Zur Premiere der ARD-Doku-Serie „Wir können auch anders“ hat Utopia mit Bjarne Mädel, Aurel Mertz und Pheline Roggan gesprochen. Es ging um pragmatische Lösungen und falsche Ausreden beim Klimaschutz.
Am vergangenen Samstag fand in Berlin die Premiere der ARD-Doku-Serie „Wir können auch anders“ statt. In sechs jeweils halbstündigen Episoden begeben sich prominente Schauspieler:innen und Komiker:innen auf die Suche nach Wegen zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft. Seit dem 20. März ist „Wir können auch anders“ in der ARD-Mediathek abrufbar. Am selben Tag läuft um 23:35 Uhr im Ersten eine deutlich kürzere Schnittfassung fürs TV (90 Minuten statt 6 x 30 Minuten).
Utopia war beim Premieren-Event vor Ort und hat sich dabei mit drei Protagonist:innen aus der Doku-Serie unterhalten: mit Comedian Aurel Mertz („Aurel Original“), Schauspielerin Pheline Roggan („jerks.“) und Schauspieler Bjarne Mädel („Der Tatortreiniger“). Alle drei haben durch die Arbeit an „Wir können auch anders“ Menschen kennengelernt, die den Klimaschutz vorantreiben und deren Engagement Mut macht. Woran sie sich aber auch einig sind: Wir haben keine Zeit mehr für Ausreden!
Bjarne Mädel und Ausrede #1: Kann eine einzelne Person wirklich nichts bewirken?
Utopia: Was war die größte Erkenntnis, die Sie bei der Arbeit an „Wir können auch anders“ hatten?
Bjarne Mädel: Bei „Wir können auch anders“, habe ich gelernt, dass die Initiative immer von einzelnen Leuten ausgegangen ist. Es gab immer einzelne Menschen, die mit dem Jetzt-Zustand unzufrieden waren und gesagt haben: „Das muss doch besser gehen.“ Wir haben da ganz tolle Leute und Projekte kennengelernt und die machen mir Mut, dass es eben doch anders geht. Der Titel ist Programm: Wir können auch anders, wir müssen es nur wollen.
Utopia: Also die Ausrede „Ein Einzelner kann nichts bewegen“ gilt nicht?
Bjarne Mädel: Ja! Wenn wir immer nur warten, bis sich das große Ganze ändert, dann wird sich nichts ändern. Insofern kann man im Kleinen was machen. Wenn man eine gute Idee hat, wie zum Beispiel die beiden Landwirte in Sprakebüll, kann man das Leben einer ganzen Gemeinschaft ändern. (Anm. der Red: Die Landwirte aus der Gemeinde Sprakebüll, die in der Doku zu sehen sind, hatten die Idee, Wind- und Solaranlagen zu errichten. Von dem günstigen und klimafreundlichen Strom profitiert seitdem der gesamte Ort.)
Oder in Karlsruhe. Da haben die Bürgerinnen und Bürger selbst gesagt: „Wir haben die Schnauze voll von verstopfter Innenstadt, überall stehen die Autos rum, wir wollen jetzt mehr mit dem Fahrrad unterwegs sein.“ Das wurde nicht von oben angeordnet, sondern kam von der Bevölkerung. Das hat mich begeistert, dass man eben doch – wenn man Sachen ändern möchte – durchaus Möglichkeiten hat.
Pheline Roggan und Ausrede #2: Sind Verbote wirklich keine Lösung?
Utopia: Was war Ihre größte Erkenntnis bei der Arbeit an der Doku?
Pheline Roggan: Ich habe gemerkt, wie wenig Wertschätzung ich dafür hatte, was die Natur permanent für uns leistet: an Ökosystem-Dienstleistungen, an sauberem Wasser, an sauberer Luft zum Atmen, an gesunden Böden, wo alle unsere Nahrungsmittel darauf wachsen. Wie man das alles einfach so hinnimmt, als wäre das selbstverständlich. Aber auch, dass wir permanent dagegen wirtschaften. Dass wir in einem System leben, in dem eigentlich alles bepreist und bilanziert wird, aber diese Leistung gar nicht anerkannt wird.
Utopia: Was ist die Ausrede in Bezug auf Klimaschutz, die Sie nicht mehr hören können?
Pheline Roggan: Ich kann die Verzichts- und Verbotsdebatte nicht mehr hören, weil unser ganzes Leben ja geregelt ist. Wenn man sich zum Beispiel den Verkehr anschaut: da gibt es rote Ampeln. Nehmen die uns etwa unsere Freiheit? Wenn Regeln so gesetzt werden, dass sie wirklich dem Gemeinwohl dienen und gut für alle sind, finde ich es falsch, sie als Verzicht und Verbot zu titulieren. Wir sollten uns auf die positiven Auswirkungen konzentrieren und die Erzählung nicht immer ins Negative setzen.
Aurel Mertz und Ausrede #3: Wollen Wähler:innen wirklich keinen Klimaschutz?
Utopia: Was war Ihre größte Erkenntnis beim Dreh von „Wir können auch anders“?
Aurel Mertz: Was mich fasziniert hat, ist, wie viel CO2 Moore speichern können. Wir müssen CO2 einspeichern, um den Klimawandel einzubremsen und diese Moore sind uns von der Natur gegeben. Deshalb sollten wir einfach dieses gute bereits vorhandene System nutzen – nur eben noch ein bisschen großflächiger.
Utopia: Welche Ausrede in Bezug auf Klimaschutz wollen Sie nicht mehr hören?
Aurel Mertz: Politiker:innen rechtfertigen sich gerne mit: „Hey, wir müssen das machen, um die Wähler:innen zu überzeugen.“ Ich glaube, grundsätzlich sollte es parteiübergreifend ein Ziel sein, das Leben auf diesem Planeten zu erhalten, und deshalb kann man das nicht immer nur auf die Wähler:innen schieben. Denn die Wähler:innen wollen auf jeden Fall überleben und dementsprechend muss sich die Politik eben besser überlegen, wie sie diese Themen kommunizieren will. Sie sollte die Wähler:innen überzeugen und nicht immer nur sagen: „Die wollen das nicht.“
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