Kluger Konsum braucht intelligente Einkaufstaschen: Die „Goodbag“ des Berliner Unternehmens Bonsum will als elektronischer Jutebeutel neue Anreize für nachhaltiges Shoppen schaffen.
Online nachhaltiger einkaufen ist leicht, denn dort kann man ja gezielt nach besseren Produkten suchen. Wie aber kann man die Menschen dazu bringen, auch offline bewusster einzukaufen?
Für das Berliner Startup Bonsum ist der Weg die „Goodbag“. Bonsum bewirbt sie etwas vollmundig als „Tasche 4.0“, die, so der Anbieter, „Zack, ein Stück Regenwald rettet“. Kann das so einfach sein?
So funktioniert der Goodbag-Jutebeutel
Die Goodbag verbindet auf geschickte Weise drei aktuelle Trends:
1. Bonussysteme
Bonusprogramme belohnen jeden Kauf mit entsprechenden Gutschriften. Shops wollen damit Kunden binden, denn natürlich wird man vorzugsweise dort einkaufen, wo Punkte, Meilen, Herzen etc. zu sammeln sind, die Preisnachlässe oder Sachpreise versprechen. Klassiker in Deutschland: „PayBack“ (stationärer Handel) und „Webmiles“ (Online).
Goodbag-Anbieter Bonsum versucht bereits seit einiger Zeit, in Onlineshops ein Bonus-System zu etablieren, das zur Nachhaltigkeit motiviert: Verantwortungsvolle Einkäufe (erkennbar über Nachhaltigkeitssiegel) werden mit „Bonets“ belohnt, die man gegen Sachpreise (Pulli, Solarladegerät, …) einlösen oder ökosozialen Projekten (Nabu-Spende, Baum pflanzen, …) spenden kann.
2. Das Ende der Plastiktüten
Immer mehr Supermärkte und Kaufhäuser verbannen Wegwerftüten aus Kunststoff aus ihrem Programm. Papiertüten sind nur bedingt ein guter Ersatz, weil sie eine ebenso schlechte Ökobilanz haben. Besser sind Mehrwegbeutel, zum Beispiel solche aus Jute.
Die Goodbag ist eine solche „Mehrwegtragetasche“ aus nachhaltig produziertem Stoff und mit OCS100-Siegel – aber intelligent. Sie kostet 9,90 Euro und wird mit verschiedenen Motiven bedruckt geliefert. Wir haben einen Beutel bestellt: Die Lieferung dauerte über eine Woche, die Tasche ist robust und trägt das Siegel Organic 100 Content Standard, nicht aber ein Fairtrade-Siegel. Der Chip ist wie auf den Bildern rechts oben sicher eingenäht.
3. Das „Internet der Dinge“
Ein eingebauter, langlebiger Funk-Chip mit passiver NFC-Technik sorgt dafür, dass Kunden ihre Goodbag in teilnehmenden Geschäften kontaktlos scannen lassen können. Pro Scan, also pro Einkauf mit der Goodbag, erhält Bonsum eine kleine Gebühr von den Händlern, von der wiederum ein Teil in den Ankauf der Regenwaldflächen fließt.
„Ganz konkret finanzieren wir für jeden Goodbag-Einkauf den Kauf eines Quadratmeters Regenwald“, so Frederik Betz, einer der beiden Gründer von Bonsum und zuständig für Marketing und Strategie. „Die Regenwaldflächen werden jeweils von regionalen Gemeinden oder Organisationen vor Ort gekauft. Unterstützt und kontrolliert werden diese Projekte von unserem Partner, dem World Land Trust.“
Tue Gutes und rede darüber
Jede Goodbag hat einen Taschencode, sodass der Nutzer nach Registrierung mit seiner E-Mail-Adresse prüfen kann, wieviele Meter Regenwald er schon „gerettet“ und wie viele Einwegplastiktaschen er mit dem Jutebeutel vermieden hat. Auch die Einzelhändler sollen die Möglichkeit erhalten, die durch ihren Laden gerettete Regenwaldfläche abzurufen. Dafür will Bonsum ein Widget bereitstellen, das Händler auf ihrer Website einbinden können.
Die gute Tasche ist waschbar, ohne dass der Chip kaputtgeht. „Die NFC-Chips können laut Herstellerangaben bis zu 100.000 Mal verwendet werden. In unseren Tests haben die Chips sogar 60° Waschgänge überlebt“, so Frederik Betz von Bonsum. „Mittelfristig möchten wir uns auch um die fachgerechte Entsorgung der Goodbag-Chips kümmern. Hier bedarf es aufgrund des hohen Planungsaufwands allerdings noch ein wenig Zeit.“
Goodbag startet in Berlin
Noch ist das alles nur Zukunftsmusik, denn die Goodbag steht erst vor der Einführung. In wenigen Wochen soll es losgehen und die beteiligten Einzelhändler (zunächst nur in Berlin) werden auf der Website bekannt gegeben.
Damit ein solches Bonussystem funktioniert, muss eine hinreichend große Zahl von Händlern mitmachen. Das Interesse ist nach Bonsum-Angaben groß. „Wir sprechen bereits mit einigen großen Supermarktketten, die die Abkehr von Plastiktüten aktiv mitgestalten möchten“, so Betz.
Utopia meint: Kann dieser Jutebeutel den Regenwald retten? Ja, wenn auch nur quadratmeterweise. Die Goodbag ist in jedem Fall ein spannendes System, das Kunden tatsächlich motivieren kann, bevorzugt solche Läden aufzusuchen, die am Goodbag-System teilnehmen und (hoffentlich) entsprechend nachhaltige Produkte anbieten. Dabei ersetzen sie nicht nur die Plastiktüte, sondern bringen auch einen Quadratmeter Regenwald in Sicherheit. Die Idee ist grossartig, Bonsum fehlen nur noch Shops, die bei der Goodbag mitmachen.
Infos auf: www.thegoodbag.de
PS: In Wien ist auf goodbag.io bereits ein ähnliches System unterwegs. Die Projekte haben gemeinsame Wurzeln, gehen aber getrennte Wege.
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