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„Mehr Mut zu wilden Ecken“

© NABU / Eric Neuling

Dr. Laura Breitkreuz, Referentin für Entomologie und Biodiversität beim NABU, erläutert, wie Hobbygärtner:innen Lebensräume für Insekten schaffen können: einfache Unterkünfte oder auch Hotels mit All-you-can-eat-Angebot.

Immer mehr Menschen begreifen, dass Bienen nicht nur summen und für Honig sorgen, sondern als Bestäuber helfen, die Vielfalt unseres Nahrungsmittelangebots zu erhalten. Was können Verbraucher:innen tun, um den immer stärker bedrohten Wildbienen das Leben zu erleichtern?

„Das beginnt schon beim Lebensmitteleinkauf. Wer etwas für Insekten tun möchte, kann zum Beispiel Bio-Produkte kaufen – hier wird beim Anbau auf chemisch-synthetische Pestizide verzichtet und es kommt eine weite Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten wie Weißklee oder Kornrade zur Anwendung. Diese Pflanzen bieten oft zusätzliches Futter für Insekten.“

Und wer Säfte mag, greift zu Getränken, deren Früchte von Streuobstwiesen stammen….?

„…ja, das wäre gut. Denn Streuobstwiesen bestehen aus verschieden alten hochstämmigen Bäumen oft unterschiedlicher Obstarten. Sie bieten Insekten, Vögeln und Kleinsäugern Lebensraum und verfügen über großen Blütenreichtum. Obendrein stehen sie auf einer Wiese, die häufig ebenfalls ein reichhaltiges Blütenangebot für Insekten bietet.

Aber auch im konventionellen Obstanbau gibt es gute Projekte. So bieten REWE dauerhaft und PENNY als wiederkehrenden Aktionsartikel einen Apfelsaft an, für den Landwirte in ihren Apfelplantagen Biodiversitätsmaßnahmen umsetzen. Es werden zum Beispiel Insektenhotels aufgestellt und Blühstreifen angelegt, die Insekten wertvolle Nahrung und Lebensraum bieten. Zu erkennen ist dieser Saft am PRO PLANET-Label ‚Für mehr Artenvielfalt‘.“

Dr. Laura Breitkreuz ist seit zwei Jahren beim NABU als Referentin für Entomologie und Biodiversität tätig. (© Sevens Maltry)

Wie können Hobbygärtner:innen helfen, Lebensräume für Insekten zu schaffen und deren Nahrungsangebot zu verbessern?

Wichtig ist, keine Chemie im Garten oder auf dem Balkon einzusetzen und bevorzugt heimische Blumen und Sträucher zu pflanzen. Denn die sind gegenüber Schädlingen und Krankheiten meistens robuster als nicht heimische Pflanzenarten. Damit ist die Anwendung von Pestiziden von vorneherein nicht erforderlich. Wichtig ist auch, dass die Pflanzen bienenfreundlich sind. Denn exotische Pflanzen bieten oft keinen Nektar. Oder der Nektar befindet sich in gefüllten Blüten und ist für die Insekten somit nicht zugänglich.“

Welche Pflanzen mögen Insekten besonders gerne?

„Da gibt es sehr viele. Sicherlich Pflanzen mit Blüten wie Wiesensalbei, Akelei, Malven, Flockenblumen oder Kornblumen. Oder auch Küchenkräuter wie Oregano, Salbei, Thymian. Solche Stauden, einjährige Blumenmischungen und Kräuter machen sich auch in Töpfen auf dem Balkon sehr gut. Bei Gehölzen sollten Hobbygärtner:innen ebenfalls heimische Sträucher bevorzugen, wie zum Beispiel Kornelkirsche und Weißdorn, die in regionalen Baumschulen erhältlich sind. Auch Gehölze können der Insektenwelt ein reichliches Angebot an Nektar und Pollen bieten.“

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In einem naturnahen Garten wachsen bevorzugt heimische Blumen und Sträucher. (© NABU / Eric Neuling)

Was können Garten- oder Balkonbesitzer:innen noch tun, um Bienen „unter die Flügel zu greifen“?

„Sie können Insektennisthilfen anbieten. Die gibt es entweder im Fachhandel oder man baut sie selber: Hier finden Wildbienen und andere Insekten im Garten und auf dem Balkon eine Gelegenheit zum Nisten und Überwintern. Im Garten kann auch durch das Anlegen von Totholzhäufen vielen Insektenarten ein Lebensraum geboten werden“

(hier findest du eine Anleitung für Wildbienen-Nisthilfen und eine Anleitung für Insekten-Nisthilfen).

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Garten- oder Balkonbesitzer können Bienen Insektennisthilfen anbieten. (© NABU / Willi Mayer)

Welche Fehler sollten Hobbygärtner:innen, denen das Schicksal von Insekten am Herzen liegt, unbedingt vermeiden?

„Sie sollten ihren Garten nicht überpflegen! Der Rasen muss nicht immer raspelkurz geschnitten werden. Eine Grünfläche mit Gänseblümchen, Löwenzahn und Klee sieht doch auch wunderschön aus und bietet den Insekten über einen langen Zeitraum Nahrung. Warum nicht in einem Teil des Gartens die Natur wuchern lassen, mit Brennnesseln, Gräsern und Stauden? Und: Muss tatsächlich so viel Kies und Rindenmulch verteilt werden, aus Sorge, es könne so genanntes Unkraut hochkommen? Noch ein Tipp zu Hecken: Thuja und Zypressen bieten zwar einen guten Sichtschutz, haben aber keinen Nutzen für die heimische Tierwelt. Ich finde, der Begriff von Schönheit sollte in Gärten dringend überdacht werden. Erst wenn man der Natur freien Lauf lässt, entfaltet sie doch ihre wahre Schönheit!

Vielen Gartenfreunden ist es wichtig, dass ihr Garten gepflegt aussieht…

„…und bedenken dabei nicht, was das für die Tierwelt bedeutet. Wer der Natur zumindest in einem Teil des Gartens freien Lauf lässt – wenige Quadratmeter reichen hier schon aus -, mit wohlduftenden, bunten Wildblumen, die nicht ständig gemäht und auch einmal über den Winter stehen gelassen werden, bietet Insekten einen tollen Lebensraum: eine Art Hotel, inklusive „All-you-can-eat“-Angebot. Und auch eine „wilde“ Wiese ist ein schöner Anblick.“

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Wildblumen duften nicht nur gut, sie bieten Insekten auch einen tollen Lebensraum. (© NABU / Melanie Konrad)

Eine starke Partnerschaft

Aber nicht nur in heimischen Gärten gibt es viel, was wir für die Insekten tun können. Das ist auch der Fall in der heimischen Landwirtschaft. Die Maßnahmen sind hier gar nicht so unterschiedlich. Zahlreiche Landwirte,  der NABU und andere Naturschutzorganisationen sowie REWE und PENNY arbeiten seit langem zusammen, um biologische Vielfalt zu sichern.

Los ging es 2010 mit einem Gemeinschaftsprojekt von REWE Group, regionalen Imkern, der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH sowie der Bodenseestiftung. Im Rahmen des PRO PLANET-Apfelprojekts wurden Nisthilfen aufgestellt, für blühende Hecken gesorgt und so innerhalb und rund um die Anbauflächen der Apfelbauern zusätzliche Nahrungs- und Nistangebote für blütensuchende Insekten geschaffen. Der unabhängige Fachbeirat Nachhaltigkeit der REWE Group vergibt für den Einsatz der Bodensee-Obstbauern zu Gunsten der biologischen Vielfalt das PRO PLANET-Label für die entsprechenden Produkte.

Das PRO PLANET-Label dient als Orientierungshilfe für einen nachhaltigeren Einkauf bei der REWE Group. Damit wird das Engagement auch für die Verbraucher:innen sichtbar. Mit Unterstützung des NABU und seinen Partnerorganisationen sowie der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und ihrer Schwesterstiftungen wurde das Projekt inzwischen in ganz Deutschland auf weitere Obst- sowie Gemüsekulturen ausgeweitet. Die beteiligten Landwirte vor Ort stellen dabei den Projekterfolg sicher:

Aktuell helfen bundesweit mehr als 540 Betriebe, die biologische Vielfalt im Rahmen des PRO PLANET-Projektes durch die Umsetzung der konkreten Maßnahmen zu stärken. Insgesamt wurden durch die teilnehmenden Landwirte bereits 888 Hektar Blühflächen angelegt und aufgewertet und gut 26.000 Büsche, Hecken, Sträucher und Bäume gepflanzt. Zudem wurden 6.500 Nisthilfen für Insekten sowie über 13.300 Nistkästen für Vögel und Fledermäuse aufgestellt.

Das Projekt wurde 2016 mit dem „Deutschen CSR-Preis“ in der Kategorie „Vorbildliche Kooperation eines Unternehmens mit NGOs/NPOs“ ausgezeichnet. Seit 2019 ist es zudem als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet und gewann den European Bee Award.

Erfahre mehr über das Projekt

Dr. Laura Breitkreuz hat an der University of Kansas zum Thema Evolution von Insekten promoviert und ist seit drei Jahren beim NABU (Naturschutzbund Deutschland) als Referentin für Entomologie und Biodiversität tätig. Sie beschäftigt vor allem, wie wir Insekten langfristig schützen und die biologischen Vielfalt erhalten und fördern können.

 

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