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Enzym BChE: Forscherin entdeckt mögliche Ursache für plötzlichen Kindstod

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CC0/Unsplash.com/Dakota Corbin

Der plötzliche Kindstod, bei dem Säuglinge im Schlaf versterben, stellt die Wissenschaft seit jeher vor ein Rätsel. Eine Biochemikerin hat sich nach dem Verlust ihres eigenen Kindes auf Ursachenforschung begeben – offenbar mit Erfolg.

Dr. Carmel Therese Harrington verlor ihr Kind. Niemand konnte der Biochemikerin vor 28 Jahren erklären, warum ihr Sohn Damien eines Tages im Schlaf verstarb. Einer Freundin erging es ähnlich, auch ihr Kind erlag dem sogenannten plötzlichen Kindstod, der die Wissenschaft seit jeher vor ein Rätsel stellt.

Harrington wollte eine Antwort auf die Frage, warum gesunde Babys auf einmal sterben. Deshalb begab sie sich auf Ursachenforschung, wie die australische Wissenschaftlerin in einem Crowdfunding-Aufruf beschreibt. „Mir wurde gesagt, es sei tragisch. Ich solle nach Hause gehen und die Zeit mit meinen lebenden Kindern genießen. Ich habe es versucht“, erklärt Harrington.

Doch das Unwissen trieb die dreifache Mutter um, die damals als Anwältin arbeitete. Sie beschloss, zurück in die Forschung zu gehen. Ihre Beharrlichkeit scheint sich nun ausgezahlt zu haben: Gemeinsam mit einem Team des Kinderkrankenhauses Westmead in Sydney veröffentlichte Harrington kürzlich im renommierten Fachmagazin The Lancet eBioMedicine ihre Forschungsergebnisse. Demnach soll ein Enzym das Gehirn der Säuglinge blockieren, weshalb diese nicht im Schlaf aufschrecken, sobald sie aufhören zu atmen. Das Enzym trägt den Namen Butyrylcholinesterase (BChE). Ist es im Gehirn des Kindes nicht aktiv genug, könne dieser Umstand laut den Forscher:innen dazu führen, dass das Baby nicht aufwacht.

Harrington arbeitet nun an einem Screening-Test für Babys

Lange ging die Forschung davon aus, dass es eine Störung in diesem Weckmechanismus gibt. Die genaue Ursache war aber bislang unklar. Menschen haben natürliche Kontrollsysteme, die dafür sorgen, dass der Körper bei einem möglichen Sauerstoffmangel reagiert – etwa, indem die Betroffenen aufwachen, sobald sich der CO2-Gehalt im Blut erhöht.

Das Team aus Wissenschaftler:innen um Harrington untersuchten für ihre Studie getrocknete Blutproben von 61 Babys, die im Alter zwischen einer Woche und zwei Jahren gestorben waren, und verglichen diese mit Proben gesunder Babys. Bei den Kindern, die am plötzlichen Kindstod starben, war das Enzym BChE deutlich weniger aktiv.

Wie Harrington im Interview mit ABC News sagt, arbeitet sie nun an einem Screening-Test, um Säuglinge mit einem erhöhten Risiko rechtzeitig identifizieren zu können. Das Enzym werde dann als Biomarker eingesetzt werden.

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