Tenside: So wirken die Stoffe in Kosmetik und Reinigungsmitteln Von Sven Christian Schulz Kategorien: Haushalt & Wohnen Stand: 30. April 2024, 11:19 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / KRiemer Tenside befinden sich in fast jedem Shampoo, Duschbad und Reinigungsmittel. Einige Tenside sind aber bedenklich, denn sie können schädlich für die Umwelt und unsere Gesundheit sein. Doch wie lassen sich Tenside unterscheiden? Zu den Tensiden zählen eine ganze Reihe von Stoffen, wie zum Beispiel viele Salze und Sulfate. Der Begriff „Tenside“ kommt vom lateinischen Wort für „Spannung“. Tenside haben eine amphiphile Eigenschaft, das bedeutet, dass sie die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten zerstören. In Kosmetik kommen sie hauptsächlich aufgrund von zwei Eigenschaften vor. Sie wirken emulgierend und können dadurch zwei eigentlich nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten vermengen – so etwa Öl und Wasser. Außerdem wirken sie reinigend, wodurch sich Schmutz und Fett leicht von der Oberfläche der Haut und der Haare herauswaschen lassen. Nebenbei sorgen Tenside für Schaum und sind häufiger Bestandteil von Schaumbädern. Tenside in Kosmetik und Reinigungsmitteln Tenside stecken in vielen Spül- und Reinigungsmitteln. (Foto: CC0 / Pixabay / laterjay) Bereits einfache Seife (= Fett und Lauge gekocht) zählt zu den natürlichen Tensiden – sie wird durch Verseifung aus natürlichen Rohstoffen hergestellt. Es braucht aber dennoch eine chemische Reaktion. Synthetische Tenside werden aus Rohstoffen wie Erdöl oder auch Sonnenblumenöl durch eine chemische Reaktion hergestellt. Wie die Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege im IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel) Birgit Huber gegenüber Utopia erklärte, werden in kosmetischen Produkten vorwiegend synthetische Tenside auf Basis pflanzlicher Rohstoffe eingesetzt. Außerdem werden ihr zufolge unterschiedliche Tenside kombiniert, um „alle gewünschten Anforderungen – wie Schmutzlösung und Schaumbildung verbunden mit einer guten Hautverträglichkeit – gleichermaßen zu erfüllen.“ Die drei Arten von Tensiden in Kosmetik Um Tenside in Kosmetik besser einordnen zu können, ist es sinnvoll, diese in ihren Stärkegrad einzugliedern. Christof Kirkamm vom Hautzentrum Stuttgart erläuterte diese für Utopia wie folgt: Anionische Tenside: Das sind die am häufigsten eingesetzten Tenside in Kosmetik. Sie lösen effektiv Schmutz und Öl und erzeugen reichhaltigen Schaum. Bei empfindlicher Haut und regelmäßiger Anwendung können sie die Haut reizen und austrocknen. Außerdem werden sie kritisiert, umweltschädlich zu sein und Rückstände im Abwasser zu hinterlassen. Beispiele sind Natriumlaurylsulfat (SLS), Natriumlaurylethersulfat (SLES) und Ammoniumlaurylsulfat (ALS). Kationische Tenside: In Conditionern oder Haarspülungen werden sie eingesetzt, um das Haar zu entwirren und die Haaroberfläche zu glätten. Ein Nachteil: Sie können sich mit der Zeit in den Haaren ansammeln und diese beschweren. Zudem sind die kationischen Tenside in der Umwelt schwer abbaubar. Auch in Weichspülern werden die Tenside eingesetzt – wodurch mit der Zeit die Saugfähigkeit der Handtücher nachlassen kann. Ein Beispiel ist Behentrimoniumchlorid. Nichtionische Tenside: Sie sind mild und werden in Produkten für empfindliche Haut eingesetzt. Sie erzeugen zwar weniger Schaum als anionische Tenside. Sie reinigen Haut und Haare sanft, aber durchaus auch weniger effektiv. Meist sind sie teurer als anionische Tenside. Beispiele sind Decylglucosid und Cocamidopropylbetain. Zusammenfassend lässt sich sagen: Starke Tenside haben eine hohe Schmutzlöseeigenschaft und wirken stark entfettend, während mildere Tenside hautschonend sind, aber weniger stark reinigen. Laut Huber hängt es im Endeffekt von den individuellen Wünschen und Bedürfnissen, sowie vom eigenen Hauttyp ab, für welches Produkt beziehungsweise welche Tenside sich Verbraucher:innen entscheiden. Welche Tenside sind eine Gefahr für die Gesundheit? Duschen ohne Tenside = Duschen ohne Shampoo. (Foto: CC0 / Pixabay / Olichel) Der Versuch, Tenside in natürliche und synthetische einzuteilen, ist nicht leicht und meist nicht sinnvoll. Vielmehr kommt es auf den Ursprung und die biologische Abbaubarkeit des fertigen Produktes an. Aber Vorsicht: Einige Tenside basieren auf Palmöl, für das weite Teile des Regenwaldes abgeholzt werden. Das wirkt sich negativ auf das Klima, die Tiere und Pflanzen aus. Frei von Palmöl-Tensiden sind unter anderem Mittel von Sonnett, Memo und Good Soaps. Problematisch sind vor allem die Tenside auf Erdölbasis: Beim Waschen gelangen die Tenside in das Abwasser und so in die Gewässer. Die Erdöl-Tenside bzw. ihre Abbauprodukte zersetzen sich nur sehr langsam und bleiben über Jahre in der Natur. Sie lagern sich vor allem in Meeren und Flüssen ab. Dort schädigen sie die Lebewesen, denn selbst Erdöl-Spuren sind für einige Wasserorganismen toxisch. Am besten ist es für Haut, Haare und Umwelt, hin und wieder auf Shampoo zu verzichten. Die No-Poo-Bewegung erfreut sich wachsender Beliebtheit – auch weil deren Anhänger:innen ganz auf Tenside verzichten wollen. Mehr zu dem Thema bei Utopia: Schädliche Sulfate im Shampoo: So wirken sie auf Haut und Haare Bio-Shampoo selber machen – so geht’s Palmölfreie Kosmetik: Seife, Cremes, Shampoo & Co Überarbeitet von Nora Braatz ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 14 4 Vielen Dank für deine Stimme! 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