Seit über 20 Jahren arbeitet Jan Miller in nachhaltigen Unternehmen. Zwischenmenschliche Fairness ist dem heutigen Marketingleiter der Triodos Bank ebenso wichtig wie die Gestaltung der Kommunikation. Was ihm in unserer Welt fehlt, sind Aufrichtigkeit, Transparenz und ein bewusster Umgang miteinander.
Jan Miller brütet über seinem Rollentext. In seiner Freizeit steht der Mittvierziger gerade als mittelalterlicher Bänkelsänger in einer Laientheatergruppe mit einem Luther-Stück auf der Bühne. Die Rolle des Conférenciers – des Mittlers zwischen Inhalt und Publikum – wurde ihm quasi von der Regisseurin auf den Leib geschrieben. Denn Miller nennt das Kind gern beim Namen, spricht aus, was im Verborgenen liegt, macht unbequeme Wahrheiten sichtbar. Dahinter steht die persönliche Überzeugung, dass sich nur durch Aufrichtigkeit etwas zum Guten verändern lässt. „Erst, wenn alle Karten auf dem Tisch liegen“, sagt Jan Miller, „können wir ein Urteilsvermögen entwickeln und geeignete Lösungen finden.“
Die Triodos Bank setzt auf Information statt auf Werbung
Das gilt für ihn nicht nur auf der Bühne, sondern auch im wahren Leben. Der studierte Psychologe und Betriebswirt arbeitet heute als Head of Marketing bei der Triodos Bank – eine Tätigkeit, die durchaus der des Conférenciers gleicht. Der Inhalt ist ihm wichtig, die Botschaft. In der Kundenkommunikation für die Triodos Bank setzt der Marketingfachmann dabei gemäß seiner Überzeugung auf Information statt Werbung – getreu der Maxime „wir sagen, was wir tun und tun, was wir sagen“. Dass dies besonders in der hochregulierten Finanzbranche nicht immer einfach ist, weiß Miller nur zu gut. Trotz hehrer Ziele muss er Kompromisse eingehen, damit Anwälte und Aufsichtsbehörden zufrieden sind: „Was hilft es, wenn alle Banken ihre Kunden einmal jährlich über die jeweilige Einlagensicherung informieren, und das in einem strikt vorgegebenen, unverständlichen Format? Das wirkt intransparent und ist ein typisches Beispiel dafür, dass der Nutzen des Inhalts offenbar oft nicht zählt“, empört er sich. Transparenz ist bei der Triodos Bank Programm. Darin und in dem Wunsch, durch Geld die Welt zum Guten gestalten zu wollen, treffen sich Millers persönliche Überzeugungen und die seines Arbeitgebers.
Seit ihrer Gründung 1980 vergibt die Triodos Bank ausschließlich Kredite an nachhaltige Unternehmen, die aktiv einen Mehrwert für Mensch und Umwelt schaffen wollen. Finanziert werden beispielsweise herausragende Schulen oder Pflegeheime, die ökologische Landwirtschaft und erneuerbare Energien. Auf der Webseite werden detaillierte Informationen zu den Kreditnehmern veröffentlicht, damit für jeden nachvollziehbar ist, wo und wie das Geld der Bankkunden zum Einsatz kommt. „Jedes Unternehmen, das einen Kredit von uns erhält, unterschreibt eine Transparenz-Klausel. Damit stimmt es der Veröffentlichung seines Namens und seiner Unternehmung auf der Triodos-Webseite zu. Transparenz, Offenheit und Langfristigkeit – auf dieser Basis vergeben wir nicht nur unsere Kredite, sondern pflegen auch unsere Kundenbeziehungen“, sagt Miller, lächelt und setzt hinzu: „Und je größer unsere Gemeinschaft wird, desto schneller treiben wir den Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die Mensch und Umwelt dient, voran.“
Transparenz, Offenheit und Langfristigkeit
Der Head of Marketing der Triodos Bank setzt wie sein Arbeitgeber auf Transparenz. Diese Mission verfolgt er mit einer Mischung aus Neugier, emotionaler Intelligenz, Kreativität und ökologisch-sozialer Überzeugung. Fähigkeiten, die ihm beruflich schon früh zum Erfolg verhalfen. Mit viel unternehmerischer Freiheit arbeitete er als Werkstudent neben seinem Studium beim ökosozialen Textilunternehmen hessnatur, stieg dort später bis zum Marketingleiter auf, bevor er zu Alnatura wechselte. Seit 2012 nutzt er Talent, Gespür und Conférencier-Qualitäten nun für nachhaltige Finanzdienstleistungen.
Geldgeschäfte transparent zu machen, sieht Miller als einen Bildungsauftrag. „Panama Papers, Paradise Papers, Waffengeschäfte, Geldwäsche – auch heute noch wird das große Geld in der Bankenbranche durch Intransparenz verdient.“ Dass das so ist, hat nicht nur mit der bisherigen Bankenkultur zu tun, sondern liegt auch im mitunter paradoxen Wesen des Menschen begründet. Wir wünschen uns den gesellschaftlichen Wandel, einen Paradigmenwechsel für ein nachhaltiges Leben, möchten selbstverständlich einen Mehrwert für Gesellschaft, Umwelt und Kultur schaffen, fordern bei allem „Enkeltauglichkeit“ – aber bitte, ohne dafür auf etwas verzichten zu müssen. Und so tragen wir unser Geld zu irgendeiner Bank, fragen aber nicht weiter, was die Bank mit unserem Geld macht. Doch wenn es uns ernst ist mit der Veränderung der Welt, dann müssen wir – die Bürger genauso wie die Banken – über Geld reden. Davon ist Jan Miller überzeugt.
Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de
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