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Kipppunkte: Was du immer schon darüber wissen wolltest

Kipppunkte
CC0 Public Domain / Pixabay - Jeyaratnam Caniceus

Der Begriff Kipppunkt wird oft im Zusammenhang mit der Klimakrise und Artensterben verwendet. Aber was ist damit eigentlich gemeint? Erfahre hier anhand von Beispielen, was ein Kipppunkt ist und warum wir alle mehr darüber wissen sollten.

Um einen Kipppunkt bildlich zu erklären, kann man sich Folgendes vorstellen: Du kommst morgens in die Küche und deine noch volle Müslipackung steht auf dem Tisch. Vielleicht liegen ein paar Haferflocken um die Packung herum, aber das stört dich nicht weiter. Was du nicht merkst: Die Packung hat einen kleinen Riss – nach und nach rieselt immer mehr Müsli auf den Tisch. Während du deinen Kaffee kochst und vielleicht die ersten E-Mails checkst, hat sich die Packung inzwischen so weit entleert, dass sich der Schwerpunkt verlagert hat und die Packung umfällt. Die Sauerei ist groß, überall liegt Müsli herum. Und genau da, wo sich die Packung vom noch stabilen Zustand in den freien Fall begibt, befindet sich der sogenannte point of no return – Der Kipppunkt, der die Müslipackung unwiderruflich zum Fallen bringt. Besonders ärgerlich ist es, dass du den schleichenden Prozess, bis der Kipppunkt überschritten wurde, gar nicht bemerkt hast. Du hast andere Dinge getan, während das Unglück seinen Lauf nahm.

Jetzt fragst du dich: Was hat das Müsli mit der Klimakrise zu tun?

Du kannst dieses Szenario ganz einfach auf die Kipppunkte im Erdsystem übertragen – im vereinfachten Sinne natürlich – aber dennoch: Ganz ähnlich verhält es sich mit der Erde. Sie weist eine Reihe von Systemen auf, die an bestimmten Punkten kippen können und folglich unumkehrbare Veränderungen im globalen Erdklima- oder Biodiversitätssystem auslösen. Man spricht dann von Klima- oder Biodiversitätskippunkten. Das Schlimme dabei ist, dass diese Kipppunkte zu wenig Aufmerksamkeit (wie das Rieseln aus der Müslipackung) bekommen und einige Punkte im Erdsystem schon gefährlich nahe am Kippen sind. Und dann, wie der Ausdruck „point of no return“ schon impliziert, gibt es kein Zurück mehr!

Kipppunkte
Kipppunkte beeinflussen sich gegenseitig – Einmal in Gang gesetzt, entsteht eine Kettenreaktion. (© CC0 Public Domain – Pexels – Karolina Grabowska)

Kipppunkte im Erdsystem sind meist unumkehrbar

Was an Kipppunkten im globalen Erdklima- oder Biodiversitätssystem so gefährlich ist: Sie verstärken sich gegenseitig und sind, werden sie einmal überschritten, unumkehrbar. Das heißt, es wird eine Art Kettenreaktion in Gang gesetzt. Da kann der Vergleich mit der Müslipackung natürlich nicht mithalten. Über das verschüttete Müsli kann man sich zwar ärgern, man kann es aber auch wieder aufkehren, teilweise vielleicht sogar noch essen.

Das Ausmaß eines Klimakipppunkts ist dagegen verheerend für alle Lebewesen auf dieser Erde. Die vereinfachte Ablauffolge lautet in dem Fall so: Stirbt eine Art aus, kann sich auch eine andere Art nicht halten, weil sie voneinander abhängig waren. Fallen mehrere Arten aus, sterben ganze Ökosysteme. Diese sind wiederum ausschlaggebend für beispielsweise CO2-Bindung. Bindet die Erde immer weniger CO2, erhitzt sich das Klima weiter. Wetterextreme häufen sich und Klimazonen verschieben sich. Daraufhin sterben wieder andere Arten aus und so weiter. Bis sich ein ganzes System nicht mehr halten kann und kippt.

Erdsysteme können also durch kleinste Änderungen instabil werden und chaotisch in einen neuen, meist negativen Zustand kippen, sobald ein bestimmter Schwellenwert überschritten ist. Dies führt zu unumkehrbaren Effekten mit verheerenden Auswirkungen. Es ist wichtig, dass wir verstehen, wo sich die Kipppunkte im Erdsystem befinden und was wir dagegen tun können, damit sie eben nicht den kritischen Punkt, den „point of no return“ erlangen. Folgende drei Kipppunkte solltest du also kennen!

Drei Kipppunkte in den Ökosystemen der Biosphäre

Der Amazonas Regenwald

Einige der wichtigsten Kippelemente befinden sich in großen Ökosystemen. Ein Beispiel hierfür ist der Amazonas-Regenwald. Sein Verschwinden hätte enorme Auswirkungen auf die Biodiversität, den Artenreichtum und das Klima. Eine Mischung aus Rodung, monokultureller Landwirtschaft und der Erderwärmung bringt den Regenwald immer näher zum Kippen. Forscher haben beobachtet, dass der Regenwald sich zum Beispiel bereits jetzt kaum noch von Bränden oder Dürren erholen kann. Besorgniserregend ist auch, dass der Amazonas-Regenwald inzwischen mehr CO2 abgibt, als er bindet.

Amazonas Regenwald
Waldbrände und Rodung zerstören das Ökosystem Regenwald und bringen es zum Kippen. (© Markus Mauthe)

Was kannst du für den Amazonas-Regenwald tun?

  1. Engagiere dich und unterschreibe zum Beispiel Petitionen, wie die von Greenpeace, um den Regenwald zu schützen.
  2. Konsumiere weniger oder gar kein Fleisch. Denn für Viehfutter werden gigantische Flächen Regenwald gerodet.
  3. Achte darauf, dass Möbel aus FSC-zertifiziertem Holz bestehen und es nicht aus illegaler Abholzung stammt.

Der westafrikanische Monsun

Ein weiteres Beispiel ist der westafrikanische Monsun. Er beeinflusst die Regen- und Trockenzeiten in Westafrika und hat Auswirkungen auf die Vegetation und Artenvielfalt im Sahel. Verändern sich Monsunstrukturen aufgrund der Klimaerhitzung, fallen die saisonalen Winde viel unkontrollierter und heftiger aus. Menschen wie Tiere und Pflanzen können sich dann nicht mehr auf die unvorhersehbaren Wetterextreme einstellen oder anpassen. Folglich sterben Arten aus und verstärken somit wieder eine Veränderung des Klimas.

Klimakipppunkte
Der westafrikanische Monsun hat Auswirkungen auf die Sahelzone. (© Markus Mauthe)

Was kannst du für eine stabile Monsunstruktur tun?

  1. Alle Maßnahmen zum Klimaschutz helfen dabei, die ansteigende Erderhitzung zu reduzieren.
  2. Konsumiere also achtsam und spare Energie und Ressourcen.
  3. Unterstütze Klimaschutz-Organisationen wie Greenpeace, die mit zahlreichen Aktionen Druck auf die Politik ausüben und somit schnelleres politisches Handeln erzeugen können.

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Nordische Nadelwälder

An dritter Stelle sind die nordischen (borealen) Nadelwälder zu nennen. Fast ein Drittel der weltweiten Waldgebiete entfallen auf die nordischen Nadelwälder und sind demnach ein gigantischer CO2-Speicher.

Aber auch sie verändern sich durch die Klimakrise: Durch die Erwärmung dehnen sie sich im Norden aus, ziehen sich aber im Süden zurück. Infolgedessen entstehen dunkle Flächen, die zuvor von hellem Eis und Schnee bedeckt waren und das Sonnenlicht reflektierten. Ohne diesen reflektierenden Effekt verstärkt sich die Erderhitzung. Im Süden können Kipppunkte entstehen, wenn zunehmende Waldbrände und Borkenkäferbefall das Absterben der Wälder beschleunigen. Wo der Nadelwald verschwindet, bleiben Steppen und Prärien zurück, die weniger Kohlenstoff binden und die Klimakrise weiter anheizen, indem sie Kohlenstoff freisetzen. Zudem sind die nordischen Nadelwälder von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Papier- und Holzindustrie und werden demnach gezielt abgeholzt.

nordischen Nadelwälder
Die borrealen Nadelwälder sind von der Klimakrise betroffen. Auch hier befindet sich ein kritischer Kipppunkt im Erdsystem (© Markus Mauthe)

Was kannst du für die nordischen Nadelwälder tun?

  1. Auch hier gilt: Sämtliche Klimaschutzmaßnahmen helfen auch den nordischen Wäldern!
  2. Gehe achtsam mit Papier und Holz um.
  3. Engagiere dich für den Waldschutz, indem du Aufforstungsprojekte unterstützt oder Petitionen unterschreibst.

Waldzerstörung jetzt stoppen

Fakt ist: Unsere Erde hat ein Problem – Und demnach auch wir. Viele der Kipppunkte unseres Erdsystems haben bereits kritische Grenzen erreicht. Um dem entgegenzusteuern, müssen wir mit Vollgas unser Klima schützen, uns informieren und handeln. Um mehr wichtige Informationen zum Thema Kipppunkte, Biodiversitätskrise und Artenkrise zu erhalten, folge doch auch mal dem Instagram-Channel grad.jetzt. Hier findest du neben informativen Wissens-Häppchen auch spannende Einblicke in weltweite Regionen, die bereits jetzt schon von den Auswirkungen eines kippenden Klimas betroffen sind.

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