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„Kein Mann würde einmal im Monat Schmerzen tolerieren und sagen, das gehört halt dazu“

"Kein Mann würde einmal im Monat Schmerzen tolerieren und sagen, das gehört halt dazu"
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - peggy_marco; Pexels - cottonbro

Schätzungsweise jede zehnte Person mit Gebärmutter leidet unter der Krankheit Endometriose. Meist ist die Krankheit aber unbemerkt, denn die Symptome können unterschiedlich ausfallen. Der Bundestag will die Forschung nun mit fünf Millionen Euro fördern.

„Die Regel sollte nicht krankhaft schmerzhaft sein“, zitiert die FAZ den Direktor der Klinik für Frauenheilkunde am Uniklinikum, Sven Becker. Doch für einen Teil der Menschen ist die Periode genau das: eine Qual. Grund dafür kann die Krankheit Endometriose sein. Schätzungen zufolge sind 8 bis 15 Prozent der Menschen mit Gebärmutter zwischen Pubertät und Wechseljahren betroffen. Damit ist das laut Endometriose Vereinigung Deutschland die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung.

Statt das Leiden als etwas „Naturgegebenes“ hinzunehmen und für etwa einen Tag im Monat auszufallen, rät Becker dazu, eine:n Gynäkolog:in aufzusuchen. Dazu ermuntern möchte er laut FAZ mit den Worten: „Kein Mann würde einmal im Monat Schmerzen tolerieren und sagen, das gehört halt dazu.“ Laut dem Mediziner sollten alle potenziellen Betroffenen diese Erkrankung kennen und wissen, wo sie Hilfe finden können. Die Endometriose Vereinigung Deutschland stellt auf der Webseite eine Liste von ärztlich zertifizierten Endometrioseeinrichtungen zur Verfügung, bei der sich Betroffene informieren können.

Wie wenig über die Krankheit bekannt ist, und eine Diagnose daher schwierig, weiß Becker. Im Schnitt dauere es sechs bis sieben Jahre und der Besuch bei fünf bis sechs Ärzt:innen, bis die Krankheit diagnostiziert werde.

Symptome von Endometriose

Die Symptome von Endometriose sind laut der Endometriose Vereinigung Deutschland vielseitig, was die Diagnose erschwert. Man spricht daher auch vom „Chamäleon der Gynäkologie“. Zu den häufigsten Symptomen der Krankheit gehört eine schmerzhafte Regelblutung, sowie Schmerzen in Rücken und Beinen, beim Urinieren und beim Sex.

Wenn die Krankheit unentdeckt bleibt, verbreitet sich laut Becker der Schmerz über die Jahre. Die Beschwerden können dann bereits vor der Blutung einsetzen und im Körper kann es zu Verwachsungen kommen. Die Symptome verschwinden erst wieder in den Wechseljahren.

Grund für die Schmerzen sind Wucherungen beziehungsweise Zellen, die außerhalb der Gebärmutter auftreten, etwa am Bauchfell, den Eierstöcken, in der Blase oder im Darm. Die Zellen sind denen der Gebärmutter, dem Endometrium, sehr ähnlich und durchläuft den gleichen Zyklus. So können sie beispielsweise manchmal ebenfalls während der Periode bluten. Da das Blut nicht abfließen kann, kommt es zu Entzündungen.

Ebenfalls zu den Symptomen können chronische Erschöpfung, unregelmäßige und starke Menstruationsblutungen, Migräne und Unfruchtbarkeit sein. Die Folge können Einschränkungen in Berufsleben, Partnerschaft und Familienplanung sein.

Diagnose und Behandlung von Endometriose

Eine klare Diagnose der Krankheit könne laut Becker nur durch eine Operation unter Vollnarkose in einer dafür spezialisierten Klinik erfolgen. Doch das Privatlabor Eluthia GmbH, ansässig in Gießen, hat in Zusammenarbeit mit Partnerlaboren in der Schweiz und in Frankreich den weltweit ersten Speicheltest zum Nachweisen von einer Endometriose-Erkrankung entwickelt.

Hier mehr Informationen dazu: Anstatt OP: Neuer Speicheltest stellt Endometriose fest

Ein Verdacht auf Endometriose könne laut Becker bereist ausgesprochen werden, wenn durch die Anti-Baby-Pille, das die Regelblutung unterdrückt, auch die Schmerzen verschwinden. Die Einnahme des Verhütungsmittels ist auch eine Möglichkeit, um die Symptome zu behandeln. Dadurch, dass die Gebärmutterschleimhaut dann nicht aufbaut, nehmen die Schmerzen ab.

Bekämpfen lässt sich Endometriose langfristig durch eine Operation, bei der die Zellen außerhalb der Gebärmutter entfernt werden. Das könne laut Becker vor allem für jene mit Kinderwunsch eine Option sein.

Mehr Geld zur Erforschung von Endometriose

Wie es zu den Wucherungen außerhalb der Gebärmutter kommt, ist in der Wissenschaft noch nicht beantwortet. Um die Ursachen von Endometriose zu erforschen, beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages im Rahmen seiner Etatberatungen eine Förderlinie in der Höhe von fünf Millionen Euro.

Seit Jahrzehnten fehle es an wichtiger Grundlagenforschung, sagte die Grünengesundheitsexpertin Saskia Weishaupt der Nachrichtenagentur AFP. Mit den fünf Millionen Euro seien nun für das nächste Jahr mehr Gelder in die Endometrioseforschung geflossen als in den vergangenen 20 Jahren zusammen.

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