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Genmutation während der Pest macht uns bis heute krank

Genmutation während der Pest macht uns heute krank
Foto: Unsplash / Adrian Swancar

Bestimmte Genvariationen haben vor mehr als 700 Jahren Menschen davor bewahrt, an der Pest zu sterben. Dadurch fand jedoch während der Epidemie in Europa eine Selektion statt, die die menschliche Gesundheit noch heute negativ beeinflusst.

Im 14. Jahrhundert starben zwischen 30 und 50 Prozent der gesamten europäischen Bevölkerung an der Pest. Sie gilt deshalb als eine der verheerendsten Epidemien in Europa. Forschende vermuteten, dass der „Schwarze Tod“ die menschliche Evolution maßgeblich beeinflusst haben muss – und tatsächlich: Neue Untersuchungen ergeben, dass bestimmte genetische Gegebenheiten Menschen damals vor dem Tod bewahrt haben. Mit Folgen für die heutige Gesundheit vieler.

Ein Team aus Gen-Forscher:innen und Biolog:innen der McMaster University, der University of Chicago und des Pasteur-Instituts fanden heraus: Genmutationen beeinflussten, wie schwer eine Person damals an der Pest erkrankte – und ob sie die Infektion überlebte. Ihre Ergebnisse haben sie in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Genvariante ERAP2 sticht besonders hervor

Besonders die Genvariante mit dem Namen ERAP2 stach bei den Untersuchungen hervor: Menschen, die sie in sich trugen, überlebten die Pest mit einer 40 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Menschen mit einer anderen Variante.

Die Forschenden untersuchten mehr als mehr als 500 Jahre alte DNA-Proben von Personen, die kurz vor, während oder kurz nach dem Schwarzen Tod in London und Dänemark gestorben waren. Sie wurden im 14. Jahrhunder in Pestgruben gefunden. Dabei stellten sie 245 Genvarianten sicher, die in den Proben aus Londonder Pestgruben häufiger vorkamen. Vier davon fanden sie ebenfalls in Proben aus Dänemark.

Das Forschungsteam identifizierte nach und nach, dass diese Gene während der Pestjahre einer Selektion unterlagen. Das heißt: Im Laufe der Zeit setzten sich bestimmte Genvarianten gegenüber anderen durch – wie etwa ERAP2. Sie sind laut der Studien für die Produktion von Proteinen verantwortlich, die das Immunsystem vor eindringenden Erregern schützen.

Genvarianten wurden über Generationen weitergegeben

Die Menschen, die dadurch die Pest überlebten, gaben sodann ihre Gene, indem sie sich fortpflanzten, an ihre Nachkommen weiter.

Das hat bis heute Auswirkungen. Denn die Genvarianten, die damals schützten, können den Forschenden zufolge Autoimmunerkrankungen auslösen – die damals vermutlich nicht so stark ausgeprägt waren oder als solche erkannt wurden. So steht ERAP2 im Zusammenhang mit der chronisch-entzündlichen Darmkrankheit, Morbus Crohn. Eine der anderen identifizierten Genvarianten wird mit rheumatoider Arthritis, ebenfalls einer Autoimmunerkrankung, in Verbindung gebracht.

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