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Fipronil-Eier in 45 Ländern: EU-Minister beraten über Konsequenzen

Eier
Foto: Pixabax / CC0 / Alexandra Koch

Der Skandal um die Fipronil-Eier ist noch größer als bislang angenommen: 45 Länder sind betroffen, darunter fast alle Länder der EU. Nun haben die EU-Landwirtschaftsminister in einem Treffen über Konsequenzen gesprochen.

In 26 der 28 EU-Mitgliedsstaaten wurden mit Fipronil belastete Eier und Ei-Produkte entdeckt – nur Litauen und Kroatien sind offenbar nicht betroffen. In Europa wurde das Insektizid außerdem in der Schweiz, Norwegen und Liechtenstein festgestellt. Fipronil-Funde gab es auch in 16 weiteren Staaten in Asien, Afrika, Nahost sowie Kanada, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung online.

Der Eier-Skandal hat damit viel weitere Kreise gezogen, als anfangs angenommen. Am Dienstag waren die Fipronil-Eier deshalb Thema bei einem EU-Ministertreffen. Landwirtschafts- und Fischereiminister der EU-Länder haben in Tallinn (Estland) über die Konsequenzen der Krise beraten.

Nach Eier-Skandal: Effizienteres Schnellwarnsystem nötig

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt forderte, dass das Schnellwarnsystem der EU effizienter wird. „Ich erwarte, dass das europäische Schnellwarnsystem dem Namen gerecht wird“, so Schmidt laut dem Bayerischen Rundfunk online.

Jeder verbotene Stoff solle in Zukunft europaweit sofort gemeldet werden, fordert Schmidt. Wenn nicht sicher sei, ob ein bestimmter Stoff tatsächlich gesundheitsgefährdend sei, sollen die anderen EU-Länder im Zweifelsfall trotzdem gewarnt werden. Außerdem müssten die Standards auf europäischer Ebene harmonisiert werden.

Eier-Gipfel im September

Das Ministertreffen am Dienstag war erst der Anfang. Für den 26. September ist ein größeres EU-Treffen anberaumt, zu dem Minister und ranghohe Beamte eingeladen sind. Bei dem Gipfel soll es dann um konkrete Maßnahmen gehen.

Wie kam das Fipronil in die Eier?

Fipronil ist ein Insektizid, das in Tierarzneimitteln gegen Flöhe, Milben und Zecken häufig verwendet wird. Bei Tieren wie Hühnern, die für menschlichen Verzehr gezüchtet werden, darf Fipronil eigentlich gar nicht eingesetzt werden, erst recht nicht in Bio-Betrieben.

Offenbar wurde das Insektizid aber einem normalerweise mit ätherischen Ölen arbeitenden Milbenbekämpfungsmittel namens Dega-16 in unzulässiger Weise beigesetzt und von den Anbietern der Gift-Eier möglicherweise ohne ihr Wissen verwendet. „Nach unserem jetzigen Kenntnisstand haben 100 niederländische, vier deutsche und ein belgischer Betrieb das Mittel Dega-16 bezogen“, so der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT).

„Der Lebensmittelsektor ist äußerst betrugsanfällig“, kommentiert Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch, „Es ist leider keine Überraschung, dass über einen längeren Zeitraum weder Behörden noch Unternehmen den Einsatz einer verbotenen Substanz bemerken oder die Öffentlichkeit darüber informieren.“

Ob das wirklich so war wird noch untersucht.

Wie toxisch sind die Eier mit Fipronil?

Wie üblich macht die Dosis das Gift. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt die Wirkung von Fipronil auf den Menschen als „mäßig giftig“. Nur in großen Mengen kann es Schäden an Nieren, Leber oder der Schilddrüse herbeiführen.

Nur ganz wenige der Eier waren also so stark belastet, dass man sie wirklich als Gift-Eier bezeichnen kann. Die niederländische Lebensmittelaufsichtsbehörde NVWA, die vor den Eiern gewarnt hatte, nannte hier vor allem Eier mit dem Eier-Code 2-GB-4015502 und 2-NL-4015502 als so stark belastet, dass man sie auf keinen Fall essen dürfe.

Ansonsten drohen bei Verzehr in üblichen Mengen schlimmstenfalls Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Schwindel und Krampfanfälle, so die NVWA.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat für Fipronil in Eiern eine skandalös schlecht verständliche Bewertung veröffentlicht, die letztlich aussagt, derzeit bestünde bei „normalen“ Konsumverhalten auch mit belasteten Eiern keine „konkrete Gesundheitsgefährdung“ für Erwachsende, „möglich“ sei aber ein „Risiko“ für Kinder.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt dies so dar: „Nach Einschätzung des zuständigen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist nach derzeitiger Datenlage (5. August 2017) eine akute gesundheitliche Gefährdung der betrachteten Verbrauchergruppen, einschließlich Kinder, unwahrscheinlich.“

Dem steht eine Warnung des vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVEL) betriebenen Portals lebensmittelwarnung.de gegenüber. Sie verweist (wie wir weiter unten) auf die Liste von Eier-Codes der niederländischen Gesundheitsbehörde NVWA. Diese ist in drei Listen aufgeteilt, wobei die erste Liste die stark belastete Nummer 2-NL-4015502 nennt, die zweite Liste umfasst Stempelnummern von Eiern, die laut BVEL „nicht von Kindern verzehrt werden sollten“ – davon sind nun aber schon ziemlich viele im Umlauf.

Christin Meyer, Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Niedersachsen, kritisierte das Bundeslandwirtschaftsministerium und dazugehörige Behörden „wegen irreführender Behauptungen zu Gesundheitsgefahren“. Die Argumentation, für Kinder gehe – bei einem Durchschnittskonsum in Deutschland – selbst bei den in Belgien festgestellten Höchstwerten von mit Fipronil belasteten Eiern keine Gesundheitsgefahr aus, verharmlose das Problem. Wenn etwa ein Kind in Niedersachsen mehr Eier esse als die durchschnittlich in Deutschland verzehrten 0,6 Eier pro Tag, „dann ist die tägliche Aufnahmedosis dieses Giftes bereits überschritten“. Daher bleibe es dabei: „Bei diesem toxischen Stoff gilt die Nulltoleranz. Er hat in Lebensmitteln nichts zu suchen.“

Seit wann steckt Fipronil in den Eiern?

Verschiedenen Medienberichten zufolge werden schon seit etwa Juni Fipronil-belastete Eier verkauft. „Wir wussten seit Anfang Juni, dass es möglicherweise ein Problem mit Fipronil in der Geflügelzucht gibt“, wird Katrien Stragier, Sprecherin der belgischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, zitiert.

Wir essen also möglicherweise schon seit zwei Monaten „Gift-Eier“. Warum wurden EU-Behörden, die ihren Hauptsitz in der belgischen Hauptstadt haben, erst am 20. Juli informiert? Angeblich wog man die Gefahr, dass Konsumenten Schaden durch die Eier nehmen können, gegen die Möglichkeit ab, durch Stillschweigen ungestört ermitteln zu können.

Am 27. Juli hat das BMEL nach eigenen Angaben beim BfR eine Risikoeinschätzung in Auftrag gegeben. Eine erste Konsumwarnung gab man am 1.8. heraus. Für eine Frage-und-Antworten-Liste ließ man sich bis 5.8. Zeit (gibt es hier).

 

Wie erkennt man die Insektizid-belasteten Eier?

Sie haben einen der folgenden Eier-Codes:

Eier aus Deutschland:

1-DE-0357731

Eier aus Belgien:

2-GB-4015502

Eier aus den Niederlanden:

0-NL-4310001
0-NL-4385501
0-NL-4392501
1-NL-4128604
1-NL-4167902
1-NL-4286001
1-NL-4331901
1-NL-4339301
1-NL-4339912
1-NL-4359801
1-NL-4385701
2-NL-4015502
2-NL-4332601
2-NL-4332602
2-NL-4385702

Eine ständig erweiterte Liste führt die niederländische Gesundheitsbehörde NVWA.

Welche Eier soll ich kaufen?

Eier sind bekanntlich Lebensmittel tierischen Ursprungs –und wie immer gilt hier: weniger ist mehr. In diesem Beitrag erklären wir, welche Eier empfehlenswert sind.

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