Die britische Regierung hat ein neues Gesetz erlassen, das es Landwirt:innen ermöglichen soll, Pflanzen und Tiere genetisch zu verändern. Eine Tierschutzorganisation sieht darin eine Gefahr für Haustiere.
Die britische Tierschutzorganisation Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA) warnt davor, dass aufgrund eines neues Gesetzes in England Haustiere genetisch manipuliert werden könnten. Die königliche Zustimmung erhielt das Gesetz am Donnerstag und ist damit in Kraft getreten, wie der Guardian berichtete. Die neue Bestimmung erlaubt es, Pflanzen und Wirbeltiere in England gentechnisch zu verändern. Die schottische, walisische und nordirische Regierung haben dem Gesetz noch nicht zugestimmt.
Laut der britischen Regierung soll das Gesetz es Landwirt:innen ermöglichen, Pflanzen zu züchten und anzubauen, die gegen Trockenheit und Krankheiten resistent sind. Dadurch soll der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden zurückgehen. Zudem sollen Tiere durch eine genetische Veränderung vor gefährlichen Krankheiten geschützt werden. Bisher gab es in Großbritannien strenge Regeln und Vorschriften für gentechnisch veränderte Organismen (GVO). Durch das neue Gesetz müssen diese Tiere und Lebensmittel jedoch nicht mehr als GVO gekennzeichnet und eingestuft werden.
„Tierschutzrechtliche und ethische Bedenken“
Der Guardian zitiert David Bowles, Leiter der Abteilung für Kampagnen und öffentliche Angelegenheiten bei der RSPCA, welcher das Gesetz kritisiert. Seinen Aussagen zufolge habe seine Organisation versucht, eine Ausnahmeregelung für Haustiere einzuführen, man sei aber von der Politik ignoriert worden.
Auch wenn das Gesetz vor allem sogenannte Nutztiere vor Krankheiten schützen soll, sind im Gesetzestext alle Wirbeltiere einbegriffen. Die Tierschützer:innen befürchten daher, dass der Beschluss dazu führen könnte, dass Katzen und Hunde gentechnisch verändert werden, um extreme Merkmale zu erhalten und es somit zu Qualzuchten kommt. Bei Hunden sind beispielsweise Züchtungen mit sehr flachen Nasen (wie bei Mops oder englischer Bulldogge) sehr beliebt, doch Tierschützer:innen raten von ihnen ab. Denn die kurzen Nasen können Atemnot verursachen, warnt unter anderem der Tierschutzbund.
Doch nicht nur die erdenklichen Auswirkungen des Gesetzes für Haustiere sieht Bowles kritisch, sondern auch den dadurch möglichen Einsatz bei Nutztieren. Ihm zufolge könne es passieren, dass das Genom – also das Erbgut – eines Tieres unbeabsichtigt verändert wird und es zu unvorhersehbaren Auswirkungen kommt. Die Tierschutzorganisation warnte, dass die Veränderung des Genoms eines Tieres Verfahren beinhaltet, die „Schmerzen, Leiden, Ängste und dauerhafte Schäden“ verursachen können. „Die RSPCA hat diesbezüglich ernste tierschutzrechtliche und ethische Bedenken“, so der Experte.
Reaktionen der britischen Regierung
Eine Sprecherin des britischen Ministeriums für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) sagte laut Guardian: „Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir beim Tierschutz keine Kompromisse eingehen werden, und wir haben keine Pläne, sekundäre Rechtsvorschriften einzuführen, die präzisionsgezüchtete Haustiere abdecken.“
Die britische Regierung teilte in einer Pressemitteilung mit, dass der rechtliche Rahmen des Gesetztes „schrittweise“ freigegeben werde. Man erkenne an, dass es wichtig sei, Tiere dabei zu schützen. Somit sollen zunächst Züchtungstechnologien bei Pflanzen zum Einsatz kommen, und später erst bei Tieren, heißt es in der Erklärung.
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