, oder wenn der Fonds nicht ausdrücklich Geld in sinnvolle Projekte leitet (siehe Positivkriterien), dann sind Wald und Bäume eben nur nachträglich gestreute, grüne Feigenblättchen.
2. Die nachhaltigen Geldanlagen werben mit „Nachhaltigkeit“ – ohne genau zu sagen, was ihre Negativkriterien eigentlich ausschließen. Auch hier wieder: Natürlich werben auch echte nachhaltige Anlagen mit Nachhaltigkeit – aber sie legen dabei sehr transparent dar, was genau sie damit meinen. Einige Beispiel: Schließt der Fonds ausdrücklich aus, dass in Unternehmen investiert wird, die mit Waffen oder Rüstung, mit Atomkraftwerken oder der Förderung oder Verarbeitung von Kohle, Öl, Gas zu tun haben? Sind Kinderarbeit sowie Arbeitsrechtsverletzungen ebenso ausgeschlossen, wie die Investitionen in industrielle Massentierhaltung, sowie Unternehmen aus Branchen wie Glücksspiel und Pornografie?
Oder steht da einfach nur „wir investieren nach XY-Kriterien“ oder ähnliches? Je genauer und klarer sich Banken und Fonds hier positionieren, dessen glaubwürdiger sind sie. Wer nicht ausdrücklich Öl und Kohle ausschließt, investiert höchstwahrscheinlich in diese. Hier muss wirklich ganz genau hingeschaut werden.
3. Die Banken oder Geldanlagen bleiben ungenau darin, in was sie eigentlich konkret investieren. Ein grüner Fonds mit klaren Positivkriterien wäre schon schön. Aber noch schöner wäre es, genau zu wissen, welche Unternehmen damit eigentlich finanziert werden. Und hier lassen sich Greenwashing-Angebote eben auch daran erkennen, dass sich die genauen Angaben eher im Kleingedruckten verbergen oder nur einige grüne Beispiele aufgebauscht werden. Und wer liest schon gerne das Kleingedruckte? Bei wirklich nachhaltigen Geldanlagen muss man das als Anleger:in gar nicht, denn Transparenz gehört fast immer genauso zu den Prinzipien wirklich nachhaltiger Anbieter.
Du merkst es schon: Wer sich alleine auf den Weg macht, die Nachhaltigkeit eines Investmentfonds einzuschätzen, muss fast schon selbst Expert:in sein. Es kostet sehr viel Zeit, sich dezidiert durch die Eigendarstellung der Banken zu lesen und die schönen Worte des Marketings korrekt zu dechiffrieren. Deshalb helfen die oben genannten Siegel durchaus. Darüber hinaus: Macht es euch einfach und fangt bei eurer eigenen Bank oder Geldanlage an! Fragt nach und bleibt hartnäckig, bis ihr ganz konkret ausschließen könnt, dass eure Bank mit eurem Geld in die Zerstörung der Welt investiert.
Triodos – echte nachhaltige Geldanlagen
Hand aufs Herz: Nachhaltige Investments sind noch einen Tick komplizierter als Investments ohnehin schon. Und es ist auch für viele nicht das aller spannendste Thema. Aber es ist ein wichtiges Instrument, da wir mit unserem Geld nicht nur beim Ausgeben (also als Konsument:innen), sondern eben genauso als Anleger:innen einen nachhaltigen Beitrag leisten können. Bizarr wäre es doch, wenn wir das Geld für unsere Bio Lebensmittel von einer Bank abheben, die damit vorher in Atomkraft finanziert hat.
Glücklicherweise gibt es inzwischen viele Kriterien und Siegel, mit denen du eine nachhaltige Geldanlage ohne Greenwashing erkennen und so dein Geld ruhigen Gewissens investieren kannst. Ein besonders gutes Beispiel ist die Triodos Bank. Nicht nur, dass sie bereits seit 40 Jahren in nachhaltige Projekte und Unternehmen investiert, sie schneidet zudem auch in den Rankings hervorragend ab.
„Was wir als nachhaltige Bank tun, ist ganz einfach. Wir nehmen das Geld unserer Kunden und transformieren damit die Wirtschaft. Da hat am Ende jeder was davon. Das machen wir übrigens schon seit 1980 – und nicht erst, seit selbst Supermärkte wissen, wie gut Bio der Welt schmeckt.“
Und bei Triodos ist das tatsächlich so einfach. Probiert euch doch mal aus und checkt die Website, Siegel und all die Positiv- und Negativkriterien und seht selbst. Aber Achtung, könnte sein, dass ihr euch ein bisschen in das Thema Finanzen verguckt, wenn ihr herausfindet, was euer Geld alles leisten kann.
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