Im ARD-Talk bei „Hart aber fair“ wurde über die „Schnitzel-Frage“ diskutiert. Dabei sprach Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) über seine Anfänge als Vegetarier, Mangelerscheinungen und die Ernährungsstrategie der Bundesregierung.
Bei „Hart aber fair“ ging es am Montagabend um die „Schnitzel-Frage“: Ist Fleischkonsum noch angemessen? Und falls ja: Inwiefern?
Zu Gast in der ARD-Sendung waren unter anderem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und TV-Koch Ralf Zacherl. Der Gastronom ist der Meinung: „Ein bisschen weniger Fleisch bedeutet nicht weniger Genuss“. Vegetarische Kost etwas könne genauso schmackhaft, oder wie er sagt „sexy“, sein. „Wenn wir diese Akzeptanz schaffen, dann haben wir alle weniger Probleme“, so Zacherl weiter.
Hart aber fair: Özdemir über seine Anfänge als Vegetarier
Auch Özdemir – selbst Vegetarier – erklärt eine vorwiegend pflanzliche Ernährung zu einem „Beitrag für den Planeten“. Als Teenager begann der Grünen-Politiker, auf Fleisch zu verzichten. Für die Eltern sei dies zunächst ein Affront gewesen, erzählt Özdemir in der Talkrunde. Schließlich hätten seine Eltern für ihren Lebensstandard hart gearbeitet, Fleisch bedeutete für sie Wohlstand. Doch Özdemir litt, wie er sagt, unter Mangelerscheinungen – „weil ich mich nur von Beilagen ernährt habe“. Bis sich seine Eltern schließlich auf seine Ernährungsumstellung vollends eingelassen haben.
„Ich habe meinen Eltern dann gesagt, ihr habt zwei Möglichkeiten: Entweder einen vegetarischen Sohn oder einen, den ihr auf dem Friedhof besuchen könnt“, will der heutige Landwirtschaftsminister damals seine Eltern adressiert haben. Inzwischen lebten Vater und Mutter ebenfalls vegetarisch.
Schon seit längerem plant Özdemirs Ministerium, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse abzuschaffen. Das Vorhaben ist Teil der Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die gesunde Nahrungsmittel bezahlbarer machen möchte. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland und ebenfalls Gast bei „Hart aber fair“, sieht diesen Vorstoß kritisch. Von einer Mehrwertsteuer würden auch Besserverdienende profitieren, stattdessen sollten gezielt einkommensschwachen Haushalten geholfen werden.
Tierwohl-Siegel bei Fleisch? „Das geht einfach nicht“
Genth sagt auch: „Ich habe ein Problem damit, zu sagen, was sind gesunde und was sind nicht gesunde Lebensmittel.“ Und weiter: „In unseren Läden gibt es keine ungesunden Lebensmittel. Die haben alle hohe Standards.“ Das scheint Minister Özdemir jedoch anders zu bewerten. Teil der Ernährungsstrategie ist es nämlich, neben Fleisch auch Nahrungsmittel mit viel Salz und Zucker zu reduzieren. Derzeit gibt es den Vorschlag, Werbung für derartige Produkte, die speziell an Kinder gerichtet ist, zwischen 6 und 23 Uhr zu unterbinden.
Wie schwierig es sein kann, beim Fleischkonsum auf Tierwohl zu achten, erklärte eine Rentnerin aus Berlin. In der Sendung erklärte sie, von 900 Euro jeden Monat leben zu müssen. „Ich esse einmal die Woche Fleisch“, so die Frau. Auf ein Bio-Siegel zu achten, wie die Tiere gehalten werden, könne sie sich nicht leisten. Sie würde gerne mehr Fleisch essen, „doch das geht einfach nicht“.
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