Die USA gehören zu den größten Verursacher von Plastikmüll. Trotzdem wurden in einigen Staaten Gesetze erlassen, um Plastiktüten-Verboten vorzubeugen – doch wieso?
Die ganze Welt tut etwas gegen Plastikmüll: In Europa etwa soll Einwegplastik verboten werden, große Supermarktketten haben die Plastiktüte kostenpflichtig gemacht oder ganz verbannt und Länder wie Kenia sind Plastiktüten sogar strikt verboten. Nur die USA machen genau das Gegenteil: Einige Bundesstaaten haben gegen die Verbote von Plastiktüten wiederum eigene Verbote erlassen.
Plastiktüten-Verbote verletzen bereits erlassene Gesetze
In den letzten Jahren haben einige US-Staaten mehr für den Erhalt der Plastiktüte getan, als dafür, sie endlich abzuschaffen. Das zeigt eine Untersuchung der Organisation National Conference of State Legislatures (NCSL). Demnach ist es in zehn US-Bundesstaaten lokalen Behörden nicht möglich, Plastiktüten zu verbieten oder ihre Benutzung einzuschränken.
Zum Beispiel wurde im Bundesstaat Idaho 2016 ein Gesetz erlassen, wonach ausschließlich der Gesetzgeber Plastiktüten regulieren und besteuern darf. Andere politische Gruppen, etwa Städte und Gemeinten, können keine Verbote verhängen. In den US-Bundesstaaten Arizona, Minnesota, Iowa, Mississippi, Missouri, Wisconsin, Michigan, Indiana und Florida gelten ähnliche Regelungen. Verantwortlich dafür die amerikanische Plastik-Lobby: Sie hat die Verbote vorsorglich erwirkt, unter dem Vorwand, den Konsumenten und die Lebensmittelgeschäfte zu schützen.
Auch in anderen US-Bundesstaaten sind Maßnahmen gegen Plastiktüten umstritten. Erst vergangenen Dienstag, den 27. August, sprach sich der Gouverneur von New Jersey gegen eine Plastiktüten-Gebühr von 5 Cent in seinem Bundesstaat aus.
Wieso wollen die USA nicht, dass die Plastiktüte verboten wird?
In den Vereinigten Staaten gehören Plastiktüten zum Einkaufen dazu. Zum Beispiel arbeiten junge Menschen oft als sogenannte „Bagger“ an Supermarktkassen. Sie verpacken die Einkäufe der Kunden kostenfrei in Plastiktüten. Würde man die Plastiktüten abschaffen, müsste die Kunden ihre Einkäufe selbst einpacken und die Bagger könnten ihre Jobs verlieren.
Viele Organisationen in den USA bewerben die Plastiktüte außerdem als umweltfreundlich. Initiativen wie „Bag the Ban“ behaupten etwa, es reiche, die Tüten zu recyceln, um sie etwa als Baumaterial wiederzuverwenden – so hätten sie eine bessere Klimabilanz als Papiertüten oder andere Alternativen.
US-Amerikaner verbrauchen jährlich etwa 100 Milliarden Plastiktüten
Die Vereinigten Staaten verbrauchen weltweit mit am meisten Einweg-Plastiktüten – laut dem Earth Policy Institute jährlich circa 100 Milliarden. Zum Vergleich: In Deutschland wurden 2017 laut einer Pressemeldung des Handelsverband Deutschland nur 2,4 Milliarden Tüten verbraucht – ganze 1,3 Milliarden weniger als im Vorjahr.
Rechnet man das runter kommen die Deutschen auf 29, die US-Amerikaner dagegen auf etwa 300 Plastiktüten pro Kopf und Jahr.
Glücklicherweise gibt es auch Bundesstaaten in den USA, die sich gegen die Plastiktüte einsetzen: Hawaii und Kalifornien haben Einweg-Plastiktüten zum Beispiel verbannt, in Washington D.C. werden sie besteuert.
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