Damit die Verkehrswende gelingt, müssen mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Doch wie? Die Nordrhein-Westfälische Stadt Monheim hat eine Idee: Sie will kostenlose Busfahrten anbieten.
Busfahren soll bis spätestens April 2020 kostenlos werden – zumindest für die Bürger Monheims. Diesen Vorschlag von Bürgermeister Daniel Zimmermann hat der Monheimer Stadtrat am 10. Juli angenommen. Nun muss nur noch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zustimmen. Die Entscheidung wird dem Städtischen Nachrichtendienst Monheim zufolge voraussichtlich ab Ende August gefällt.
Gratis-Busfahrten in Monheim: So soll es funktionieren
Die 44.000 Einwohner sollen einen sogenannten Monheim-Pass erhalten, mit dem sie Busse innerhalb der Stadt kostenlos nutzen könnten. Neben dem Pass im Scheckkartenformat soll es auch eine App geben, über die Anwohner auf das kostenlose Ticket zugreifen können.
Auch in das benachbarte Langenfeld sollen Monheimer kostenlos fahren dürfen, per Bahn nach Düsseldorf immerhin zum halben Preis. Touristen und Pendler ohne Monheim-Pass müssen weiterhin den normalen Tarif zahlen.
Größtes kostenloses ÖPNV-Angebot Deutschlands
Die Stadt Monheim in Nordrhein-Westfalen hat laut dem Wirschaftsmagazin Orange by Handelsblatt derzeit 47 Busse. Somit würde der Ort mehr Gratisfahrten anbieten als jede andere Stadt in Deutschland. Die Busse werden derzeit aber wenig genutzt – das soll sich durch die Gratis-Fahrten ändern.
„Das Auto hat man sich einmal gekauft und es steht dann in der Garage – es verursacht zunächst keine sichtbaren Kosten, die kommen erst später an der Tankstelle“, erklärt Bürgermeister Daniel Zimmermann. Eine Busfahrt hingegen koste etwa 3 Euro. Diese „Hemmschwelle“ entfalle nun. Der Bürgermeister hofft, dass deshalb einige Bürger auf den Bus umsteigen werden.
So will Monheim die kostenlosen Busse finanzieren
Die kostenlosen Busse werden Monheim laut Orange by Handelsblatt etwa 3 Millionen Euro jährlich kosten. Das kann sich die Stadt allerdings locker leisten: Monheim gilt als Steueroase – Konzerne zahlen hier weniger Gewerbesteuern. Deshalb nimmt die Stadt jährlich knapp 30 Millionen Euro mehr ein, als sie ausgibt.
Laut der Website des Bürgermeisters soll das Angebot mindestens drei Jahre bestehen. Danach müsse man die Kosten mit dem Verkehrsverbund neu aushandeln.
Auch in Pfaffenhofen gibt es schon kostenlosen Nahverkehr
Doch eine Stadt muss nicht reich sein, um Gratis-Busse einzuführen – das zeigt zum Beispiel die bayrische Kreisstadt Pfaffenhofen bei München. Im 26.000-Einwohner-Städtchen gibt es seit Dezember 2018 sechs Linienbusse, die Passagiere unentgeltlich transportieren. Auch Touristen und andere Gäste fahren hier kostenlos.
Seitdem nutzen laut ZDF mehr als doppelt so viele Fahrgäste die Busse in Pfaffenhofen – früher waren es rund 1.000, nun etwa 2.300 Passagiere täglich. Für den Service muss die Kleinstadt nur 250.000 Euro jährlich zuschießen.
Auch Augsburg will Ende 2019 in der sogenannten „City Zone“ Busse und Trambahnen kostenlos zu Verfügung stellen. Diese umfasst allerdings nur acht Haltestellen. Mehr Informationen: Erste größere Stadt: Augsburg führt kostenlosen Nahverkehr ein
Stickoxidwerte in Deutschland zu hoch
Indem Städte den öffentlichen Nahverkehr vergünstigen oder Busse kostenlos zur Verfügung stellen, können sie Menschen dazu bewegen, weniger Auto zu fahren. Das ist gerade in Großstädten sehr wichtig, denn: Auch 2018 war die Luftverschmutzung durch Dieselabgase in 57 deutschen Städten höher als erlaubt. In Leipzig, Ulm, Koblenz, Eschweiler und Sindelfingen sei die Situation laut Umweltbundesamt besonders schlimm.
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