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Privathaushalte geschützt? Städte und Kommunen wappnen sich für Gas-Ernstfall

Berlin: An einer Tankstelle stehen etliche Gasflaschen.
Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Ob das Gas im Winter knapp wird, kann noch niemand sicher vorhersagen. Sollte es tatsächlich so weit kommen, muss Energie wohl rationiert werden. In den Städten und Kommunen werden jetzt Pläne für den Krisenfall vorbereitet.

Da seit geraumer Zeit deutlich weniger Gas aus Russland nach Deutschland kommt, hat die Bundesregierung längst die Alarmstufe ausgerufen. Das ist die zweite Stufe des dreistufigen Notfallplans. Seit Montag strömt wegen Wartungsarbeiten zudem kein Gas mehr durch die Pipeline Nord Stream 1. Es wird befürchtet, dass Russland danach die Gaslieferungen durch diese Leitung weiter drosselt oder gar nicht erst wieder aufnimmt.

Dreht Russland den Gashahn zu, könnte es in der Heizperiode zu einer Gasmangellage kommen, die schwere Schäden für die Wirtschaft haben und Energie für Privathaushalte deutlich verteuern könnte. Die Wartung dauert in der Regel bis zu zehn Tage.

Städte überprüfen Einsparmaßnahmen

Städte und Kommunen bereiten sich deshalb auf den Ernstfall vor. Energie einzusparen sei in der aktuellen Situation eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages, Verena Göppert, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Städte überprüften deshalb kurzfristige Einsparmaßnahmen. Sie „lassen etwa Beleuchtungen aus, verzichten auf warmes Wasser in öffentlichen Gebäuden, schalten Brunnen ab, temperieren Klimaanlagen und Badewasser anders“, wird Göppert zitiert.

Mit ihren Krisenstäben und kommunalen Versorgern werden zudem Krisenpläne erarbeitet – für den Fall, dass der Bund die Notfallstufe Gas ausrufen und Gas rationiert werden sollte. Deshalb stimmten sich laut Göppert der Bund, die Länder und die Bundesnetzagentur ab. Laut Göppert sei klar, dass „niemand“ im Winter „frieren“ soll. Sie verspricht: „Falls Deutschland der Gashahn abgedreht wird, gehören Privathaushalte zu den besonders geschützten Kunden – bei ihnen würde also erst als letztes Energie rationiert.“ Noch besser wäre es, wenn die Gas-Vorräte reichen und Einschränkungen überhaupt nicht notwendig würden.

„Im Bereich Kritische Infrastrukturen sehr wachsam“

Auf die Frage nach möglichen Vorkehrungen für eine Energie-Mangelsituation beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) teilte eine Sprecherin der dpa mit: „In Bezug auf Gas-Mangel sind die Fachleute im Bereich Kritische Infrastrukturen sehr wachsam und im ständigen Austausch mit der Bundesnetzagentur.“ Ziel sei es dabei, „die Lage genau bewerten zu können und wenn nötig Ableitungen für den Bevölkerungsschutz zu ziehen“.

Das noch im Aufbau befindliche Gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern beim BBK habe seinen ersten Arbeitsschwerpunkt auf die Erstellung eines einheitlichen Lagebildes gelegt. Auf dessen Grundlage wären dann Bewertungen und Entscheidungen möglich, sollte sich die Lage verschärfen.

Menschen mit „existenziellen Ängsten“ nicht vernachlässigen

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderte von der Bundesregierung umgehend ein Konzept, das den Menschen die Angst nehme, dass sie im Winter in einer kalten Wohnung säßen oder auf der Straße landeten, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen könnten. Menschen mit solch „existenziellen Ängsten“ dürften nicht allein gelassen werden, erklärte Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer. Der Sozialverband VdK fordert einen Kündigungsschutz für solche Härtefälle. Niemand dürfe im Herbst und Winter seine Wohnung verlieren, falls Heizkosten nicht mehr beglichen werden könnten, sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele in der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Auch die Fraktionschefin der Grünen, Britta Haßelmann, sieht die Notwendigkeit, insbesondere Geringverdienende in unsicheren Zeiten wie diesen rückzuversichern. Sie unterstützte den Vorschlag von Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke, ein Moratorium für Gas- und Stromsperren bei Zahlungsverzug einzuführen, sollten die Energiepreise noch stärker steigen.

„Das, was wir jetzt gerade sehen, sind ja noch gar nicht die Engpässe, über die wir gerade sprechen“, sagte Haßelmann in der ntv-Talkshow Beisenherz. „Deshalb ist es ein wichtiges Signal, dass wir politisch zusagen, dass die Menschen, die wenig haben, sicher sein müssen, dass sie sich darauf verlassen können, dass sie eine Unterstützung bekommen für Strom und Wärme, wenn sie das aus eigener Kraft nicht stemmen können.“

Mit Material der dpa

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