Eine neue Studie mit Daten von rund 500.000 Personen bestätigt offenbar, wovor Psychologen schon länger warnen: Zu viel Zeit vor dem Bildschirm kann bei Jugendlichen zu Depressionen führen. Besonders stark betroffen ist eine bestimmte Gruppe von Usern.
Die US-amerikanische Psychologin Jean Twenge hat eine Studie veröffentlicht, mit der sie vor allem Jugendliche warnen möchte. Ihren Analysen zufolge kann zu viel Zeit vor dem Bildschirm depressive Symptome und sogar Selbstmordgedanken verursachen.
Für die Untersuchung nutzten Twenge und ihr Forscherteam laut dem Lifesyle-Magzin „Vice“ Datensätze aus zwei verschiedenen Erhebungen, die in den USA jährlich bei Jugendlichen und High-School-Schülern durchgeführt werden. Die Wissenschaftler hatten damit Zugriff auf Daten von rund 500.000 Jugendlichen.
Wie nutzen Jugendliche Smartphones und Co?
Aus den Erhebungen analysierten die Forscher, wie die jungen Leute soziale Medien, das Internet und Geräte wie Smartphones oder Spielkonsolen nutzen. Sie überprüften auch, mit welchen anderen Aktivitäten die Teenager sonst noch ihre Zeit verbrachten.
Ihre Ergebnisse glichen die Forscher mit Daten zur psychischen Gesundheit und zu Selbstmorden in der Alterstgruppe ab. Sie bezogen sich dabei auf den Zeitraum von 2010 bis 2017.
Depression hängt mit der Nutzung zusammen
Die Bilanz: „Alles in allem zeigen die Ergebnisse ein klares Muster, das die Aktivitäten vor dem Bildschirm mit einem höheren Level an depressiven Symptomen […] in Verbindung bringt.“ Bei Offline-Aktivitäten sei das hingegen nicht der Fall.
Das heißt konkret: Je mehr Zeit die Jugendlichen mit ihrem Smartphone, Tablet, PC oder anderem elektronischen Geräten verbringen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für depressive Stimmungen, so die Schlussfolgerung der Studie. Jugendliche, die ihr elektronisches Gerät (z.B. Smartphone) drei Stunden täglich oder mehr nutzen, hätten sogar ein 34 Prozent höheres Risiko, suizidale Gedanken zu haben.
Soziale Netzwerke und Depression
Besonders stark betroffen seien dabei junge Frauen. Twenge geht davon aus, dass daran vor allem soziale Netzwerke schuld sind. Wie die Forscher in den Datensätzen feststellten, verbrachten Mädchen mehr Zeit in sozialen Netzwerken als die jungen Männer, die sich stärker mit Videospielen beschäftigten. Die sozialen Netzwerke scheinen also schlechter für die Stimmung zu sein, als Videospiele.
Schon frühere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von sozialen Medien und Depression. Der ständige Vergleich mit den Bildern anderer User in den Netzwerken macht offenbar gerade Frauen stark zu schaffen.
Was ist Ursache und was ist Wirkung?
Für Twenge und ihr Forscherteam steht also fest: Zu viel Zeit vor dem Bildschirm kann depressiv machen. Allerdings lässt die Studie diesen Schluss nicht unbedingt zu, sie zeigt lediglich auf, dass es einen Zusammenhang gibt.
Aber machen soziale Medien und zu viel Zeit vor dem Bildschirm depressiv? Oder nutzen depressive Menschen einfach häufiger solche Medien? Denkbar wäre auch eine Kombination aus beidem. Wie Vice berichtet, kritisierten einige Wissenschaftler außerdem Twenges methodische Herangehensweise.
Studie ist ein Warnsignal
Auch wenn die Studie also einige Punkte also nicht klären kann, sind die Ergebnisse wichtig und ein Warnsignal – vor allem weil sie sich auf so einen großen Datensatz stützen. Für Twenges Schlussfolgerung spricht außerdem, dass in den letzten Jahren die Zahl an Mädchen mit depressiven Symptomen in den USA stark gestiegen ist. Das zeigen Erhebungen im Zeitraum von 2009 bis 2015 – also genau der Zeitraum, in dem auch Smartphones und soziale Medien ihren Aufschwung hatten. Twenge rät deshalb dazu, nicht mehr als zwei Stunden täglich vor dem Bildschirm zu verbringen und mehr Zeit mit „Offline“-Aktivitäten zu verbringen.
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