Ungefähr 10.000 Gegenstände besitzt jeder Europäer durchschnittlich. Die Studentin Judith Gebbe wollte es genauer wissen und führt eine Inventur ihres Haushaltes durch. Im Gespräch verrrät sie, was sie alles gefunden hat, und worauf sie nicht verzichten kann.
Du hast eine Inventur deines gesamten Haushaltes durchgeführt. Weißt du nichts Besseres mit deiner Zeit anzufangen?
Es gab viele, die mich genau das gefragt haben. Wer zählt auch schon all sein Kram? Das Projekt ist jetzt nicht aus purer Langeweile entstanden. Ich hätte meine Zeit sicherlich auch dafür nutzen können, eine neue Fremdsprache zu lernen statt Bücher, Socken und Stifte zu zählen. Ich fand es anfangs einfach interessant zu sehen, was ich so besitze. Außerdem mag ich Zahlen und Zusammenhänge und war von den generierbaren Daten fasziniert. Vieles gehört einem, ohne dass wir wirklich darüber nachdenken. Aber wenn man es katalogisiert, wird es plötzlich präsent und kann bewertet werden.
Also hast du einfach angefangen zu zählen.
Ich habe an einem Jugendprojekt zum Thema Konsumwandel teilgenommen und mich verstärkt mit Konsumfragen auseinandergesetzt. Auch mit dem Thema Minimalismus. Mich hat es begeistert wie Menschen es schaffen, mit nur wenigen hundert Gegenständen zu leben. Irgendwann im Frühjahr 2015 habe ich dann einen Artikel über eine Fotografin gelesen, die all ihre Gegenstände einzeln fotografierte und zählte. Sie stellte fest: Über die Hälfte benutzte sie nie oder nur sehr selten. Ich fragte mich sofort, wie das bei mir wohl aussieht – die Idee der eigenen Inventur war geboren.
Was möchtest du mit dem Projekt bewirken?
Am Anfang ging es in erster Linie um die Zahlen, darum, coole Statistiken zu machen. Nach einiger Zeit habe ich aber gemerkt, dass die Inventur wie ein Spiegel meines Konsumverhaltens ist. Dadurch ist mir bewusst geworden, dass es noch viele Dinge gibt, die ich verändern kann und muss, um mein Leben nachhaltig zu gestalten. Anderen davon zu erzählen und sie für ihren eigenen Konsum zu sensibilisieren war dann der nächste Schritt. Es geht also um ein besseres, vielleicht auch objektiveres Verständnis von Konsum.
Und was bringt es für dich persönlich?
Zum einen hat es mir Spaß gemacht, mich intensiver mit Datenbanken und Statistiken auseinander zu setzen. Zum anderen hilft mir das Projekt, nachhaltigere Entscheidungen zu fällen, indem es mir vor Augen führt, was ich eigentlich wirklich alles besitze und gebrauche. Mit dem Wissen, dass man 14 T-Shirts besitzt, funktioniert der Gedanke: Dieses Shirt brauche ich eigentlich gar nicht. Der Reiz am Kaufen wird weniger, weil man plötzlich feststellt: Ich habe genug. Das hätte ich so nicht gedacht.
Warum nicht einfach gleich aussortieren, warum vorher zählen?
Durch das Zählen entsteht ein stärkeres Bewusstsein für die Gegenstände und man sortiert anders aus. Insbesondere die Mengen werden bewusster. Es geht dann nicht nur um die Frage: Brauche ich diesen einen Gegenstand, sondern auch darum, ob ich fünf solcher oder ähnlicher Gegenstände brauche. Das verändert das Aussortieren.
Weiterlesen: Auf enorm.de erfahrt ihr, auf welche Dinge Judith trotz allem nicht verzichten kann und warum ihr Experiment noch lange nicht beendet ist.
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