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Deep Dive, Synergy, Mindset: Leere Phrasen nerven nicht nur, sie schaden sogar

Impact, Insights, Mindset: Leere Phrasen nerven nicht nur, sie schaden sogar
Foto: CC0 / Pixabay / geralt; CC0 / Pixabay / phmaxiestevez

Eine aktuelle Forschungsarbeit zeigt, wie schädlich sich leere Floskeln auf das Betriebsklima auswirken können. Ein Autor der Studie erklärt im Interview mit dem Spiegel genauer die Hintergründe der sogenannten „Bullshit-Kommunikation“.

Die Art, mit der untereinander kommunizieren, wirkt sich nachhaltig auf unsere Motivation und unser Wohlergehen aus. Das gilt auch im Büro. Der Wissenschaftler Alexander Elia hat deshalb genauer unter die Lupe genommen, welche Effekte Worthülsen auf das Betriebsklima haben.

Schließlich sind Anglizismen, Fachjargons und sogenannte Buzzwords im Berufsalltag keine Seltenheit. Buzzwords sind dabei Schlagwörter, die vor allem darauf ausgerichtet sind, beim Gegenüber Aufmerksamkeit zu erzeugen. Einen konkreten Inhalt müssen sie nicht unbedingt haben.

Inhaltsleere Buzzwords und Phrasen werden in der Psychologie auch als „Bullshit“-Kommunikation definiert. Sie hat laut Elia das Potenzial, das Arbeitsengagement im Betrieb zu senken und der psychischen Gesundheit der Beschäftigten zu schaden.

Was ist „Bullshit-Kommunikation“?

Gegenüber dem Spiegel führt Elia aus, dass sich eine Bullshit-Kommunikation in erster Linie durch einen fehlenden Wahrheitsbezug auszeichnet. Eine Person, die auf diese Art kommuniziert, kümmert sich nicht darum, ob ihre Worte richtig oder falsch sind. Sie möchte nur ihre eigenen Pläne vorantreiben und unangenehme Gespräche vermeiden. Dafür kommen dann irreführende oder inhaltslose Aussagen zum Einsatz.

Wer „bullshittet“, muss dabei nicht unbedingt lügen. Es kann auch sein, dass die Person die Wahrheit überhaupt nicht kennt, sich jedoch auch nicht dafür interessiert. Eine Verdrehung von Tatsachen ist dabei gewissermaßen ein Nebenprodukt. So kommt es zum Beispiel vor, dass Führungskräfte Buzzwords nutzen, ohne deren genaue Bedeutung zu kennen oder ein:e Mitarbeiter:in im Büro ständig von „Lean Change-Management“ redet, ohne genau zu wissen, wie das Konzept eigentlich funktioniert.

Seit 2020 ist es dank der in den USA entwickelten Organizational Bullshit Perception Scale möglich, diese Bullshit-Kommunikation anhand einer Skala mit 15 Sätzen zu messen. Ein solcher Satz ist zum Beispiel „Die Menschen in unserer Organisation benutzen zu oft Fachjargon“.

Elia hat diese Skala erweitert, um so zu messen, wie sich eine solche inhaltsleere Kommunikation auf die Mitarbeitenden auswirkt. Insgesamt nahmen 652 Personen an seinen Befragungen teil.

Bullshit-Kommunikation und ihre Folgen

Bullshit-Kommunikation senkt die Arbeitsmoral und schädigt unsere psychischen Gesundheit.
Bullshit-Kommunikation senkt die Arbeitsmoral und schädigt unsere psychischen Gesundheit.
(Foto: CC0 / Pixabay / lukasbieri)

Wie schädlich „Bullshit-Kommunikation“ im Berufsalltag ist, hat Elia mithilfe eines Fragebogens zum Irritationsniveau gemessen. Der Fragebogen erfasst unter anderem, wie gereizt oder nervös eine Person im Gespräch mit ihrem Gegenüber ist. Eine solche Irritation interpretieren Forschende bereits als Vorstufe des Burn-outs.

Um das Arbeitsengagement genau zu messen, verwendete Elia einen dritten Fragebogen. Die Ergebnisse zeigen: Auch dieses sinkt, wenn Worthülsen einen großen Teil des Berufsalltages ausmachen. Ein gut ausgebildetes Arbeitsengagement sollte hingegen im Interesse der Führungskräfte sein. Schließlich geht es laut Elia mit einer steigenden Motivation und Leistungsbereitschaft einher.

In seiner Forschungsarbeit stellte Elia zudem fest, dass Bullshit-Kommunikation am häufigsten in den Branchen Medien, Werbung und in Agenturen zum Einsatz kam. Die geringsten Werte fanden sich hingegen im Bereich von Bildung und Forschung. Auch das Alter spielt in den Ergebnissen eine Rolle: Je älter die Teilnehmenden waren, umso häufiger nahmen sie eine Aussage oder ein Wort als Bullshit wahr.

Fachjargon: Berechtigt oder überflüssig?

Auch Fachwörter gelten in einzelnen Fällen als Bestandteil von Bullshit-Kommunikation. Das ist dann der Fall, wenn sich Menschen mittels unnötig vieler Fachwörter verkompliziert ausdrücken und das Gegenüber nicht mehr weiß, was eigentlich gemeint ist.

Elia betont jedoch, dass Fachjargon nicht generell problematisch, sondern in vielen Bereichen sogar notwendig ist. Das ist jedoch nur der Fall, wenn Fachwörter die Kommunikation tatsächlich vereinfachen oder präzisieren.

Fazit: Weniger Bullshit, mehr Klarheit

Die Forschungsarbeit von Alexander Elia zeigt: Kommunizieren Führungskräfte und Beschäftigte im Berufsalltag präzise und verzichten dabei auf unklare Anglizismen oder umständliche Fachbegriffe, so könnte sich auch das allgemeine Betriebsklima verbessern. Schließlich sind Mitarbeitende dann tendenziell motivierter und fühlen sich auch psychisch wohler.

Als gute Vorbilder, die Bullshit-Kommunikation gekonnt umgehen, nennt Elia übrigens Tim Höttges von der Deutschen Telekom: Der Telekom CEO drückt sich laut einer Analyse der Universität Hohenheim in seinen Reden besonders verständlich aus.

Auch Elon Musk sei in dieser Hinsicht als positives Beispiel zu nennen. Er soll in einer seiner Firmen bemerkt haben, dass Mitarbeitende zahlreiche Akronyme nutzten. Viele Beschäftigten wussten jedoch gar nicht, was diese eigentlich bedeuteten. Musk forderte daraufhin in einer Mail alle Mitarbeitenden dazu auf, Akronyme möglichst zu meiden.

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