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Marktschwärmer: Was kann der Online-Bauernmarkt?

Ein Korb buntes Gemüse
Foto: CC0 / Pixabay / SvenHilker

Der Bedarf nach regionalen Lebensmitteln ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Laut dem Bundeszentrum für Ernährung ziehen zwei Drittel der deutschen Verbraucher Produkte aus ihrer Umgebung vor.

Doch werden in den Supermärkten häufig auch jene Lebensmittel zu regionaler Ware deklariert, die enorme Entfernungen zurückgelegt haben, bevor du sie im Regal findest. Denn Begriffe wie „regional“, „heimisch“ oder „aus der Region“ sind nicht geschützt.

Regionale Erzeuger und Käufer vernetzen

Das Social-Start-up Marktschwärmer, das 2011 in Frankreich gegründet wurde, verspricht hier mehr Transparenz und eine bessere Vernetzung. Die Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, Kunden und regionale Anbieter auf neue Weise zu zusammenzubringen.

Der Online-Bauernmarkt will, so sein Motto, „mehr Qualität und Fairness auf dem Teller“ bringen. Seit 2014 gibt es das Konzept auch in Deutschland, seit 2017 trägt es hierzulande den Namen Marktschwärmer.

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Wie das Marktschwärmer-Konzept funktioniert

Wie das Ganze funktioniert? Einfach! Du erstellst dir ein Online-Profil als Marktschwärmer und suchst anschließend nach Schwärmereien in deiner Nähe. Das sind die Orte, an denen einmal pro Woche die Produkte regionaler Erzeuger abgeholt werden können. Sobald du eine nahegelegene Schwärmerei gefunden hast, die dir zusagt, trittst du ihr bei.

Nun kannst du deinen virtuellen Einkaufskorb mit den dort verfügbaren Waren füllen. Obst und Gemüse, Backwaren, Käse, Fleisch oder Wein – in der Regel bieten die Marktschwärmer ein Potpourri hochwertiger Lebensmittel an.

Bezahlt wird per Paypal, Sofortüberweisung, Giropay oder Kreditkarte. Anschließend erhältst du einen nummerierten Bestellschein, der eine Übersicht der bestellten Waren und die Adresse der Schwärmerei ausweist.

Frische, lokale Produkte einfach online einkaufen

Die bestellten Produkte werden an einem bestimmten Tag in der Schwärmerei an alle Käufer verteilt. Es gibt eine Zeitspanne, in der du deine Lebensmittel abholen kannst. In der Regel geschieht dies beim Erzeuger selbst, sodass du dich auch mit dem Hersteller austauschen kannst. Falls ein Erzeuger nicht persönlich vor Ort sein kann, verteilt ein Schwärmerei-Gastgeber die Einkäufe.

Der Gastgeber ist die Person, die eine Schwärmerei leitet, die Anbieter akquiriert und den Verkauf koordiniert. Er dient außerdem als Ansprechpartner für Fragen, Orientierungsprobleme oder Kritik.

Transparentes und faires Preismodell

Clara von Hartz-Möllmann ist seit 2017 Gastgeberin in Köln; im gleichen Jahr wechselte die Plattform ihren deutschen Namen von „Food Assembly“ zum heutigen „Marktschwärmer“. Seit anderthalb Jahren betreibt Hartz-Möllmann ihre Schwärmerei und ist mit Herzblut dabei: „Das Bestreben ist ja, dass man durch diese Art des Konsums zum einen die Bauern in der Umgebung unterstützt, zum anderen aber auch in der Lage ist, sich langfristig regional selbst zu versorgen. Mir gefiel von Anfang an die Idee, Erzeuger und Konsumenten zusammenzubringen und dadurch einen direkten Austausch zu schaffen. Ich finde es toll, dass man auf diese Weise wirklich etwas tut, um die hiesigen Bauern vor dem Aussterben zu retten.“

Neben der Regionalität steht bei den Marktschwärmern auch Fairness ganz oben auf der Agenda: Durch den direkten Verkauf vom Hersteller fallen weder Zwischenhändler- noch Marktgebühren an. Die Preise für die angebotenen Waren legt jeder Erzeuger persönlich und nach eigenem Ermessen fest. Laut „Marktschwärmer“ erhält der Erzeuger am Ende über 80 Prozent seiner Einnahmen vor Steuer. Eine Gebühr von rund 18 Prozent wird an die lokale Schwärmerei und das „Marktschwärmer“-Team abgegeben, damit Technik und Service abgedeckt werden können.

Gerade kleine Betriebe finden neue Käufer

Vor allem kleine Betriebe haben durch das Marktschwärmer-Konzept die Möglichkeit, ihre Waren zu fairen Konditionen anzubieten und einen verlässlichen Zugang zum Markt zu erlangen. Außerdem wird die Wertschätzung der heimisch erzeugten Lebensmittel unterstützt: Konsumenten bekommen ein direktes Verhältnis dazu, wie die Nahrungsmittel entstanden sind und wie der Preis zustande kommt

Bei der Auswahl der Anbieter wird zudem genau darauf geachtet, dass auch verarbeitete Lebensmittel – beispielsweise in Marmeladen, Backwaren oder Getränken – ebenso aus der Region stammen wie alles andere auch.

Schon 60.000 Marktschwärmer in Deutschland

Gastgeberin Clara freut sich, dass die Bewegung spürbar Anklang findet: „Die Leute sind gerne bereit, zwanzig Cent mehr für ein Kilogramm Möhren zu bezahlen, wenn sie wissen, woher sie kommen und welche Qualität sie haben. Den Unterschied schmecken tatsächlich alle! Und die Kunden finden das sogar gut, dass es gewisse Gemüse- und Obstsorten saisonbedingt eben auch mal nicht gibt.“

Inzwischen existieren mehr als 1.500 Schwärmereien in 9 Ländern Europas, derzeit circa 60 in Deutschland. Über 60.000 Menschen hierzulande sind laut Unternehmen zu Marktschwärmern geworden und nutzen das Angebot.

Marktschwärmer
So könnte dein Online-Einkauf bald aussehen! (Foto: Marktschwärmer/Instagram)

Mit #BauerToThePeople und der Einstellung „Wer isst, ist Aktivist“ wollen die Köpfe hinter „Marktschwärmer“ für einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln sensibilisieren. „Mit jedem Einkauf und jeder Mahlzeit entscheidest du, ob die Umwelt zerstört wird und Tiere leiden müssen“, finden sie.

Fazit: Du solltest die sympathische Mischung aus Bauernmarkt und Online-Shop in jedem Fall ausprobieren. Allerdings gibt es noch nicht genügend Schwärmereien in Deutschland (in ganz Bayern sind es nur fünf), damit sich der Einkauf für jeden Kunden und Erzeuger ökologisch und ökonomisch lohnt: Schließlich müssen sich Hersteller und Käufer erst zur Abholstelle bewegen, was wieder (Umwelt-)Kosten verursacht.

In vielen Teilen Deutschlands dürften die Marktschwärmer damit noch keine ernsthafte Konkurrenz für den Wochenmarkt um die Ecke sein. Der hält schließlich auch frische und regionale Produkte bereit.

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