Im September vergangenen Jahres deckten Undercover-Recherchen der RTL-Sendung „Team Wallraff“ verheerende Missstände bei Burger King auf. Unter anderem vertauschten Mitarbeiter:innen vegane Patties mit fleischhaltigen. Erneute Aufnahmen zeigen, dass sich mindestens in einer Filiale wenig gebessert hat.
In insgesamt über 20 verschiedenen Burger-King-Filialen waren Günter Wallraff und das „Team Wallraff“ bislang undercover im Einsatz. Dabei dokumentierten die Reporter:innen zuletzt sowohl altbekannte als auch neue Hygiene- und Qualitätsmängel bei verschiedenen Franchisepartnern. Bereits im vergangenen Jahr zeigten Undercover-Aufnahmen verheerende Missstände bei Burger King. Die neueste Sendung lief am Donnerstagabend bei RTL.
Im September 2022 deckte „Team Wallraff“ in vier Filialen auf, dass offenbar Fleischpatties als vegane Burger verkauft wurden. Daraufhin verloren vegane Produkte bei Burger King das V-Label – ein Siegel für pflanzliche Produkte. Durch grün gekennzeichnete Fritteusen und Zangen und eine spezielle Panade wollte die Fast-Food-Kette das Vegan-Label wiedergewinnen und den Kund:innen vegane Produkte garantieren.
Vegane Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen kontaminiert
Das „Team Wallraff“ deckte nun in einer Berliner Filiale auf, dass die Vorgaben von Burger King nicht immer umgesetzt werden. Undercover-Aufnahmen von Reporter Alex zeigen offenbar, das pflanzliche Produkte ab und an in den Behältern warmgehalten werden, in denen auch die Fleischpatties liegen. Teilweise liegen die vermeintlich veganen Patties im Fleischsud.
Auch will Alex beobachtet haben, dass die Mitarbeiter:innen selten zur grünen Zange greifen, die für den Umgang mit veganen Produkten vorgesehen ist, sondern dauerhaft mit der roten Zange hantieren. Eigentlich sollte durch die Trennung vermieden werden, dass pflanzliche Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen kontaminiert werden.
TV-Koch Ronny Loll erklärte in der RTL-Sendung, dass eigentlich alle pflanzlichen Produkte weggeschmissen werden müssten, sobald sie mit Fleischsud in Kontakt kommen. „Das ist kein Plant-based-Produkt mehr, mit dem ich Werbung mache, für das ich auch viel Geld bekomme“, kritisierte er Burger King. Auch sorgt er sich um Menschen mit Allergien gegen tierische Inhaltsstoffe, die durch den Verzehr eventuell gesundheitliche Probleme bekommen könnten.
Die Schloss Burger GmbH, einer der Franchisenehmer von Burger King, erklärte auf RTL-Nachfrage: Das beschriebene Verhalten der Mitarbeiter:innen sei „nicht zu tolerieren“. Für den Umgang mit veganen Produkten gebe es klare Vorgaben.
Die Recherche von „Team Wallraff“ im September 2022 über Burger King: Reporterin undercover: Wer bei Burger King vegan bestellt, bekommt auch mal Fleisch.
Lebensmittelsicherheit missachtet
Auch Verstöße gegen Vorgaben zur Lebensmittelsicherheit konnten die Reporter:innen in der Berliner Filiale beobachten. So werden frische Lebensmittel, deren Haltezeit abgelaufen ist, nicht wie vorgegeben entsorgt. Stattdessen sollen die Mitarbeiter:innen sie mit neuen Etiketten versehen haben. Beispielsweise müssten Tomaten eigentlich nach 20 Minuten entsorgt werden. Durch die neue Etikettierung verlängern die Angestellten die Dauer, während der die Tomaten offen in der Küche liegen, auf teilweise vier Stunden.
Auch berichtet der Reporter davon, dass die noch essbar aussehenden Zutaten von unverkauften Burgern erneut verwendet werden. Patties landeten demnach wieder im Wärmebehälter und geraten auf neue Burger.
Die Schloss Burger GmbH äußerte sich auf Nachfrage des „Team Wallraff“ zu diesem Vorfall wie folgt: „Unsere Restaurant-Teams sind verpflichtet, die hohen Standards von Burger King einzuhalten, die über gesetzliche Anforderungen hinausgehen. Jegliche Umetikettierung, Umpackung oder Verlängerung der Haltezeit steht eindeutig im Widerspruch zu diesen Standards und wird nicht toleriert. Die Haltezeiten der Lebensmittel müssen regelmäßig überprüft werden, und bei Überschreitung müssen die Lebensmittel ordnungsgemäß entsorgt werden.“
Ausbeutung von Mitarbeiter:innen
Im Zuge der Recherchen für die RTL-Sendung sprachen die Reporter:innen mit einer ehemaligen Führungskraft der Burger King Deutschland GmbH. Der Mann berichtete, teilweise 300 Stunden im Monat gearbeitet zu haben. Die Überstunden seien der Geschäftsführung bekannt und in einem Personalmanagement-Tool vermerkt, sodass Verstöße gegen das Arbeitsgesetz kontrolliert werden können.
Durch einen anderen Informanten gelang es dem „Team Wallraff“, Einblick in dieses Planungssystem zu erhalten und die Daten auszuwerten. Innerhalb von sieben Monaten zeigte das System der Burger King Deutschland GmbH über 70.000 Gesetzesverstöße, darunter Verstöße gegen den Jugendschutz, den Mindestlohn und die Ruhezeiten. Sollten die analysierten Daten tatsächlich korrekt sein, könnten diese schwerwiegende Konsequenzen für das Unternehmen haben. Wie Rechtsanwalt Dr. Sven Jürgens in der Sendung erklärte, wird dies als Vorsatz angesehen. Somit handele es sich nicht nur um eine Straftat, sondern bedeute die persönliche Haftung der Geschäftsführung.
Laut einem Schreiben an RTL nehme die Burger King Deutschland GmbH die Vorwürfe ernst und lasse sie von einem unabhängigen Unternehmen prüfen. Derzeit weise die GmbH die Anschuldigungen jedoch zurück mit der Begründung: Das System erfasse zwar die Arbeitszeiten der Mitarbeiter:innen, lasse es aber trotzdem nicht zu, Rückschlüsse auf Rechtsverstöße zu ziehen. Bei der von Mitarbeiter:innen eingetragenen Zeit könnten laut der GmbH schließlich Fehler entstehen.
Verwendete Quellen: RTL-Sendung
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