Vom Fleecepulli bis zum Cocktailkleid – bei jeder Wäsche lösen sich aus unserer Kleidung hunderttausende winzige Fasern. Eine wissenschaftliche Studie bestätigt jetzt: Unsere Kleidung trägt so wesentlich zur Verseuchung der Meere mit Kunststoffpartikeln bei.
Das Problem sind Synthetik-Fasern: Die teils mikroskopisch kleinen Fasern, die sich bei der Wäsche aus der Kleidung lösen, können Waschmaschinen in der Regel nicht aus dem Wasser filtern. Sie gelangen ins Abwasser und mit dem Abwasser in die Kläranlagen. Auch dort können die winzigen Kunststoffteilchen kaum herausgefiltert werden und landen in offenen Gewässern und irgendwann in den Meeren. Mit dem Klärschlamm werden die Fasern außerdem auf die Felder gekippt und finden sich so auch in den Böden wieder.
Über 700.000 Fasern pro Wäsche
Eine Studie der britischen Plymouth University hat nun die Menge und Größe der Fasern analysiert, welche bei einer üblichen Wäsche bei 30 bzw. 40 Grad Celsius aus synthetischen Textilien herausgelöst werden. Die Funde zeigen: Kunstfaser-Kleidung ist eine der wichtigsten Quellen von Mikroplastik in den Gewässern.
Bei einer durchschnittlichen Wäsche können der Studie zufolge aus Polyester-Baumwoll-Mischgewebe rund 138.000 Fasern ans Wasser abgegeben werden, aus reinem Polyester etwa 496.000 Fasern und aus Acryl-Gewebe 730.000 Fasern.
Die Mikropartikel sind gerade einmal 12 bis 18 Mikrometer (0,012 bis 0,018 Millimeter) dick und 5 bis 8 Millimeter lang – gerade ihrer geringen Größe wegen können Waschmaschinen sie meist nicht aus dem Wasser filtern.
Die Verwendung verschiedener Waschmittel und Weichspüler schien im Versuch nur einen geringen Effekt zu haben, wobei die Zugabe von Weichspülern laut Studie „tendenziell“ zu mehr gelösten Fasern führte.
„Die Menge an Mikroplastik in der Umwelt wird voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen“
schreiben die Autoren der Studie, Doktorandin Imogen Napper und Professor Richard Thompson, ein internationaler Experte für Mikroplastik.
Thompson glaubt deshalb, seine Studie sollte eine Maßnahme ähnlich dem kürzlich vorgeschlagenen Verbot von Mikroplastik in Kosmetik anstoßen: Dabei müsste „jede freiwillige oder politische Intervention darauf abzielen, die Freisetzung zu reduzieren, entweder durch Änderungen in der Textilbeschaffenheit oder die Filterung des Abwassers oder beides.“
Synthetikfasern sind überall
Synthetische Fasern werden längst nicht nur in Funktionskleidung oder billigen Wegwerftops eingesetzt: Polyester beispielsweise steckt in sehr vielen Kleidungsstücken, oft gemischt mit Baumwolle – zum Beispiel in Sportkleidung, Fleecejacken, T-Shirts, Pullovern, Schals oder Socken. Acrylfasern findet man vor allem in Textilien mit wollähnlicher Struktur, also beispielweise Pullovern, Jacken, Schals oder Mützen.
Im Gegensatz zu Naturfasern sind Synthetikfasern wie Polyester oder Acryl nicht biologisch abbaubar, sondern sammeln sich in den Gewässern an. Es ist zudem erwiesen, dass Kunststoff-Partikel (Mikroplastik) in den Meeren weitere Schadstoffe geradezu anziehen. Unsere ganz alltägliche Kleidung verteilt also winzige giftige Partikel überall auf der Welt – die unter Umständen irgendwann wieder auf unseren Tellern landen (Stichwort: Fisch).
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Was wir tun können
Während das Problem mit dem Plastikmüll im Meer uns oft abstrakt erscheint, ist jenes mit den Synthetikfasern sehr konkret: Es ist unsere alltägliche Kleidung, die bei jeder Wäsche die Gewässer verseucht. Und es ist allein unsere Entscheidung, ob wir Klamotten aus Kunstfasern oder aus Naturfasern kaufen. Niemand kann sich hier aus der Verantwortung ziehen.
Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Wenn du Fleece oder sonstige Kleidung aus synthetischen Materialien oder Mischgeweben trägst, dann trägst du dazu bei, Flüsse, Seen und Meere zu vergiften.
Verhindern kannst du das, indem du Mode aus Naturfasern wie Baumwolle, Leinen, Hanf, Wolle, Seide etc. trägst. Übrigens: Das betrifft auch Bettwäsche, Handtücher und Putzlappen.
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Zwar gibt es inzwischen Filterlösungen wie den Waschbeuten „Guppy Friend“ und die deutlich effektiveren Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen. „Filtern ist zwar eine Lösung, aber eben die schlechtere im Vergleich zur plastikfreien und ökologischen Herstellung“, sagt eine Experte vom BUND in diesem Artikel bei enorm.
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