So geht Upcycling richtig: Das neue Modelabel „Wiederbelebt“ aus Stuttgart verwendet für seine Kollektionen ausschließlich Stoffe, Reißverschlüsse und Knöpfe, die in der Industrie als Abfall übrig bleiben.
Eines der größten Probleme für die Umwelt ist die ständige Überproduktion – auch und vor allem in der Mode. Was viele Verbraucher gar nicht wissen oder sich zumindest nicht bewusst machen: In der Textilindustrie bleibt nach der Produktion von Kleidung auch immer ein großer Teil von Stoffresten übrig – da diese ungenutzt bleiben, gelten sie als Abfall.
Und genau hier kommen Sarah und Oğuzhan ins Spiel. Die beiden staatlich geprüften Modedesigner lernten sich 2007 beim Studium in Albstadt kennen, hier studierten sie neben Modedesign auch Textiltechnologie und -management. Während ihrer ersten Jahre Berufserfahrung stellten die beiden dann immer wieder fest, wie viele Millionen Meter Stoff jährlich weggeworfen werden. Die Frage „Ist es wirklich notwendig neues Material herzustellen, wenn jeden Tag in der Textilindustrie große Mengen an Abfall entstehen?“ kam auf – und Ende 2015 gründeten die beiden schließlich „Wiederbelebt“.
Wie arbeitet Wiederbelebt?
Seitdem fahren sie in die Lager von umliegenden Firmen in Baden-Württemberg und kaufen dort die Stoffe, die normalerweise auf dem Müll landen oder verbrannt werden würden. Hierbei handelt es sich um neuwertige Stoffe und Zubehörteile, für die es allerdings keine Verwendung mehr gibt. Bei der Auswahl gehen die beiden Designer von Wiederbelebt sorgsam vor – nur hochwertige Stoffe kommen in den Einkaufswagen und nach eigenen Angaben keine Ware aus China oder Bangladesch.Nicht nur Stoffe, sondern auch die Knöpfe und Reißverschlüsse holen sich Sarah und Oğuzhan von der Industrie.
Der Produzent des Labels sitzt in Gera – hier werden Schnitte erstellt und alle Details besprochen, bevor es dann weiter nach Polen in die Produktion der Kleidungsstücke geht. Polen ist deshalb vor allem eine gute Wahl, weil die Lieferwege kurz bleiben.
Manche Teile entstehen aber auch direkt in dem Stuttgarter Laden der beiden Modedesigner. Gebrauchte Militärparkas werden hier zum Beispiel umgefärbt und mit Reißverschlüssen und Kordeln neu besetzt. Zudem arbeiten die beiden Designer auch mit Second Hand Mode: in der „Nur für dich“-Kollektion gibt es abgeänderte, umgenähte und gepimpte Sachen aus zweiter Hand.
Besonders bei Wiederbelebt: Pro Modell gibt es immer nur 50 Teile – damit wollen Sarah und Oğuzhan weg vom Fast Fashion-Trend und setzen stattdessen auf limitierte Auflagen. Jeder Mantel, jeder Pullover und jedes Shirt trägt seine personalisierte Verkausnummer im Etikett. Und die Preise sind dabei vollkommen in Ordnung: so gibt’s Shirts schon ab 40 Euro, Hosen ab 100 Euro und Jacken ab 130 Euro.
Was ist eigentlich Upcycling?
Upcycling ist ein Mischwort aus Aufwerten („Up“ ) und Wiederverwerten („Recycling“). Die Idee ist, scheinbar nutzlose Dinge oder gar Abfälle in neuwertige Produkte umzuwandeln, um die Notwendigkeit für die Neuproduktion von Dingen und Materialien zu reduzieren und auf diese Weise nachhaltiger zu leben. Anders als beim einfachen Recycling wird beim Upcycling das Material tatsächlich aufgewertet.
Durch den Prozess der Wiederverwertung wird der Bedarf an neu produzierten Rohmaterialien verringert und somit auch der Energieverbrauch sowie die Wasser- und Luftverschmutzung reduziert. Hier findest du mehr spannende Artikel und Ratgeber zum Thema Upcycling.
Das Crowdfunding-Projekt
Auf Startnext läuft nun die nächsten 30 Tage eine Kampagne von „Wiederbelebt“. Wenn du das Label unterstützen möchtest, kannst du das hier mit verschieden großen Beträgen tun. Die Investition fließt dann direkt in die nächste Wiederbelebt-Kollektion. Konkreter heißt das: Es wird einen Besuch in den vollen Stofflagern namhafter Hersteller geben, um dort an noch mehr Restbestände zu kommen. Danach geht’s dann an die konkrete Schnittentwicklung. Wir drücken dem deutschen Label die Daumen.
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