Öko-Test hat geprüft, wie gut weiße Wandfarbe ohne Konservierungsmittel deckt und ob die Hersteller kritische Stoffe verwenden. Neun von zehn Produkten waren „sehr gut“, eines schnitt mit „ungenügend“ ab.
Bei weißer Farbe haben Heimwerker die Wahl zwischen Produkten mit und ohne Konservierungsstoffen. Sie sorgen dafür, dass sich die Farbe mehrere Monate hält und sich keine Keime und Bakterien bilden. Allerdings stehen Konservierungsstoffe in Wandfarben schon lange in der Kritik: In der Vergangenheit musste sogar eine Schule geräumt werden, weil über 15 Lehrer und 60 Schüler nach der Renovierung über brennende Augen, Atembeschwerden und Kopfschmerzen geklagt hatten. Schuld sollen Isothiazolinone bzw. Methylisothiazolinone in den Farben sein. Dabei gibt es schon lange weiße Wandfarben ohne Konservierungsstoffe. Öko-Test hat zehn Wandfarben auf ihre Deckkraft und mögliche Schadstoffe geprüft. Das Ergebnis ist fast durchweg erfreulich…
Weiße Wandfarbe ohne Konservierungsstoffe im Test
Weiße Wandfarbe ohne Konservierungsstoffe ist besonders für Allergiker eine gute Wahl. Neun von zehn Produkten schnitten im Test „sehr gut“ ab. Allerdings unterscheidet sich die Deckkraft der einzelnen Farben teilweise deutlich voneinander:
- Mit einem Liter Farbe von Hornbach kann man 6,5 Quadratmeter deckend streichen, während ein Liter der Alpina-Farbe für 8 Quadratmeter reicht (jeweils Deckkraft Klasse 1).
- Zwei weiße Wandfarben haben nur Deckkraft Klasse 2. Sie gelten damit noch als „gut deckend“. Unter ihnen befindet sich zum Beispiel die Dispersionsfarbe von Livos (Nr. 413).
In Puncto Konservierungsmittel ist Öko-Test mit allen Farben zufrieden: Keine der getesteten Farben enthält einen der umstrittenen Konservierungsstoffe – weder Isothiazolinone noch krebsverdächtiges Formaldehyd. Damit sich trotzdem keine Keime bilden, verwenden die Hersteller einen besonders hohen pH-Wert. Auf der Skala von 0 bis 14 liegt der pH-Wert der Wandfarben bei etwa 11,3.
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Die richtige weiße Farbe für jeden Zweck
Welche Wandfarbe Heimwerker wählen sollten, hängt auch vom Nassabrieb ab. Er gibt an, wie viel Farbe abgeht, wenn man die Wände beispielsweise mit einem feuchten Lappen abwischt. Farben mit einer Nassabriebfestigkeit der Klassen 1 und 2 eignen sich gut für stärker beanspruchte Bereiche wie Kinderzimmer, Flur und Küche.
- Vier der zehn Farben haben Klasse 2 erreicht, darunter zum Beispiel Alpinaweiß Spritz-Frei.
- Die anderen sechs Wandfarben entsprechen Klasse 3 und eignen sich für normale Wände.
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Eine weiße Wandfarbe ist im Test durchgefallen
Öko-Test hat in der Dispersionsfarbe von Livos (Nr. 413) Bor-Verbindungen nachgewiesen. Dies gibt der Hersteller im Technischen Merkblatt der Farbe auch an. Dort sind die Borverbindungen Borsäure und Borax aufgelistet. „Sie gelten als besonders gefährlich, weil sie vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen können“, erklärt Öko-Test. Laut den Experten erlaubt die Biozid-Verordnung auch nicht, diese Stoffe als Konservierungsmittel bei Farben einzusetzen. Auch Silber steckt in der Farbe, kritisiert Öko-Test. Es kommt unter anderem in der Medizin zum Einsatz. Wird im Alltag häufig verwendet, besteht aber das Risiko, dass Bakterien resistent dagegen werden. Silber verliert dann seine medizinische Wirkung.
„Von Verbraucherinformation scheint Hersteller Livos ebenfalls nicht viel zu halten“ , meint Öko-Test und bezeichnet die Deklaration auf der Verpackung der weißen Wandfarbe als „katastrophal“. Denn hier verschweigt Livos Bor und Silber – nur im Technischen Merkblatt im Internet ist die Borsäure aufgelistet. Aber wer steht schon im Baumarkt und googelt nach den Technischen Merkblättern für Farben? Außerdem verschweigt Livos auch dort, dass sich Silber in der Farbe befindet. Öko-Test findet: „Das geht gar nicht“.
Alle Details findest du in der Ausgabe 06/2019 von Öko-Test sowie online auf www.ökotest.de.
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