Nachhaltigkeit ist bei Geldanlagen immer häufiger ein Kriterium. Aber auch bei Versicherungen möchten wir wissen, wie diese unser Geld investieren. Die Verbraucherzentrale Bremen hat untersucht, inwieweit die Anbieter von staatlich geförderten Rentenprodukten soziale, ethische und ökologische Standards berücksichtigen.
Die meisten Menschen wünschen sich, dass bei ihren Versicherungen Nachhaltigkeits-Aspekte berücksichtigt werden – wer will schon Kinderarbeit, Menschenrechtsverletzungen, die Waffenindustrie oder Umweltzerstörung mit seinem Geld unterstützen?
Eine repräsentative Studie der Forsa im Auftrag der Verbraucherzentrale Bremen hat gezeigt: Drei Viertel der Befragten wünschen sich bei staatlich geförderten Rentenprodukten die Einführung von ethisch-ökologischen Mindeststandards. Grund für die Verbraucherzentrale, bei Versicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds nachzufragen, ob und welche Kriterien der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.
Warum ist Nachhaltigkeit bei der Altersvorsorge wichtig?
Versicherungsanbieter verwalten riesige Geldsummen und legen die Beiträge, die sie monatlich von ihren Kunden bekommen, in unterschiedlichen Bereichen an. Nicht selten investieren Versicherungen die Gelder in umstrittenen Branchen wie der Waffenindustrie, in Kohle- und Kernkraftwerken oder Gentechnik-Unternehmen. Der Profit verdrängt hier das Verantwortungsbewusstsein. Dabei geht es auch anders.
Keine Vorgaben für staatlich geförderte Altersvorsorge
Für die Anbieter staatlich geförderter Altersvorsorgeprodukte gibt es keine Vorgaben im Hinblick auf ethisch-ökologische Kriterien, wie sie das Geld ihrer Kunden investieren müssen. Die Anbieter sind nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz aber dazu verpflichtet, darüber zu informieren, inwieweit sie die Beiträge ethisch, sozial oder ökologisch verwenden.
Betriebliche Altersvorsorge: Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit
Die Verbraucherzentrale Bremen hat die Anbieter betrieblicher Altersvorsorge genauer unter die Lupe genommen. Trauriges Ergebnis: Beim Großteil der untersuchten Anbieter spielen Nachhaltigkeitsstandards keine große Rolle. Von den insgesamt 232 angeschriebenen Anbietern haben sich lediglich 37 Anbieter an der Untersuchung beteiligt und 39 Berichte zur Verfügung gestellt.
Ergebnis der Untersuchung:
- 14 von 39 untersuchten Anbieterberichten liefern schwammige Informationen.
- Nur neun Berichte enthalten konkrete Angaben zu den Nachhaltigkeitskriterien und Informationen darüber, welche Branchen bei der Investition der Beiträge tabu sind.
- In 16 Fällen geben die Anbieter an, dass sie Nachhaltigkeitsstandards nicht konsequent berücksichtigen.
Die Verbraucherzentrale Bremen bemängelt: „In vielen von uns untersuchten Fällen sind die von den Anbietern zur Verfügung gestellten Informationen so vage und schwammig, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht beurteilen können, ob und inwieweit Nachhaltigkeitsstandards tatsächlich angewandt werden“, sagt Ulrike Brendel, Leiterin des Projekts „Gut fürs Geld, gut fürs Klima“ bei der Verbraucherzentrale Bremen.
Zu den neun Anbietern, die angaben, ethisch-ökologische Anlagekriterien zu berücksichtigen und dazu auch Informationen geliefert haben, gehören:
- AachenMünchner Lebensversicherung (LV)
- Concordia oeco LV (Produktlinie Leben oeko)
- Debeka LV
- Debeka Pensionskasse
- Generali Deutsche Pensionskasse
- Hannoversche Pensionskasse
- Nestlé Pensionskasse
- Verka PK Kirchliche Pensionskasse
- Zusatzversorgungskasse des Maler- Lackiererhandwerks.
Was bedeutet betriebliche Altersvorsorge? Wer rentenversicherungspflichtig beschäftigt ist, hat einen gesetzlichen Anspruch auf eine betriebliche Altersvorsorge durch die sogenannte Entgeltumwandlung. Hierbei werden Teile des monatlichen Gehalts in eine betriebliche Altersvorsorge umgewandelt. So wird die gesetzliche Rente aufgebessert. Diese Form der Altersvorsorge wird staatlich gefördert.
Dass sie Nachhaltigkeitsstandards vernachlässigen, begründen die Anbieter damit, dass Rendite und Sicherheit im Mittelpunkt stünden. „Dieses Argument ist längst widerlegt. Die Praxis und verschiedene Studien zeigen, dass sich Rendite und Nachhaltigkeit keinesfalls ausschließen“, meint Brendel.
Das kannst du tun
Letztlich entscheidet der Arbeitgeber über den Anbieter der betrieblichen Altersvorsorge. Jeder ist aber aufgerufen, nachzufragen! Ulrike Brendel rät: „Der Arbeitnehmer sollte sich die vom Arbeitgeber ausgewählten Anbieter nennen lassen und dann schauen, welche Informationen diese selbst veröffentlichen.“ Sie merkt aber auch an: „In der Regel wird er oder sie hier nur wenig erfahren.“ Zu nachhaltigen Lebensversicherungen hat die Verbraucherzentrale eine Übersicht veröffentlicht: www.geld-bewegt.de.
„Damit der Arbeitgeber die Auswahl überdenkt, sollte das Thema zunächst über den Betriebsrat oder direkt über die Personalabteilung angesprochen werden. Eventuell – je nach Größe des Betriebs – gibt es auch einen Nachhaltigkeitsbeauftragten, der sich dem Thema annehmen könnte“, rät Ulrike Brendel weiter.
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