Repräsentation ist wichtig. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass sich Serien und Filme immer mehr mit den Lebensrealitäten von Schwulen, Lesben, queeren und Transpersonen auseinandersetzen. Wir stellen euch sechs Filme und Serien vor, die besonders empfehlenswert sind, wenn ihr euch für das Thema interessiert oder euch einfach mal damit beschäftigen möchtet. Los geht’s!
1. Film „Pride“
“Pride” ist ein wunderbarer Film, der eine Sache in den Mittelpunkt stellt, über die wir heute viel zu selten diskutieren: Solidarität zwischen marginalisierten Gruppen. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten. 1984 beginnen unter der Regierung von Margaret Thatcher, britische Minenarbeiter zu streiken. Sie erhalten Unterstützung von einer unerwarteten Gruppe. Der Aktivist Mark Ashton gründet die Gruppe “Lesbians and Gays Support the Miners”. Er fährt mit seinen Kamerad:innen ins walisische Dorf Onllwyn und schließt sich dort ihrer Bewegung an.
Nach ersten Abneigungen zwischen diesen Gruppen, kommt es schließlich zum glamourös-betrunkenen Schulterschluss. Pride ist kitschig, tragisch und glättet die Historie mit Sicherheit auch ein bisschen. Aber in einer Zeit, in der die Arbeiterbewegung (wenn es das heute überhaupt noch gibt) meist nicht sonderlich viel von intellektuellen, queeren Großstädtern wissen möchte (und umgekehrt) zeigt uns “Pride”, wohin die Reise vielleicht wieder gehen müsste: zur Solidarität. Auf Amazon verfügbar.
2. Serie: „Queer Eye“
Queer Eye ist das Serienphänomen der letzten Jahre. In der Makeover-Show treffen fünf queere Beauty und Lifestyle-Experten, die Fab Five, auf Menschen, denen sie helfen wollen, ihre Persönlichkeit noch stärker auszuleben. Im Gegensatz zu anderen Formaten versprüht Queer Eye eine unglaubliche Positivität.
Das fängt bei den Fab Five an, die man für ihre quirlige Art einfach lieben muss und geht bei den Kandidat:innen weiter, die wirklich aus allen Lebenslagen zusammengewürfelt sind, vom Pastor bis zum Pianisten. Das Beeindruckende dabei ist, dass die Show auch gesellschaftliche Missstände wie Rassismus, Homophobie und Transfeindlichkeit anspricht. 5. Staffeln auf Netflix.
3. Film: „Moonlight“
Manchen ist Barry Jenkins’ Moonlight vielleicht noch als der Film in Erinnerung, der bei den Oscars 2017 für große Verwirrung gesorgt hat: Auf der Bühne wurde nämlich der falsche Name verlesen und “La La Land” vorzeitig zum “Besten Film” gekürt. Die Umschläge waren vertauscht worden. Dabei hat dieser wahnsinnig einfühlsame Film auch ohne dieses Malheur einen Platz in den Geschichtsbüchern verdient. Denn es ist der erste Film mit einem LGBTQ-Protagonisten, der diesen Oscar erhalten hat.
In Moonlight begleiten wir Chiron durch drei Zeitebenen, als Kind, Teenager und erwachsenen Mann. Wird er als Kind noch gemobbt, spielt er sich als Jugendlicher bereits auf, um als Erwachsener ein ziemlicher Gangster zu werden. Was wir immer stärker merken: Das harte Äußere ist nur Kompensation für die inneren Probleme. Chiron kann sich aufgrund gesellschaftlicher Umstände seine Homosexualität kaum eingestehen, was sich erst ändert, als er wieder auf einen alten Schulfreund trifft. Moonlight ist dabei ein tolles Beispiel für intersektionales Erzählen, weil es hier eben nicht nur um die Identität als schwuler, sondern auch als schwarzer Mann in den heutigen USA geht. Auf Netflix verfügbar.
4. Serie: „Bonding“
Dass Serien immer reifer und lockerer mit vielen verschiedenen Sexualitäten, Identitäten und Vorlieben umgehen, beweist Bonding. Dieser Plot wäre vor zwanzig Jahren wahrscheinlich so nicht umgesetzt worden, weil auch hier mehrere marginalisierte Themen angesprochen werden, vor allem Sex Work. In der Serie trifft der schwule Peter seine alte Highschool-Freundin Tiff wieder, mit der er eine sexuelle Vergangenheit hat. Sie arbeitet mittlerweile als Domina und er hilft ihr bei seiner Arbeit.
Die super kurzen Episoden (ca. 15 Minuten) sind witzig und unfassbar positiv. „Bonding“ zeigt uns eine Welt, in der sexuellen Vorlieben nie mit Argwohn begegnet wird, sondern immer wieder unterstrichen wird, dass es okay ist, wen wir lieben und wie wir das tun möchten. Dabei versucht die Serie angenehmer Weise nie, das zu problematisieren. Wer sich noch nie mit BDSM auseinandergesetzt hat, kann hier damit anfangen. Eine Staffel auf Netflix.
5. Film: „Tangerine“
Sean Baker ist einer der interessantesten Regisseure unserer Zeit. Das gilt nicht nur für den Inhalt der Filme, sondern auch für die Form. Die Trans-Komödie “Tangerine” wurde zum Beispiel komplett mit iPhones gedreht.
Auch dieser Film beschäftigt sich mit Sexarbeit. Die beiden Trans-Sexarbeiterinnen Alexandra und Sin-Dee verbringen einen Tag und eine Nacht zusammen auf den Straßen von Los Angeles. Sin-Dee ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und erfährt, dass ihr Freund und Zuhälter Chester sie betrogen hat. Zugleich begleiten wir den armenischen Taxifahrer Razmik, der seine Bisexualität vor seiner heilen Familienwelt geheim hält. Irgendwann kreuzen sich die Pfade dieser Charaktere und eine explosive Mischung geht hoch.
Tangerine ist dabei unheimlich zeitgeistig. Laute Trap-Musik knallt aus den Lautsprechern, es wird gebrüllt, geflucht, Backpfeifen werden verteilt. Beim Schauen fühlt man sich in so einen Rausch versetzt, dass man fast vergisst, was für eine unglaublich diverse und schlaue Geschichte hier erzählt wird, weil sich alles so echt anfühlt und eine ganz andere Seite von L.A. zeigt. Auch vor der Thematisierung von Trans-Feindlichkeit schreckt der Film nicht zurück und wird trotzdem nie zum deprimierenden „Problem-Film“. Bei Amazon verfügbar.
6. Serie: „Gentleman Jack“
Dass wir mal eine Serie über eine lesbische Hauptfigur bekommen würden, die 1832 spielt, hätten viele wohl kaum gedacht. Schließlich war Homosexualität in dieser Zeit streng tabuisiert. “Gentleman Jack” zeigt jetzt, dass es doch geht und das liegt an Tagebüchern. Vier Millionen Wörter hat Anne Lister nämlich zu dieser Zeit niedergeschrieben, in denen sie (verschlüsselt durch einen geheimen Code) von ihrer lesbischen Sexualität erzählt hat. Deshalb wird sie heute von manchen als erste moderne lesbische Frau verstanden.
Die Serie erzählt von ihren Eskapaden und es ist wahnsinnig erfrischend, sie so selbstbewusst auftreten zu sehen. Dennoch verkommt “Gentleman Jack” nie zur Schulstunde und ihre Hauptfigur nicht zur Heiligen. Sie ist in den Denkweisen ihrer Zeit verhaftet und redet durchaus abfällig über die Armen und Arbeiter:innen. Dass es eine solch komplexe Serie gibt, die nach Jane Austen aussieht, aber politisch so brandaktuell ist, ist wirklich toll. Auf Amazon verfügbar.
Alle Beispiele zeigen, was sich entwickelt hat und tun kann, wenn wir nur offen und bereit dazu sind neues und Andersartiges anzunehmen. Die Filme dokumentieren zudem den Zeitgeist, in dem sich zeigt, das Anderssein nichts Schlechtes ist und wir einander als offene Gesellschaft mit dem Mut zur Offenheit und Akzeptanz begegnen sollten.
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