Nachdem ein Mensch nach der Einnahme von Iberogast an Leberversagen gestorben sein soll, ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft gegen den Pharma-Konzern Bayer. Der Vorwurf: Im Beipackzettel fehlte der Hinweis auf die Gefahr von Leberschäden.
Wer Probleme mit dem Magen hat, greift häufig zu Iberogast. Das rezeptfrei erhältliche, pflanzliche Medikament könnte aber gefährlicher sein als bisher angenommen: Iberogast enthält das umstrittene Schöllkraut, das schon länger im Verdacht steht, zu schweren Nebenwirkungen zu führen.
Iberogast soll Todesfall verursacht haben
Wegen des Todesfalls ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Köln gegen den Pharma-Riesen. Ihm wird mögliche fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen berichtet das Handelsblatt. Eine frühere Warnung hätte den Todesfall eventuell verhindern können.
Immer wieder gab es Meldungen von Leberschäden, die offenbar im kausalen Zusammenhang mit der Einnahme von Iberogast stehen. Tragischer Höhepunkt ist ein zweiter Fall von Leberversagen mit Lebertransplantation, der im Juli 2018 bekannt wurde und letztlich tödlich endete. Bayer hat erst im Oktober 2018 den Beipackzettel geändert und vor seltenen aber schwerwiegenden Leberschäden gewarnt.
Diskussion um Leberschädigungen schon seit Jahren
Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind schon seit Jahren insgesamt 48 Fälle bekannt, die auf einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Iberogast und Leberschäden hinwiesen. Bislang gab es aber keinerlei Hinweise im Beipackzettel zu eventuellen Leberschädigungen.
Das Institut hatte bereits 2008 ein Stufenverfahren gegen schöllkrauthaltige Arzneimittel eingeleitet. Bei Iberogast, das wenig Schöllkraut enthält, hätten die Hersteller im Beipackzettel Schwangere, Stillende und Menschen mit Leberproblemen vor der Einnahme warnen müssen.
Bayer (bzw. die Firma Steigerwald, die Iberogast zuvor produziert hat) hatte sich aber jahrelang geweigert und Widerspruch gegen die Forderung des BfArM eingelegt.
Iberogast ist eines der bekanntesten Produkte von Bayer
Iberogast ist ein Verkaufsschlager in deutschen Apotheken: Etwa 10 Millionen Mal pro Jahr wird das Mittel in deutschen Apotheken verkauft. Das rezeptfrei erhältliche Produkt besteht aus neun verschiedenen Arzneipflanzen. Eine davon ist Schöllkraut. In geringen Mengen wirkt die Pflanze krampflösend, in hoher Konzentration kann sie giftig sein und die Leber schädigen.
Die Anwendungsbereiche von Iberogast sind Magenschmerzen, Sodbrennen, Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit, Bauchkrämpfe und ein Reizmagen oder das Reizdarmsyndrom.
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Quelle: www.bfarm.de
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