Mit Buntstiften malen Kinder in praktisch jedem Alter und auch Erwachsene. Jetzt aber wirft eine Öko-Test-Untersuchung ein schlechtes Licht auf Buntstifte: Sie enthalten krebserregende und krebsverdächtige Farbbestandteile und Weichmacher. Zugleich verschärft die EU nun die Grenzwerte für Blei in Spielzeug.
Die Qualität von Buntstiften ist schlecht. Zu diesem Ergebnis kommt das Verbrauchermagazin Öko-Test in der Februar-Ausgabe. Das Magazin untersuchte 20 Buntstiftsets für Kinder und Erwachsene auf Schadstoffe und prüfte in einem Praxistest, was die Stifte auf dem Papier taugen.
Das Ergebnis: „Von den meisten ist abzuraten.“ Der Buntstifte-Test fand krebserregende und krebsverdächtige Farbbestandteile sowie problematische Weichmacher – und zwar bei Billiganbietern genauso wie bei Traditionsfirmen und Öko-Marken. Drei Viertel der getesteten Stifte fielen mit „ungenügend“ durch.
Buntstifte: „erschreckende Bandbreite krebserregender und krebsverdächtiger Farbbestandteile“
Das von Öko-Test beauftragte Labor für Farbprüfungen wies in den Lacken und Minen der untersuchten Buntstifte eine erschreckende Bandbreite krebserregender und krebsverdächtiger Farbbestandteile nach.
- In zwei Marken stieß das Labor auf o-Anisidin, das von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA als krebserregend eingestuft wird – genau wie o-Toluidin, das in den Stiftminen von drei Produkten nachweisbar war.
- Elf Buntstifte im Test waren zudem mit Anilin belastet, was nicht nur unter Krebsverdacht steht, sondern vermutlich auch genetische Defekte verursachen kann.
- Die Lacke von zwei Marken waren außerdem mit Phthalaten belastet: Weichmacher, die im Verdacht stehen, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und wie ein Hormon zu wirken.
Im Praxistest konnte immerhin die Hälfte der Buntstift-Marken überzeugen. Sie deckten ordentlich auf Papier und ließen sich auch leichtgängig anspitzen. Ihre Farbminen erwiesen sich als weitgehend stabil und bröselten allenfalls beim Malen mit Druck. Bei den neun schlechteren Stiften brach etwa bereits beim Anspitzen mehrfach die Mine, zwei waren schwergängig im Spitzer.
Nur zwei Buntstifte im Test gut
Lediglich bei zwei Buntstift-Produkten kann man laut Öko-Test getrost zugreifen:
- Ein „sehr gut“ errangen die BIC Buntstift KIDS Tropicolors 2, die allerdings Schwächen beim Anspitzverhalten zeigten und gerne mal abbrachen. Sie sind holzfrei und kommen aus Frankreich. Zu haben** für knapp 3 Euro im Schreibwarenladen um die Ecke, zur Not auch online zum Beispiel bei eBay, Amazon.
- Ein „gut“ erhielten die Staedtler ergosoft Buntstifte, in denen zwar noch halogenorganische Verbindungen nachgewiesen wurden, die dafür aber im praktischen Einsatz sehr gut abschnitten. Das Holz kommt nach Staedtler-Angaben aus nachhaltiger Forstwirtschaft, ein FSC- oder PEFC-Siegel haben sie nicht. Für knapp 9 Euro zu haben** im Schreibwarenladen um die Ecke, zur Not auch online zum Beispiel bei OTTO, eBay, Amazon
- Immerhin ein „befriedigend“ erhielten Herlitz 12 Buntstifte (ca. 2 Euro), Pelikan Triangulare Bunstifte (ca. 4 Euro), Stylex 12 Dreikant Buntstifte (ca. 2 Euro). Positiv auch unserer Sicht hier das durchweg FSC-zertifizierte Holz, negativ aus Sicht von Öko-Test der Ersatzweichmacher ATBC.
- Unter den mit „ungenügend“ bewerteten Buntstiften befanden sich unter anderem Eigenmarken von Müller Drogeriemarkt und KIK, aber auch namhafte Anbieter wie Eberhard Faber, Faber-Castell, Lamy und Stabilo.
Utopia rät: Es ist bedauerlich, dass Eltern davon ausgehen müssen, dass ausgerechnet Buntstifte für Kinder oft krebserregende oder anderweitig bedenkliche Stoffe enthalten. Wir raten zu Buntstiften aus naturbelassenem Holz, ohne Lackschicht – denn in diesem Lack stecken oft unerwünschte Stoffe. Außerdem sollten Kinder daran gehindert werden, an Stiften zu lutschen oder zu knabbern.
Worauf man achten kann: Die Norm DIN EN 71 verbietet bei Spielzeugen und Buntstiften Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber. Das CE-Zeichen verspricht die Einhaltung der DIN EN 71 bei solchen Stiften (nicht jedoch bei Bleistiften, die nicht als Spielzeug gelten), allerdings bringt der Hersteller das CE-Zeichen in unkontrollierter Eigenverantwortung an. Auch das Siegel „spiel gut“ kann man auf einigen Malsachen finden, weil Buntstifte eben als Spielsachen gelten, doch laut Öko-Test wird bei diesem Zeichen nur in Ausnahmefällen unabhängig auf Schadstoffe geprüft. Auf Holzstiften ist das FSC-Siegel ein Hinweis auf nachhaltiger produziertes Holz, aber Gifte schliesst es nicht aus.
Blei in Buntstiften und Spielzeug
Gute Nachricht: Die EU hat soeben die Grenzwerte für Buntstifte verschärft, damit diese ab 2018 weniger Blei enthalten (was bei Öko-Test gar nicht berücksichtigt worden war). Der Vorstoß basierte auf den jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die bestätigen, dass Blei giftiger ist, als man viele Jahre glaubte.
Bei einer in Deutschland 2010/2011 durchgeführten Marktübersicht zu Blei in Spielzeugen hätte laut EU-Mission zwar der Großteil der Spielzeuge die vorgeschlagenen strengeren Grenzwerte für Blei eingehalten. Jedoch waren drei Arten von Malwerkzeugen aufgefallen, wo die strengeren Grenzwerte eben nicht immer erfüllt worden waren: Bei Fingerfarben, Buntstiften und Wasserfarbenkästen hielten sich nur 70 bis 80 Prozent die strengeren Grenzwerte.
Die BILD nahm das als Anlass, unter der Überschrift „EU verbietet Buntstifte“ gegen die EU zu hetzen und zitierte den CSU-EU-Abgeordneten Markus Ferber mit der Bemerkung, „Es wäre besser, die großen Probleme anzupacken, statt Kinder in ihrer Kreativität zu einzuschränken.“. Offenbar sind für Bild und CSU Gifte in Kinderspielzeug und Buntstiften für Kinder kein Problem. Der Europäischen Chemikalienagentur zufolge ist der Durchschnittswert von Blei im Blut europäischer Kinder bereits viermal höher als das vorgeschlagene Niveau (Quelle).
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